Roger WatersAFP PHOTO/Stan HONDA STAN HONDA / AFP

"Wish you’d stay away": Roger Waters Konzert wegen Antisemitismus abgesagt

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Aussagen zu Gaza bis Donbass - der ehemalige Pink Floyd-Frontmann Roger Waters driftet immer weiter in eine gefährliche Parallelwelt ab. Erste europäische Städte untersagen dem Sänger nun, bei ihnen aufzutreten.

"Wish you'd stay away, Roger Waters!", forderten kürzlich unter anderem die "Artists Against Antisemitism", die "Deutsch-Israelische Gesellschaft", die "Jüdische Studierendenunion Deutschland" und die "Jüdische Gemeinde zu Berlin". Der Anspielung auf einen der bekanntesten Pink Floyd-Songs folgte die Forderung nach der Absage sämtlicher Konzerte in Deutschland. 

Roger Waters, der demnächst seine Neuauflage von "Dark Side Of The Moon" präsentieren wird, wirft das Bündnis vor, antisemitische Symbolik zu verwenden. Antisemitische Narrative würden eine zentrale Rolle in den Großveranstaltungen des Musikers spielen, der sich in der Vergangenheit immer wieder israelfeindlich geäußert hatte, heißt es in dem offenen Brief

"Verpisst euch an die Bar"

Tatsächlich wurden die Besucher seiner jüngsten US-Tour mit einem Plakat mit der Aufschrift "Wenn ihr hier seid, weil ihr Pink Floyd mögt, aber Roger Waters' Politik nicht ausstehen könnt, dann verpisst euch an die Bar" begrüßt, wie die "Jerusalem Post" berichtete. Waters fordert von seinem Publikum Unterstützung für seine Meinung ein.

Die umstrittenen Äußerungen des Musikers dürften tatsächlich viele nicht abschrecken: Wutreden gegen Israel sind bei dem Pink-Floyd-Urgestein keine Seltenheit. Bei seinen regelmäßig ausverkauften Konzerten fliegt da schon einmal ein Gummi-Schwein übers Publikum, auf dem ein Davidstern neben Dollarzeichen, Logos von Shell und McDonald’s oder Hammer und Sichel aufgemalt ist. Das Schwein wird am Ende vom Publikum zerstört. Seit Jahren agiert der britische Sänger als Speerspitze der Israelboykott-Bewegung (BDS).

Antisemitische Verschwörungen

Waters vergleicht Israel mit Nazi-Deutschland und der südafrikanischen Apartheid, gibt dafür aber den Islamisten der Hamas TV-Interviews. Israel sei indirekt für den rassistischen Polizeieinsatz, der in den USA zum Tod des Afroamerikaners George Floyd führte, verantwortlich, sagte er dort. Immer wieder raunte er über mächtige Juden in der US-Politik. Antisemit will er dabei aber keiner sein, er habe schließlich jüdische Freund:innen.

Doch nicht nur seine antisemitischen Äußerungen, sondern auch seine Aussagen zum Krieg gegen die Ukraine, lassen Rufe nach Konzert-Absagen nun immer lauter werden. Ab 17. März ist Roger Waters, pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum von "Dark Side Of The Moon", auf Europatour. Auf YouTube veröffentlichte er bereits einen Ausschnitt der Neuauflage. Der 79-Jährige plant 39 Konzerte, sechs davon in Deutschland. In Österreich steht keines an. 

Einladung von Russland

Erst im Februar sprach Waters auf Einladung Russlands vor dem UN-Sicherheitsrat. In seiner Rede verbreitete er munter Kremlpropaganda: Putins Einmarsch in die Ukraine sei provoziert worden. In einem Brief an Olena Selenska, die Frau des ukrainischen Präsidenten, schob Waters den "extremen Nationalisten", die die Ukraine regieren würden, die Verantwortung für den Krieg in die Schuhe. 

Das war für Polen Grund genug, seine zwei geplanten Konzerte abzusagen. Schon im September wurde das angekündigt. Waters warf den Pol:innen "Russophobie" vor. Nun folgte aber auch die Stadt Frankfurt. "Frankfurt setzt Zeichen gegen Antisemitismus", heißt es in einer Aussendung der Stadt vom 24. Februar. 

Absage in Frankfurt

Die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen als Gesellschafter der Messe Frankfurt beschlossen, das Konzert in der Messehalle abzusagen, denn Waters sei "einer der reichweitenstärksten Antisemiten der Welt". Die Entscheidung fiel, obwohl Waters Schadenersatz fordern könnte. Er könnte die Stadt auf 2,6 Millionen Euro verklagen, befürchtet die hessische Linkspartei laut "Frankfurter Neue Presse". 

Weitere Konzert-Absagen sind in Deutschland aber noch nicht geplant, wie "Belltower.News" berichtet. In Berlin und Köln reagierten die Veranstalter nicht auf Anfrage, in Hamburg will man Künstler:innen eine "offene Plattform" bieten und in München will man eine Entscheidung des Stadtrats abwarten. Dort brachte ein CSU-Politiker einen Antrag für eine Absage ein. 

Die "erste Abschiedstour" des Pink Floyd-Stars hat also einen fahlen Beigeschmack. Gegenüber der "Berliner Zeitung" erklärte er zu den Symbolen auf seinem Schwein erst kürzlich, diese seien "das Gegenteil von Menschlichkeit, das Gegenteil von Liebe und Frieden".

Ruf längst ruiniert

Zum Krieg gegen die Ukraine erklärte er: Putin wolle einen Völkermord an der russischsprachigen Bevölkerung im Donbass verhindern, wolle den Faschismus in der Ukraine bekämpfen. Der Musiker behauptete, Putin regiere behutsam, habe eine "militärische Spezialoperation" gestartet. Waters fragte außerdem, ob US-Präsident Joe Biden nicht ein größerer Gangster als Putin sei und lamentiert über die "Gehirnwäsche" der westlichen Medien. Er vertritt außerdem die Ansicht, dass China einen Anspruch auf Taiwan stellen dürfe.

All das wird die Rufe nach Konzert-Absagen nicht verstummen lassen. Der Ruf des einst gefeierten Rockstars ist längst untrennbar mit Judenhass, Putin-Propaganda und Verschwörungstheorien verbunden.

ribbon Zusammenfassung
  • Aussagen von Gaza bis Donbass - der ehemalige Pink Floyd-Frontmann Roger Waters driftet immer weiter in eine gefährliche Parallelwelt ab.
  • Erste europäische Städte untersagen dem Sänger nun, bei ihnen aufzutreten.
  • Die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen als Gesellschafter der Messe Frankfurt beschlossen, das Konzert in der Messehalle abzusagen, denn Waters sei "einer der reichweitenstärksten Antisemiten der Welt".

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