Weltmuseum Wien widmet sich dem Thema Aussterben

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Es ist sowohl ein neuer Raum als auch ein neues Ausstellungsformat: Mit "zam" hat das Weltmuseum Wien im ehemaligen "Korridor des Staunens" im Erdgeschoß einen gratis zugänglichen, partizipativen Raum geschaffen, in dem Ausstellungen in Kooperation mit Herkunftsgemeinschaften, Communities und auch den Besuchern entwickelt werden sollen. Die erste Schau steht unter dem Titel "Ausgestorben!?", in der noch viele leere Vitrinen auf die gemeinschaftliche Befüllung warten.

"Wir wollen keine fertigen Antworten präsentieren, sondern zum Nachdenken anregen", unterstrich Weltmuseumsdirektor Jonathan Fine am Dienstag bei der Pressekonferenz. In Zusammenarbeit mit Partnern insbesondere aus Lateinamerika hat das Kuratorinnen-Team bereits erste Schwerpunkte gesetzt, um "gängige Narrative des Aussterbens in Frage zu stellen und aus anderen Perspektiven neu zu erzählen", wie Kuratorin Claudia Augustat erläuterte. So widmet man sich etwa den Selk'nam, die in ihrem Siedlungsgebiet in Feuerland nach einem Genozid im 19. Jahrhundert als ausgestorben gelten, da die Überlebenden vom Staat nicht als Gemeinschaft anerkannt werden. In der Ausstellung präsentierten die Selk'nam-Aktivistin Fernanda Olivares und der Künstler Nicolás Spencer in einer offenen Vitrine, in die sich die Besucher setzen können, eine Sound-Installation sowie ein 3D-Replikat eines - mittlerweile auf Bitten der Aktivisten in der Sammlung nicht mehr zu sehenden - spirituellen Objekts.

Eine andere Vitrine widmet sich dem Aussterben in der Tierwelt. Anhand der Geschichte von vier Vögeln - wie etwa dem Indischen Geier, der aufgrund des Antibiotikums in den Kühnen, deren Kadaver er verspeist, vom Aussterben bedroht ist - wird sowohl von den Gründen des (drohenden) Aussterbens als auch von Projekten berichtet, die sich der Rettung der wenigen verbliebenen Exemplare widmen. Die Vögel sind dabei Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum.

Aber auch "aussterbende" Handwerkskunst wie die Goldschlägerei oder "schlafende Sprachen" werden gemeinsam mit Objekten aus der Sammlung präsentiert. Dabei wird das Publikum auf Tafeln zur Partizipation aufgerufen. "Was würde es für Sie und Ihr Leben bedeuten, wenn nur wenige andere Menschen Ihre Sprache sprechen würden?", heißt es da etwa. Auf Post-its können Antworten hinterlassen werden. Nach demselben Prinzip wird auch zum Teilen eines "Schatzes" wie etwa einem Rezept der Großmutter oder eines alten Strickmusters aufgerufen.

Im Laufe der kommenden Monate sollen die noch freien Vitrinen kontinuierlich - im Dialog mit der hauseigenen Sammlung - befüllt werden. Die Ausstellung selbst ist Teil des im Herbst 2019 gestarteten Projekts "Taking Care - Ethnographic and World Cultures Museums as Spaces of Care". Flankiert wird die Schau von einem Rahmenprogramm: So steht im März etwa ein Workshop mit Fridays for Future auf dem Programm, im April gibt es ein Klimacafé der #ParentsForFuture. Der Titel eines Kinderworkshops nennt sich "Ausdruck und Denken der Natur an der Pforte des Amazonas".

(S E R V I C E - "Ausgestorben!?" ab 23. Februar im Weltmuseum Wien. https://www.weltmuseumwien.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Vögel sind dabei Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum.

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