Spardruck: Die VBW spielen mehr - und weniger
So wird - zumindest vorübergehend - die Kammeroper als zweiter Spielort des Musiktheaters an der Wien aufgegeben. "Angesichts der jetzigen budgetären Möglichkeiten werden wir hier auf die Pausetaste drücken", kündigte VBW-Geschäftsführer Franz Patay gegenüber der APA an. Dies betreffe zunächst einmal die Saison 2026/27, allerdings sei das kleine Haus in der Inneren Stadt sanierungsbedürftig, weshalb man vor weiteren Entscheidungen das Gespräch mit der Stadt und möglichen Partnern suchen müsse.
Das frisch sanierte Musiktheater an der Wien soll hingegen weiter als Stagionebetrieb mit Fokus auf Preziosen und Barockes geführt werden. Sieben Opernpremieren sind hier kommendes Jahr geplant, dazu elf Konzerte und 42 Sonderveranstaltungen. Auch die Kinderprojekte werden uneingeschränkt weitergeführt.
Beibehalten wird auch die Bespielung von Ronacher und Raimund Theater durch die Musicalsparte - respektive deren Ausbau. So plant man Zusatzshows, um höhere Einnahmen zu lukrieren. "Der Plan ist, in der Woche öfter zu spielen", so Patay. So könne die Zahl von derzeit sechs Vorführungen auf bis zu acht pro Woche gesteigert werden. Und natürlich bleibe das Ziel, Musicals zu haben, die länger als ein Jahr gespielt werden könnten - ein selbstredend nicht verlässlich planbarer Faktor. Nicht zuletzt soll in der Musicalsparte der Lizenzvertrieb im Ausland forciert werden.
Zwischen den Sparten Musical und Oper sollen überdies die Synergien gestärkt werden. "Wir wollen etwa die Spitzenauslastungen in den Theatern entzerren", kündigte Patay an. Wenn große Premieren nicht zu dicht getaktet aneinander lägen, könne man das Personal stabiler auslasten und etwa Überstunden vermeiden. Zugleich wird es im Personalbereich nicht bei dieser Maßnahme bleiben.
Personalkosten müssen sinken
"Wir müssen mit den Personalkosten hinunter", machte der VBW-Chef deutlich. Deshalb nehme man nun die Gespräche mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft auf. Man achte dabei auf soziale Kriterien, setze etwa auf Qualifizierungs- und Umschulungsangebote oder den Verzicht auf Nachbesetzungen. Betriebsbedingte Kündigungen im rund 800 Köpfe umfassenden Personalstand zu vermeiden, sei das Ziel. Ob dies gelinge, werde sich nun bei den Gesprächen im Laufe des kommenden Jahres zeigen.
Und schließlich möchte man auch bei den Sachkosten einen siebenstelligen Betrag einsparen. So würden nun etwa Büro- und Lagerflächen im Gebiet des Naschmarkts in der Innenstadt aufgegeben und nach Simmering oder Niederösterreich verlegt. "Wir verlieren an Bequemlichkeit, aber diese Flächen sind einfach billiger", betonte Patay. Auch bei den Reisekosten werde man den Rotstift ansetzen.
Bei allem Spardruck angesichts der politischen Vorgaben bemüht sich Patay darum, optimistisch zu bleiben: "Die VBW nutzen diese Entwicklung, um ihre Strukturen weiter zu schärfen und die erfolgreichen künstlerischen Bereiche nachhaltig abzusichern und auszubauen."
Zusammenfassung
- Die Vereinigten Bühnen Wien müssen ab 2026 jährlich fünf Millionen Euro weniger an Subventionen verkraften und reagieren darauf mit umfassenden Sparmaßnahmen.
- Die Kammeroper wird als zweiter Spielort des Musiktheaters an der Wien mindestens für die Saison 2026/27 geschlossen, während das Haupthaus mit sieben Opernpremieren, elf Konzerten und 42 Sonderveranstaltungen weitergeführt wird.
- Die Musicalsparte in Ronacher und Raimund Theater wird ausgebaut, mit bis zu acht Aufführungen pro Woche statt bisher sechs, und auch beim Personal sowie bei Sachkosten wie Büroflächen und Reisekosten wird deutlich gespart.
