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Salzburgs einstige Langzeitpräsidentin Rabl-Stadler ist 75

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"Ich bin unbegrenzt belastbar und habe kein Talent zur Frustration." Mit diesem legendären Satz beschrieb sich Helga Rabl-Stadler einst selbst. Und diese Charakterzüge würden der einstigen Langzeitpräsidentin der Salzburger Festspiele wohl auch die meisten Weggefährten attestieren. Seit ihrem Rückzug nach der Ausgabe 2021 hat die umtriebige Doyenne der heimischen Kulturmanagerinnen keineswegs den Weg zur Couch angetreten. Den heutigen Geburtstag verbringt sie mit der Familie.

Ansonsten fungiert die Salzburgerin seit dem Vorjahr als Sonderberaterin für Auslandskultur im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und ist Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats für das Archiv der Salzburger Festspiele. Aber in Salzburg wird sie vielfach noch weiterhin einfach "die Präsidentin" genannt - die Juristin und zweifache Mutter ist und bleibt einfach eine Institution, stand sie den Festspielen doch seit 1995 vor. Und von diesem Posten kann man wie vom Papstamt zwar zurücktreten, der Titel lässt sich indes nicht so leicht abschütteln.

Mit Klugheit, Charme, Durchsetzungskraft und viel Energie waltete Rabl-Stadler über ein Vierteljahrhundert über "Geld und Spiele" in der Hofstallgasse. Ihre Domäne war das Werben um Sponsorengelder bei den Vertretern der Wirtschaft, das Repräsentieren einer weltweiten Kulturmarke und diplomatisches Geschick im Umgang mit der Politik, auch und gerade wenn man nicht immer einer Meinung war. Auf diese verantwortungsvollen und teils streitbaren Aufgaben war Helga Rabl-Stadler aufgrund ihrer beruflichen Vergangenheit gut vorbereitet.

Die am 2. Juni 1948 in Salzburg geborene Tochter von Ex-ORF-General Gerd Bacher absolvierte 1966 die Matura am Wirtschaftskundlichen Realgymnasium in Salzburg mit Auszeichnung. Vier Jahre später schloss sie ihr Jusstudium, das sie mit ausgezeichnetem Erfolg beendete, mit dem Doktor der Rechte ab.

Rabl-Stadler studierte auch einige Semester Publizistik, war ihr ursprünglicher Berufswunsch doch der Journalismus. Ihre berufliche Karriere begann die Jubilarin entsprechend in der Lehrredaktion der "Presse". Später wechselte sie zur "Wochenpresse" und schließlich zur Tageszeitung "Kurier". Dort schrieb sie von 1974 bis 1978 als erste weibliche Innenpolitikkolumnistin für die Rubrik "Politik von innen". 1977 heiratete sie ihren Kollegen Peter Rabl, den späteren Chefredakteur des "Kurier". Aus der mittlerweile geschiedenen Ehe stammen zwei Söhne.

Zugunsten des Familienbetriebs "Resmann Couture" - das Modegeschäft führte ihre Mutter Rosl Stadler - kehrte Helga Rabl-Stadler dann 1978 von Wien nach Salzburg zurück. Anfang der 1980er-Jahre wurde sie Miteigentümerin und Gesellschafterin des Modehauses in Salzburg und Linz. Diese Entscheidung fiel ihr nicht leicht, war aber "eine Investition in die Familie", wie sie betonte. Rund 30 Jahre leitete sie das Unternehmen. 1983 ging sie für die ÖVP in den Nationalrat, wo sie sich bis 1990 für liberalere Ladenöffnungszeiten und für die Verankerung von Sponsoring im Steuerrecht engagierte - ein Fach, das viele Jahre später für Rabl-Stadler noch wichtig werden sollte.

Zuvor aber stand die Salzburger Wirtschaftskammer am Lebensweg der Karrierefrau. Dort begann sie 1985 als Vizepräsidentin, von 1988 bis 1995 war sie Präsidentin - wiederum als erste Frau. "Damals suchte man intensiv nach Frauen in politischen Funktionen", schilderte Rabl-Stadler. "Vizepräsidentin wurde ich, weil ich eine Frau war, Präsidentin, obwohl ich eine Frau war." Von 1990 an war sie fünf Jahre lang auch Bundesobmannstellvertreterin der ÖVP.

An den Titel "Präsidentin" hatte sie sich bereits gewöhnt, als sie am 26. Jänner 1995 eine der mächtigsten Kulturmanagerinnen des Landes wurde: Sie übersiedelte in die Direktion der Salzburger Festspiele und legte damit alle politischen Funktionen nieder. "Außer dem Amt des Bundespräsidenten gibt es kein Amt, das ich lieber antreten würde als das Amt des Präsidenten der Salzburger Festspiele", sagte Rabl-Stadler damals im Fernsehen. Und sie wurde beinahe zur ewigen Präsidentin des Kulturtankers, wurde doch ihr Vertrag immer wieder verlängert.

Wie keine andere stand Rabl-Stadler als Vertreterin des alteingesessenen Salzburger Bildungsbürgertums einfach für die Umarmung von Kunst und Geld ohne Berührungsängste. Eine der Höhepunkte ihrer Sponsoringerfolge war die Finanzierung des Hauses für Mozart im Mozartjahr 2006. Von den Gesamtkosten von über 36 Millionen Euro haben die Festspiele 40 Prozent selbst aufgebracht. Rabl-Stadler wurde mehrfach für ihre Verdienste ausgezeichnet: 1998 erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg, im August 2016 den "Grande Ufficiale dell'ordine della Stella d'Italia" der Republik Italien und 2018 wurde sie gar Ehrenbürgerin ihrer Stadt Salzburg und 2021 Commandeur des Arts et Lettres.

Der volle Terminkalender machte die Präsidentin offenbar niemals müde. Das ganze Jahr über reiste sie als Botschafterin der Salzburger Festspiele zu Programmpräsentationen und Vorträgen zwischen Peking und New York, lukrierte Sponsorengelder, verhandelte, repräsentierte, kommentierte, lächelte und scherzte - Eigenschaften, die auch für die wechselnden künstlerischen Leiter der Festspiele von Vorteil waren. Rabl-Stadler blieb stets ihrer Rolle als Vermittlerin und Stütze in der Umsetzung des künstlerischen Programms für die größten Festspiele der Welt treu und ließ etwaige Meinungsverschiedenheiten mit Gerard Mortier, Peter Ruzicka, Jürgen Flimm, Alexander Pereira, Sven-Eric Bechtolf oder dem jetzigen Intendanten Markus Hinterhäuser nicht nach außen dringen.

Dabei erlebte die Präsidentin durchaus auch turbulente Festspieljahre. Ende 2009 flog die Affäre um die Osterfestspiele auf, in die auch der Technische Direktor der Festspiele involviert war. In der Folge wirbelte ein Bericht des Rechnungshofes viel Staub auf und löste Reformen unter anderem in der Buchhaltung aus. 2011 übernahm Rabl-Stadler zusätzlich auch noch für einige Jahre die kaufmännische Leitung des Festivals. Dann kam es zum Streit ums Budget zwischen Intendant Alexander Pereira und dem Festspiel-Kuratorium, auch hier war die Präsidentin als Vermittlerin gefordert. Und schließlich musste man die für großen Jubiläumsfestspiele ob Corona auf eine verkürzte Ausgabe eindampfen. Helga Rabl-Stadlers Belastbarkeit sowie ihre Unfähigkeit zur Frustration waren also stets gefragt.

ribbon Zusammenfassung
  • "Ich bin unbegrenzt belastbar und habe kein Talent zur Frustration."
  • Mit diesem legendären Satz beschrieb sich Helga Rabl-Stadler einst selbst.
  • Und diese Charakterzüge würden der einstigen Langzeitpräsidentin der Salzburger Festspiele wohl auch die meisten Weggefährten attestieren.
  • Dabei erlebte die Präsidentin durchaus auch turbulente Festspieljahre.
  • Helga Rabl-Stadlers Belastbarkeit sowie ihre Unfähigkeit zur Frustration waren also stets gefragt.

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