APA/APA (AFP)/CHRISTOPH DE BARRY

Netrebko: "Bin keine Heimatverräterin"

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Die austro-russische Opernsängerin Anna Netrebko spricht über die Vorwürfe gegen sie. Sie sieht sich selbst nicht als "Heimatverräterin".

Im Interview mit der deutschen Wochenzeitung "DIE ZEIT" schildert Opernsängerin Anna Netrebko, dass sie bereits kurz nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine "Angst vor dem Einsatz mit Atomwaffen" hatte. Sie hatte Befürchtungen "dass das alles noch sehr schlimm werden kann."

Netrebko sorgte sich vor persönlichen Konsequenzen. Sie wollte nicht "fälschlicherweise" auf einer Sanktionsliste landen oder, dass ihr der österreichische Pass entzogen wird und sie "alles verliert". Netrebko hatte sich zunächst nicht explizit vom russischen Einmarsch in die Ukraine distanziert, verurteilte diesen aber schließlich. Vladimir Putin könne sie nicht verurteilen. "Niemand in Russland kann das. Putin ist immer noch der Präsident Russlands. Ich bin noch immer eine russische Staatsbürgerin, da kann man so etwas nicht machen. Verstehen Sie?", sagte die Sängerin.

Die anfängliche Zurückhaltung sei dem Mangel an Informationen geschuldet: "Die ersten Informationen waren widersprüchlich. Ich brauchte wirklich Zeit, um das für mich einzuordnen. Beruflich habe ich beschlossen, dass es das Beste ist, zwei bis drei Monate Pause zu machen und alles zu verarbeiten. Es war keine Zeit, in der ich singen konnte", sagte sie. Die verbalen Angriffe auf sie kann sie dennoch nachvollziehen. "Deshalb versuche ich, Missverständnisse aufzuklären. Ich versuche, ruhig zu bleiben."

Gerüchte um Affäre mit Putin

Die anfängliche Streuung von Gerüchten, wonach Netrebko ein Verhältnis zu Putin unterhielte fand sie anfangs "lustig". Mittlerweile sei dem nicht mehr so - sie wolle diese Gerüchte auch nicht mehr ignorieren. Näher geht die Opernsängerin nicht darauf ein. 

Viel kritisiert wurde auch ein Foto von Netrebko mit einer Fahne von ukrainischen Separatisten. Diese Foto sei in St. Petersburg bei der Überreichung einer Spende an das Opernhaus in Donezk entstanden. Dass sie darauf eine Fahne der Rebellen halte, sei aus der Situation entstanden: "Er fragte, ob er ein Foto mit mir machen könne, zog plötzlich eine Flagge aus seiner Tasche und sagte: Ich habe ein Geschenk für Sie. Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich wusste nicht, was man mir in die Hand drückte, das war mein Fehler." Sie sei "nie in ein Kriegsgebiet gereist, nie".

Leben verändert

Die politische Situation habe ihr Leben verändert: "Nichts wird wieder so sein, wie es einmal war." Derzeit habe sie "keine Pläne, in Russland zu singen", es sei im Moment nicht der richtige Zeitpunkt. "Sobald die Umstände es erlauben", freue sie sich aber darauf wieder "in meinem Land aufzutreten".

Netrebkos größter Wunsch sei es, dass "wir wieder Frieden haben". Sie wisse natürlich, dass sie es nicht allen recht machen könne. Aber "eines Tages werden die Menschen verstehen – ich bin keine Heimatverräterin, und ich bin auch nicht gegen die Ukraine. Ich versuche, ein Mensch zu bleiben."

ribbon Zusammenfassung
  • Im Interview mit der deutschen Wochenzeitung "DIE ZEIT" schildert Opernsängerin Anna Netrebko, dass sie bereist kurz nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine "Angst vor dem Einsatz mit Atomwaffen" hatte.
  • Sie hatte Befürchtungen "dass das alles noch sehr schlimm werden kann."

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