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Holzingers "A Year without Summer": Bildgewaltiges Spektakel

22. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Wie erstrebenswert ist es, ewig zu leben? Österreichs Performance-Star Florentina Holzinger geht an der Berliner Volksbühne dieser Frage nach mit ihrem neuen Stück "A Year without Summer", einem bildgewaltigem Spektakel rund um einen riesigen aufgeblasenen Frauenkörper, durch dessen Vulva die Darstellerinnen auf die Bühne kommen. Die Produktion wird von 19. bis 21. Juni zum Ende von Bettina Koglers Intendanz am Tanzquartier Wien im Volkstheater gezeigt.

Holzinger ist bekannt für ihre spektakulären Theaterproduktionen und arbeitet mit nackten Frauenensembles. Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, sorgt sie seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt. Für "A Year without Summer" hatte die Choreografin, die auch Österreichs Pavillon bei der nächsten Kunstbiennale in Venedig bespielen wird, Frauen und Personen, die sich als weiblich identifizieren, im Alter von 65 bis 90 Jahren gesucht, wie es in einem Aufruf hieß.

Holzingers neue Produktion ist inspiriert vom Jahr 1816, dem "Jahr ohne Sommer". Ein Vulkanausbruch sorgte dafür, dass der ganze Globus in eine Aschewolke gehüllt war, durch die kaum Sonnenstrahlen kamen. Damals schrieb Mary Shelley ihren "Frankenstein".

Mit Shelley beginnt auch das Stück. Eine Darstellerin kommt auf die Bühne und erzählt davon, wie sich die Schriftstellerin die Gruselgeschichte ausgedacht hat. Sie fragt, was man nun in solch einem Jahr ohne Sommer machen würde. Dann kommen immer mehr Frauen dazu, die zunächst stimmungsvoll miteinander tanzen, sich ausziehen und intimer werden. Die Szene endet in einer Orgie.

Facelifting, Oberschenkel-Geburt und eine Kot-Orgie

Schon bevor man den Saal betritt, wird mit einem Hinweis vor Blut, Körperflüssigkeiten, selbstverletzenden Handlungen, Stroboskop-Licht sowie der expliziten Darstellung sexueller Handlungen gewarnt. Solche Triggerwarnungen gab es auch bei den Holzinger-Inszenierungen "Sancta" und "Ophelia's Got Talent".

Einige Beispiele: In "A Year without Summer" gebärt die Künstlerin aus ihrem Oberschenkel eine kleine Embryo-Figur, die in Großaufnahme herausoperiert wird. Eine Darstellerin wird beim "ultimativen Facelift" mit Haken im Gesicht in die Höhe gezogen, bevor das Stück später dann mit einer langen Kot-Orgie endet.

Vorstellung mit vielen Musical-Einlagen

Es geht um Selbstoptimierung und Unsterblichkeit, den alternden Körper, künstlich erschaffenes Leben und um die Figur des verrückten Wissenschaftlers (es tritt zum Beispiel ein ejakulierender Sigmund Freud auf).

Im Laufe der rund zwei Stunden verwandelt sich das Stück in ein Musical mit einer insgesamt eher düsteren, melancholischen Stimmung - was den Theaterabend aber nicht weniger interessant macht. Besonders ist auch, wie Holzinger die Körper der älteren Darstellerinnen zeigt: ungeschönt und ästhetisch zugleich. Die Uraufführung endete jedenfalls mit Standing Ovations.

(Von Sabrina Szameitat/dpa)

(S E R V I C E - https://www.volksbuehne.berlin)

Zusammenfassung
  • Florentina Holzingers neues Stück "A Year without Summer" wird vom 19. bis 21. Juni im Volkstheater Wien gezeigt und stellt Frauen im Alter von 65 bis 90 Jahren ins Zentrum einer bildgewaltigen Auseinandersetzung mit dem Thema ewiges Leben.
  • Die Inszenierung ist inspiriert vom historischen Jahr 1816, als ein Vulkanausbruch weltweit zu einem Sommerausfall führte und Mary Shelley ihren Roman "Frankenstein" schrieb.
  • Das rund zweistündige Spektakel ist bekannt für explizite Darstellungen wie eine Geburt aus dem Oberschenkel, ein extremes Facelifting und eine abschließende Kot-Orgie und endete bei der Uraufführung mit Standing Ovations.