APA/Wolfgang Huber-Lang

Wiener Konzerthaus startete festlich in seine 113. Saison

Heute, 03:30 · Lesedauer 3 min

Einen rundum geglückten Saisonauftakt hat am Mittwochabend das Wiener Konzerthaus gefeiert. Der Start in die 113. Saison des Hauses und die 13. Saison von Intendant Matthias Naske wurde nicht nur mit einem Konzert des Royal Concertgebouw Orchestra unter seinem designierten Chefdirigenten Klaus Mäkelä begangen, sondern auch mit einem anschließenden musikalischen und kulinarischen Fest in fast allen Sälen und Räumen des Hauses.

Diese sind seit dem Sommer mit 1.450 Quadratmetern neuem roten Teppich ausgelegt, berichtete Naske in seinen Begrüßungsworten. Neben einem neuen Ticketing-System und einer neuen Website gibt es auch eine neue Orchestergarderobe, in der auch an heißen Abenden für ausreichend Kühlung gesorgt sein soll. Entsprechend erfrischt kamen die Musikerinnen und Musiker des niederländischen Spitzenorchesters auf die Bühne.

Sie haben den 29-jährigen Finnen angeblich mit einer "nordkoreanischen Mehrheit" zu ihrem Chefdirigenten ab 2027/28 gewählt. Im selben Jahr wird er Chef des Chicago Symphony Orchestra. Derzeit leitet er das Oslo Philharmonic und das Orchestre de Paris. Mit diesen beiden Orchestern bestreitet er im Jänner (Oslo) und März (Paris) die nächsten beiden Termine des ihm im Konzerthaus gewidmeten Mäkelä-Zyklus. Zu Saisonbeginn zeigt er jedoch, was aus ihm und den Amsterdamern werden könnte.

Der Auftakt mit Mozarts "Pariser Symphonie" geriet zwar gut gelaunt und durchaus leichtfüßig, vermochte aber noch nicht zu begeistern. Aber schon bei Sergej Prokofjews Erstem Violinkonzert zeigte Mäkelä, wie umsichtig er zu agieren versteht. Die in Luxemburg lebende junge kirgisische Geigerin Alena Baeva war über Nacht für die erkrankte Janine Jansen als Solistin eingesprungen. Bei ihrem Konzerthaus-Debüt unternahm der Dirigent alles, ihr den Rücken freizuhalten und das Zusammenspiel mit dem Orchester nicht nur friktionsfrei, sondern unterstützend zu gestalten. Baeva nutzte ihre Chance in eindrucksvoller Manier und stellte ihre unforcierte Virtuosität unter Beweis.

Richtig in die Vollen ging es nach der Pause mit Béla Bartóks Konzert für Orchester. Der Jungstar, der Musiker wie Medienleute mit bubenhaftem Charme und Zuwendung betört ("Außerdem riecht er gut, nach Sandelholz, Eberesche und Norden, nach frischem Moos vielleicht", befand eine Journalistin der "Zeit"), widmete sich nicht nur den einzelnen Orchestergruppen, sondern auch allen Farben und Stimmungen der reichen Partitur voller Hingabe. Ein Klangkosmos wurde da ausgeschritten, in dem die Sterne zum Leuchten gebracht wurden - ein beglückendes Musikerlebnis, das am Ende zu Recht ausgiebig gefeiert wurde.

Klaus Mäkelä als Cellist

Die Feier ging jedoch im Foyer, in den Gängen, vor allem aber im Mozart- und Schubert-Saal weiter. Neben der Wiener Band ELSA spielten diverse Kammermusik-Ensembles mit Musikern des Royal Concertgebouw Orchestra auf. Ein Kontrabass-Trio bot eine Erstaufführung von Jean-Marc Fouché, das Alma String Quartet spielte Korngold, und am Ende kam auch Mäkelä noch einmal zum Einsatz und widmete sich als Mitglied eines Cello-Quartetts der Bearbeitung einer "Lohengrin"-Passage.

Am Ende waren alle glücklich. Und wie glücklich die Entscheidung war, den neuen Roten Teppich gleich einer Belastungsprobe mit reichlich ausgeschenktem Rotwein zu unterziehen, wird der morgendliche Rundgang des Hauspersonals zeigen. Klaus Mäkelä und Royal Concertgebouw Orchestra kommen jedenfalls am Donnerstag noch einmal ins Haus. Auf dem Programm stehen Berio, Schubert und Mahler.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

Zusammenfassung
  • Das Wiener Konzerthaus eröffnete am Mittwochabend mit einem festlichen Konzert und anschließender Feier seine 113. Saison und die 13. Amtszeit von Intendant Matthias Naske.
  • Das Royal Concertgebouw Orchestra trat unter Leitung des 29-jährigen Klaus Mäkelä auf, der ab 2027/28 Chefdirigent des Orchesters und gleichzeitig Chef des Chicago Symphony Orchestra wird.
  • Mit 1.450 Quadratmetern neuem roten Teppich, einem neuen Ticketing-System, einer neuen Website und einer neuen Orchestergarderobe präsentierte das Konzerthaus mehrere Neuerungen zur Saisoneröffnung.