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Nahost

Bei Hilfsgüter-Verteilung: Erneut Tote bei Angriffen im Gazastreifen

19. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Bei Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen sind am Donnerstag nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 75 Menschen getötet worden.

Viele von ihnen seien ums Leben gekommen, während sie am Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens auf die Ausgabe von Hilfsgütern warteten, sagte ein Sprecher der Behörde. 

Er verwies auf Schüsse am Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens sowie an einem Hilfszentrum in der Nähe von Khan Younis im Süden des Gazastreifens. 

Die israelische Armee erklärte, ihre Soldaten hätten am Netzarim-Korridor "Warnschüsse" auf "Verdächtige" abgegeben, die sich ihnen näherten. Über Verletzte habe sie keine Kenntnis. Zu dem Vorfall in der Nähe von Chan Junis äußerte sich die Armee nicht.

Nach Angaben des Augenzeugen Bassam Abu Shaar hatten sich über Nacht tausende Menschen in der Hoffnung versammelt, in der Früh Hilfsgüter von einem von den USA und Israel unterstützten Verteilzentrum zu bekommen. 

"Wir konnten ihnen nicht helfen"

"Gegen 1.00 Uhr begannen sie auf uns zu schießen. Die Schüsse kamen verstärkt von Panzern, Flugzeugen und Quadrocoptern", einer Art Hubschrauber. Wegen der großen Menschenmenge sei eine Flucht praktisch unmöglich gewesen. Verletzte und Tote hätten auf dem Boden gelegen. "Wir konnten ihnen nicht helfen oder wenigstens selbst flüchten."

Die Behörden der militanten Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen haben der israelischen Armee schon mehrfach die Tötung von dutzenden Menschen vorgeworfen, die sich in der Nähe von Verteilzentren für Hilfsgüter versammelt hatten. 

Warnungen vor Hungersnot im Gazastreifen

Anfang März hatte Israel aufgrund der stockenden Waffenruhegespräche eine Blockade für Hilfsgüter für den Gazastreifen verhängt. Erst Ende Mai wurde die Blockade teilweise wieder aufgehoben.

Israel steht wegen der verheerenden humanitären Lage in dem Palästinensergebiet international unter Druck. Die UNO warnte jüngst vor einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen.

Die von den USA und Israel unterstützte Hilfsorganisation GHF hatte Ende Mai ihre Arbeit im Gazastreifen aufgenommen und vier Verteilzentren im Süden und im Zentrum des Palästinensergebiets eröffnet. 

Die UNO und große Hilfsorganisationen verweigern die Kooperation mit der Stiftung, der sie vorwerfen, sich nach den Plänen der israelischen Armee auszurichten. An den Zentren kommt es immer wieder zu Chaos und Gewalt.

In anderen Teilen des Gazastreifens wurden nach Angaben des Hamas-Zivilschutzes am Donnerstag weitere zehn Menschen durch israelischen Beschuss getötet. 

Drei Menschen kamen demnach in einem Wohngebäude in der Stadt Gaza ums Leben, sieben bei einem Angriff auf das Vertriebenenlager Al-Shati.

Video zu Eskalation in Gaza: Tote bei Hilfsausgabe

Zusammenfassung
  • Bei Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen wurden laut Hamas-Zivilschutz am Donnerstag mindestens 75 Menschen getötet.
  • Augenzeugen berichten, dass in der Nacht tausende Menschen am Verteilzentrum warteten und ab etwa 1.00 Uhr aus Panzern, Flugzeugen und Quadrocoptern beschossen wurden, wobei eine Flucht aufgrund der Menschenmenge kaum möglich war.
  • In anderen Teilen des Gazastreifens kamen laut Hamas-Zivilschutz zehn weitere Menschen durch israelischen Beschuss ums Leben, darunter drei in einem Wohngebäude in Gaza-Stadt und sieben im Vertriebenenlager Al-Shati.