Ein Jahr nach Flut

NÖ: Haus im Hochwassergebiet ist "Eigenverantwortung"

Heute, 09:06 · Lesedauer 4 min

Die Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich im September 2024 hatte schwere Schäden und einen monatelangen Wiederaufbau zur Folge. Die niederösterreichische Landesregierung erklärte am Dienstag, was sie künftig ändern wird und was nicht.

Es waren schaurige Prognosen, die schon Mitte September 2024 andeuteten, dass vor allem Niederösterreich ein unvergleichliches Unwetterereignis treffen wird.

Ein Hochwasser, dass fünf Menschenleben kostete, 1,07 Milliarden Euro Gesamtschaden in 400 Gemeinden verursachte und ein ganzes Land als Katastrophengebiet, waren die Folge. Nun zog die niederösterreichische Landesregierung Bilanz.

"Das ist Eigenverantwortung" 

Für Gefährdete, die im Hochwassergebiet leben, werde es keine Absiedlung geben, stellte Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf gleich klar. "Das ist Eigenverantwortung", sagte er.

Die Extremwetterereignisse würden sich häufen, mittlerweile gebe es viel mehr Risikogebiete. "Ich weiß nicht, wo sie wohnen müssten, dass sie null Prozent Risiko haben", so Pernkopf. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es ohnehin nicht. 

Niederösterreichs Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner ergänzte, dass "das Hochwasser nur das eine ist". Auch Waldbrände und massive Stürme treten aufgrund des Klimawandels vermehrt auf. Das beschäftige die Feuerwehren aktuell besonders. 

Direkt nach der Flutkatastrophe im September 2024 hat man Professor Friedrich Zibuschka von der Universität für Bodenkultur (BOKU) mit einer Analyse beauftragt. Auf Basis des nun erstellten Expertenberichts wurden Maßnahmen angekündigt. 

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ergänzte, dass man nach der Katastrophe die Hochwasserhilfen von 20 auf 50 Prozent, in Härtefällen sogar auf 80 Prozent, aufgestockt. Viele Anträge auf Katastrophenbeihilfe wurden binnen 24 Stunden abgewickelt. 

Schon nach dem Hochwasser 2002 habe man in 800 Hochwasserschutzprojekte 1,6 Milliarden Euro investiert. Insgesamt wurden 200 Projekte in die Renaturierung umgesetzt, sagte sie.

Das Hochwasser 2024 in Bildern: 

Investitionen in Hochwasserschutz

Nun wolle man bis 2040 etwa eine Milliarde in den Hochwasserschutz, etwa Dämme und Mauern sowie Rückhaltebecken, investieren. Da sei das Kredo: "Menschenschutz vor Naturschutz", so Pernkopf (ÖVP). 

Zudem wolle man einen Ausbau an Retentionsflächen, die dazu dienen, Hochwasser aufzunehmen und zu speichern, forcieren. Damit baue man auch Maßnahmen gegen den Klimawandel aus, betonte Mikl-Leitner. Man wolle also nicht nur das Symptom des Klimawandels, sprich Extremwetterereignisse, sondern auch die Ursache behandeln. 

Angekündigt wurden auch Anpassungen bei der Raum- und Bauordnung. Entsprechend berücksichtigt werden soll hier beispielsweise das Hangwasser, kündigte Zibuschka an. Weiters soll es zu einer Verbesserung der kritischen Kommunikationsinfrastruktur und auch zu einer Erhöhung der Ausfallsicherheit kommen. 

Gewässerpflege und -instandhaltung sollen ausgebaut werden. Eine Stärkung und Professionalisierung wird es laut dem Konzept für die Wasserverbände geben, Bemessungsansätze für Hochwasserschutzanlagen und Schutzniveaus für kritische Infrastruktur werden evaluiert. In Sachen Trinkwasser soll es zu einer Erhöhung der Versorgungssicherheit kommen, so eine weitere Empfehlung des Expertenberichts.

Mikl-Leitner schärft bei Prognosen nach 

Tage zuvor hatten Meteorologen die Katastrophe prognostiziert. Dass man sich unzureichend vorbereitet habe, lehnte die Landeshauptfrau im PULS 24 Gespräch damals ab. Die Prognosen habe es zwar gegeben, dass sie "stimmen oder nicht", könne aber "keiner von uns letztendlich vorhersagen", sagte Mikl-Leitner. Sie scheint ihre Meinung geändert zu haben. 

Nun wird man nämlich auch Verdichtung der Messstellen und die Verlängerung der Prognosefristen ausbauen. 60 Prognosepegel sind laut Pernkopf derzeit vorhanden, 30 weitere werden online gestellt.

Feuerwehr investiert in Ausrüstung 

Seitens der Feuerwehr, die an jenem Katastrophenwochenende rund 98.000 Helfer:innen im Einsatz hatte, habe man ebenso Analyse angestellt. So habe das Land NÖ ein Paket geschnürt, um die Ausrüstung, etwa in mobile Hochwassersysteme, aufzustocken. Auch Dämme gelte es künftig mehr zu sichern. Dass sei durch Wärmebildkameras möglich. 

Künftig wolle man sich bei Wetterprognosen auf mehrere Modelle stützten, so Fahrafellner. "Damit wir eine goldene Mitte aus mehreren Modellen schaffen, um in der Einschätzung besser zu werden". 

Insgesamt waren 131.000 Helfer:innen vom 13. bis 20. September 2024 in ganz Niederösterreich tätig. Die Katastrophe verursachte einen Gesamtschaden von 1,07 Milliarden Euro. Die meisten Schäden entstanden bei privaten Häusern, Betrieben und der Landwirtschaft und vor allem in den Bezirken St.Pölten Land, Tulln und Melk. 

Video: Niederösterreich kämpft nach Hochwasser weiter

Zusammenfassung
  • Die Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich im September 2024 hatte schwere Schäden und einen monatelangen Wiederaufbau zur Folge.
  • Die niederösterreichische Landesregierung erklärte am Dienstag, was sie künftig ändern wird und was nicht.
  • Für Gefährdete, die im Hochwassergebiet leben, werde es keine Absiedlung geben, stellte Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf gleich klar. "Das ist Eigenverantwortung", sagte er.
  • Man wolle bis 2040 etwa eine Milliarde in den Hochwasserschutz, etwa Dämme und Mauern sowie Rückhaltebecken, investieren.
  • Zudem wolle man einen Ausbau an Retentionsflächen, die dazu dienen, Hochwasser aufzunehmen und zu speichern, forcieren.