APA/Wolfgang Huber-Lang

Stojkas "Salut to Jimi Hendrix" auf CD und in Gutenstein

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Morgen, Freitag, steht Harri Stojka wieder auf der Bühne. Bei den Raimundspielen Gutenstein spielt er - gemeinsam mit Bassist Peter Strutzenberger und Schlagzeuger Sigi Meier - seinen "Salut to Jimi Hendrix". Die dazugehörige CD gibt es seit dem Vorjahr, Gigs dazu waren bisher eher spärlich gesät. "Voriges Jahr war es ganz schlimm, da hab ich 16 Konzerte absagen müssen. Aber das ist halt so. Aufregen hat absolut keinen Sinn. Ich muss meine Nerven schonen in meinem Alter."

64 Jahre alt ist Gitarrist, Komponist, Arrangeur, Bandleader und Sänger Harald Wakar Stojka, eine der lebenden Musiklegenden des Landes, vor wenigen Tagen geworden. Sein unglaubliches 50-jähriges Bühnenjubiläum hat er im Vorjahr gefeiert - aber pandemiebedingt eben nicht begangen. Das soll nun ein wenig nachgeholt werden. Deswegen hat die APA den Musiker gebeten, ein wenig auf seine Anfänge als 12-, 13-jähriger Musiker zurückzublicken. "Jede Minute in einem Proberaum war ein Abenteuer, jede Tonfolge, die man gehört hat von den großen Musikern der damaligen Zeit, war ein Abenteuer. Mein Cousin Karl Ratzer hat mich und meinen Cousin Jano Stojka ein Jahr unter seine Fittiche genommen. Das war unser Lehrjahr. Dadurch hat er mir und Jano eine Basis gegeben. Ab dann war learning by doing."

"Wir waren damals mit der hippsten Szene Wiens zusammen. Da war etwa auch Peter Wolf dabei, von dem wir unglaublich viel gelernt haben. Die haben sich total um uns gekümmert. In der Diskothek Go-Go, in die wir rein durften, weil der Karl Ratzer schon volljährig war, sind immer Jamsessions g'rennt. Wir sind einfach dort gesessen und haben zugeschaut. Wie spielen die? Wie benehmen sie sich? Wie ziehen sie sich an? Mich hat auch immer interessiert: Was ist das erste Lied? Der Karl hat es immer so angelegt, dass schon das erste Lied das Publikum hat packen müssen, nicht aufbauen von 0 auf 100, sondern gleich von 100 auf 150. Und das hab ich eigentlich beibehalten", erzählt Harri Stojka.

Und wie kam es zum ersten Auftritt? "Wir hatten damals die Kinderband Jano und Harri. Im Go-Go war immer Equipment auf der Bühne, und der Karl Ratzer hat einmal gesagt: Jetzt geht's ihr rauf und spielt's amal. Der Chef hat uns dabei gehört - und sofort unser Management übernommen. Das erste Konzert war dann in der Arena 70 im 20er Haus. Wir haben das erste Mal gespielt - und gleich vor vielleicht 1.500 Leuten. Es war sehr aufregend. Ich bin von der Bühne gegangen und hab nichts mehr gewusst. Ich war wie in Trance und hab meinen Vater gefragt: Papa, hamma scho' gspielt?" Und auch nach der damaligen Setlist befragt, gibt es nur ein breites Lächeln von Harri Stojka: "Keine Ahnung. Filmriss!"

Dass wenige Monate danach Jimi Hendrix starb, hat er zwar nicht in konkreter Erinnerung, doch war der Gitarrist in Stojkas Anfangszeit eines seiner Idole: "Ich hab mich immer am Einzigartigen orientiert, am Original, an der Oberklasse - in der Musik ebenso wie beim Sport: Maradona! Gerd Müller! Beckenbauer! Hans Krankl, mein guter Freund, mit dem ich aufgewachsen bin! Oder Nadia Comăneci! Und auch Hendrix war eben einzigartig, genauso wie Django Reinhardt oder Charlie Christian. Die erkennt man, wenn man sie hört. Hendrix war ein Gesamtkunstwerk. Alleine, wie er gekleidet war, wie er sich bewegt hat und, ganz wichtig, was der sich getraut hat! Eine Gitarre auf der Bühne verbrennen - das war ein Schock für die Leute. Diese Obertöne, die Rückkoppelungen, dieses psychedelische Flair, das er rübergebracht hat! Das macht ihm keiner nach."

Dazu kam der Sexappeal: "Die Rockgitarre ist ein irrsinnig erotisches Instrument, das hat Hendrix auch schon gewusst. In Konzerten glauben ja viele Typen, dass ihre Frauen sofort mit dem Gitarristen davonrennen würden. Daher kommt der Neid. Und eigentlich ist es ja auch so", lacht Stojka, der jedoch bald schon Hendrix und George Harrison gegen ein neues Idol tauschte: John McLaughlin. "Was er gemacht hat, war genau das, was ich instinktiv gesucht habe." Staunenswerte Virtuosität und halsbrecherische Schnelligkeit zählen seither zu Harri Stojkas Markenzeichen. "Das muss sein!"

Ein anderes Markenzeichen ist seine Vielseitigkeit. Das begann schon mit den ersten Bands, bei denen der junge Musiker aktiv war - von der Hallucination Company mit Falco und Hansi Lang über Novak's Kapelle und Peter Schleicher bis hin zu einer Tournee mit Erika Pluhar und großem Streichorchester. "Es hat mich alles interessiert. Wenn mich Musik fasziniert, ist es für mich egal, ob es der John Coltrane oder die Whitney Houston ist. Wenn es für mich eine Saite zum Klingen bringt, hat es für mich die gleiche Qualität. Daraus ergibt sich auch das, was man mir immer nachsagt: meine Stilbreite. Ich hab mir immer gedacht: Wenn ich in einer Schublade stecke, versäume ich so viele andere gute Sachen."

Wie ist Harri Stojka an sein Projekt "Salut to Jimi Hendrix" herangegangen? "Ich wollte, dass sich der Sigi Meier mit Mitch Mitchell, dem Schlagzeuger von der Experience, auseinandersetzen soll, und ich selbst hab versucht, mich am Bass an Noel Redding zu halten. Das Playback sollte also annähernd so sein, wie es damals geklungen hat. Aber bei meinen Solos habe ich versucht, das Heutige mit dem Damaligen zu fusionieren und zu schauen, was dabei rauskommt - und das war offenbar gut. Die Besprechungen, vor allem in Deutschland, waren sehr gut und haben mir gezeigt, dass es Leute gibt, die dass genauso sehen: dass der Stil vom Harri gut zusammenpasst mit dem older feeling der rythm section."

"Foxy lady" findet sich auf der CD ebenso wie "Vodoo Child" oder "Purple Haze". Am meisten Aufsehen erregte jedoch Stojkas Hommage, die Eigenkomposition "Jimi": "Da sind Toncollagen mit Interviews von Hendrix dabei, und Tonfetzen von der US-Bundeshymne, die er in Woodstock gespielt hat. Ich habe daraus ein Playback komponiert und gebe meinen solistischen Senf dazu - aber das muss man sich anhören, das kann man nicht erklären." Harri Stojka ist jedenfalls auf den Geschmack gekommen. "Das nächste Hendrix-Projekt geht in dieser Stilistik weiter. Heute habe ich damit angefangen!"

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Konzert am Freitag, 30. Juli um 20.30 Uhr, bei den Raimundspielen Gutenstein, Tickets: www.tickethaus.at/harri-stojka/. Am 11. August um 19.30 Uhr auf der Sommerbühne Schloß Gloggnitz, Tickets: 02662/42401-20, am 14. Oktober um 19 Uhr in der Arena Wien, Tickets: https://tickets.arena.wien/at/Events/66048. Workshop in Hallstatt von 16. bis 20. August: www.voiceofdiversity.at/musik-workshops-in-hallstatt-2021/ CD erhältlich unter www.harristojka.at )

ribbon Zusammenfassung
  • Morgen, Freitag, steht Harri Stojka wieder auf der Bühne.
  • Bei den Raimundspielen Gutenstein spielt er - gemeinsam mit Bassist Peter Strutzenberger und Schlagzeuger Sigi Meier - seinen "Salut to Jimi Hendrix".
  • Mein Cousin Karl Ratzer hat mich und meinen Cousin Jano Stojka ein Jahr unter seine Fittiche genommen.
  • Das erste Konzert war dann in der Arena 70 im 20er Haus.
  • "Foxy lady" findet sich auf der CD ebenso wie "Vodoo Child" oder "Purple Haze".

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