Nitsch: Aufführung der letzten 3 Tage des 6-Tage Spieles
Die Witwe des Malers und Aktionskünstlers, der das 1998 erstmals umgesetzte 6-Tage-Spiel als Hauptwerk seines Orgien Mysterien Theaters (O.M. Theater) ansah, bei dem er Text, Musik, Malerei und Performance gesamthaft verknüpfte, realisiert die Aufführung zu Pfingsten wieder gemeinsam mit dem italienisch-britischen Künstler Andrea Cusumano. Dieser übernehme die Leitung des aus über 100 Musikerinnen und Musikern bestehenden Ensembles nach der 1000 Seiten umfassende Notenschrift, die Hermann Nitsch zusammen mit minutiösen Handlungsanweisungen hinterlassen hat, hieß es bei der Vorstellung der Details in der Nitsch Foundation in Wien. Neben dem Orchester nehmen 80 Akteure und rund 20 weitere Mitwirkende teil.
Auch in der zweiten, erweiterten Fassung des 6-Tage-Spiels nehmen Essen und Trinken eine zentrale Rolle ein. Am Pfingstmontag zelebriert Spitzenkoch Max Stiegl einen traditionellen Sautanz, dessen Vorbereitungen bald nach Sonnenaufgang starten und bei dem es mittags u.a. Würste, Rahmherz, Kesselfleisch und Grammeln, abends den Sauschädel zum Verzehr gibt. "Es geht um die ganzheitliche Verwertung des Schweines", sagte Stiegl. Dafür sei "ein Mangalitza-Schwein von 380 Kilogramm und eine Menge Ersatzteile" aufgeboten, berichtete der Koch, der auf seinem Gut Purbach im Burgenland seit über zehn Jahren das traditionelle Schlachtfest anbietet. Die nächsten Termine dafür gibt es im November.
Man müsse sich das 6-Tage-Spiel "wie eine riesige Collage aus allen Bereich der abendländischen Kunstgeschichte" vorstellen, bei dem die unterschiedlichsten Genres und Bezüge bis hin zur Psychoanalyse "nebeneinander, untereinander, übereinander" stünden, sagte Rita Nitsch, die betonte, dass die Aktion ausschließlich aus privaten Mitteln, zum Großteil aus Nitschs Nachlass, finanziert werde. "Wir bezahlen alles selbst. Nicht, dass es wieder heißt: Der Steuerzahler finanziert dieses Schweinerei!" Proteste, Drohungen und Anfeindungen haben das Werk von Hermann Nitsch von Anfang an begleitet.
Verhandlungen über Zukunft von Schloss Prinzendorf
Rita Nitsch erinnerte daran, dass ihr Mann immer davon geträumt habe, dass das 1971 von ihm angekaufte und restaurierte Schloss Prinzendorf (Bezirk Gänserndorf), das zum wichtigsten Wohn- und Schaffensort des Künstlers, zum Aufführungsort und zur Pilgerstätte seiner Fans wurde, auch posthum als Aufführungsort seiner Werke genutzt werde, vergleichbar mit Bayreuth für die Opern Richard Wagners. "Vielleicht wird das künftig möglich sein, aber zur Zeit schaut es schlecht aus. Ich wollte das dem Land Niederösterreich schenken, als Nitsch Museum - doch die wollen das nicht", sagte Rita Nitsch. "Ich hoffe und verhandle natürlich weiter, weil es die beste Lösung wäre."
(S E R V I C E - Letzter Aufführungsteil des 6-Tage-Spiels von Hermann Nitsch: 7. bis 9. Juni, Schloss Prinzendorf, Prinzendorf an der Zaya, Tickets und Infos über Anreise und Unterkunft: www.nitsch-foundation.com)
Zusammenfassung
- Das 6-Tage-Spiel von Hermann Nitsch wird vom 7. bis 9. Juni auf Schloss Prinzendorf mit den letzten drei Tagen und über 100 Musikerinnen und Musikern, 80 Akteuren und rund 20 weiteren Mitwirkenden fortgesetzt.
- Essen und Trinken sind erneut zentral, etwa beim traditionellen Sautanz am Pfingstmontag, bei dem ein 380 Kilogramm schweres Mangalitza-Schwein verarbeitet wird.
- Die Finanzierung erfolgt ausschließlich privat aus Nitschs Nachlass, nachdem das Land Niederösterreich das Schloss Prinzendorf nicht als Nitsch Museum übernehmen wollte.