APA/Paul Bourdrel

Zirkusshow "Urlicht" in der Kulturhauptstadt Bad Ischl

0

Der Zirkus ist in der (Kulturhaupt)stadt - mit Körperskulpturen, schwindelerregender Luftakrobatik und alpin adaptierter Musik von Gustav Mahler haben das Circa Ensemble aus Brisbane/Australien und die Osttiroler Musicbanda Franui Samstagabend in Bad Ischl das Publikum begeistert und mit ihrer Show "Urlicht Primal Light" Standing Ovations eingeheimst. 15 Kinder von "Goisern macht Circus" haben die australischen Profis auf der Bühne dabei höchst routiniert unterstützt.

Falls jemand immer noch geglaubt hat, Zirkus bestehe aus Clowns in zu großen Schuhen, Pferden, die artig im Kreis laufen, und einer Manege in einem knallbunten Zelt - nein. Circa ist eher dem Cirque Nouveau zuzurechnen und bietet eine Mischung aus zeitgenössischem Tanz und Akrobatik auf einer Theaterbühne. Was das Ensemble unter Regisseur Yaron Lifschitz zeigt, ist Körperbeherrschung pur. Menschenpyramiden, bis zu vier Frau/Mann hoch, Artisten, die durch Reifen springen, am Schwungseil - ungesichert, warum auch immer - wild durch die Luft bis über die ersten Publikumsreihen im Kongress & TheaterHaus wirbeln und am Vertikaltuch ästhetisch durch lichte Höhen turnen, immer wieder mit eingebauten Schreckmomenten, die dem Publikum das erwartete "Oh mein Gott" entlocken, wenn die Kaskadeure scheinbar umkippen. Bis zur Mimik sitzt hier alles.

Musikalisch wurde die Show von der Osttiroler Formation Franui begleitet. Sie bearbeitet mit Vorliebe Klassik mit volksmusikalischen Mitteln, diesmal waren es Lieder von Gustav Mahler, konkret Stücke aus den Zyklen "Lieder eines fahrenden Gesellen", "Des Knaben Wunderhorn" und "Rückert-Lieder". Herausgekommen ist ein Mix aus tieftraurigen klassischen Teilen, aus feierlichen Fanfarenklängen, fröhlicher Zirkusmusik und einfach schönem Brass. Die Themen leben, vergehen, loslassen, erinnern, auferstehen sind sowohl in der Musik als auch in den Bildern, in die die Artisten diese umsetzen, zu erkennen, ohne jedoch übertriebene Bedeutsamkeit hineinzupressen - der Zuseher darf sich an der Musik und der Ästhetik erfreuen und muss nicht über die Story nachdenken, wenn er nicht will.

Der regionale Anker der Koproduktion mit dem Théâtres de la Ville de Luxembourg und dem italienischen Festival dei Due Mondi (Spoleto Festival) sind die Kinder von "GmC (Goisern macht Circus) lighthouse". Im Rahmen der Aktion GmC finden seit einigen Jahren in Bad Goisern alljährlich Zirkusworkshops für Kinder statt. 15 von ihnen wirken bei "Urlicht" mit. Die Nachwuchsartisten beeindrucken vor allem durch ihre Professionalität, kein Lachen am falschen Platz, kein verlegenes Wegschauen - Bühnenprofis in spe und jede und jeder zeigt was sie oder er kann, von der Turnakrobatik bis zum Laufen auf dem Ball. Der Applaus war ihnen sicher - und das nicht nur, weil sicherlich zahlreiche Angehörige im Publikum saßen.

Weil die Uraufführung am Samstag im Kongress & TheaterHaus Bad Ischl ausverkauft war, wurde für Sonntag eine weitere Vorstellung angesetzt. In der Folge sind auch sind auch Aufführungen bei den Kooperationspartnern in Luxembourg und Spoleto in Planung. Schließlich wolle man "keine Eintagsfliegen gründen, sondern europäische Spuren hinterlassen", hofft Kulturhauptstadt-Intendantin Elisabeth Schweeger. Nach der Premiere darf man erwarten, dass sich ihr Wunsch erfüllt.

(Von Verena Leiss/APA)

(S E R V I C E - Regie, Choreografie und Licht: Yaron Lifschitz, musikalische Leitung: Andreas Schett, musikalische Bearbeitung/Komposition: Markus Kraler, Andreas Schett, Kostüme: Libby McDonnell. Mit Circa, Franui Musicbanda, Goisern macht Circus lighthouse, weitere Aufführung am 7. April, 15 Uhr im Kongress & TheaterHaus Bad Ischl. www.salzkammergut-2024.at/projekte/urlicht/)

ribbon Zusammenfassung
  • Die innovative Zirkusshow 'Urlicht Primal Light' des australischen Circa Ensembles und der Osttiroler Musicbanda Franui begeisterte mit zeitgenössischem Tanz und Akrobatik in Bad Ischl.
  • 15 Kinder des Projekts 'Goisern macht Circus' traten professionell auf und beeindruckten das Publikum durch ihre Bühnenpräsenz.
  • Nach der ausverkauften Uraufführung ist eine weitere Vorstellung für den 7. April angesetzt; weitere Aufführungen in Luxembourg und Spoleto sind geplant.

Mehr aus Entertainment