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Gaza-Aufruf von Milo Rau stößt auf Kritik

Heute, 11:33 · Lesedauer 2 min

Der am 4. Oktober u.a. auf der Homepage der Wiener Festwochen veröffentlichte Offene Brief von Intendant und Regisseur Milo Rau "zum Widerstand gegen die Kriegsverbrechen in Gaza" hat in der österreichischen Kulturszene eine breite Ablehnungsfront hervorgerufen. Ihm gehe es bei seinen Vorwürfen, die Kulturszene schweige zu den Vorgängen in Gaza, um einseitige Schuldzuweisungen, und er betreibe Geschichtsrelativierung, werfen die Unterzeichner einer Gegenerklärung Rau vor.

"Wir rufen auf, gerade jetzt in der künstlerischen Auseinandersetzung für Differenzierung und gegen Einseitigkeit die Stimme zu erheben", heißt es in dieser "Absage", die von mehreren Dutzend Kunst- und Kulturschaffenden wie Theaterleiter Thomas Birkmeir, Schauspielerin Dörte Lyssewksi und Komponist Johannes Maria Staud sowie Autorinnen und Autoren wie Elfriede Jelinek, Karl Markus Gauß, Olga Flor, Monika Helfer, Michael Köhlmeier, Doron Rabinovici und Vladimir Vertlib unterzeichnet wurde.

Theatermacher Airan Berg hat mit einem eigenen Offenen Brief reagiert. "Sie haben den moralischen Zeigefinger gegen das verbale Schwert eingetauscht – und spielen dabei Kläger, Richter und Dramaturg in Personalunion", heißt es darin. "Sie hatten Ihre Bühne; Sie haben Ihr Statement gemacht. Aber Sie machen dadurch eine öffentlich geförderte Institution zur Tribüne einer einseitigen Agitation. Das Publikum, die Künstler:innen und die Steuerzahler:innen verdienen jedoch Neutralität, Integrität und die Bereitschaft zur Debatte - nicht zur persönlichen Morallektion. Im Grunde, denke ich, dass Sie Ihren Hut nehmen sollen."

Zu einem Kommentar von Ex-Staatsopern-Direktor Ioan Holender im heutigen "Kurier" ("Durch den von Frau Stadträtin hochgelobten Rau blüht die Antipathie gegen alles Jüdische, um nicht das Wort Antisemitismus zu benutzen.") hat sich dagegen Karl Mahrer, Kultursprecher der Wiener Volkspartei, zu Wort gemeldet. "Die Wiener Festwochen müssen wieder zu dem werden, was sie ursprünglich waren - ein Fest der Kunst, der Vielfalt und des Dialogs, nicht ein Forum für politische Polarisierung", fordert der Gemeinderat am Dienstag via Aussendung.

Zusammenfassung
  • Der am 4. Oktober veröffentlichte offene Brief von Milo Rau zu den Kriegsverbrechen in Gaza hat in der österreichischen Kulturszene breite Ablehnung ausgelöst.
  • Mehrere Dutzend prominente Kunst- und Kulturschaffende, darunter Elfriede Jelinek und Karl Markus Gauß, unterzeichneten eine Gegenerklärung, in der sie Rau einseitige Schuldzuweisungen und Geschichtsrelativierung vorwerfen.
  • Theatermacher Airan Berg und Kultursprecher Karl Mahrer fordern Neutralität und Debatte statt politischer Polarisierung bei den Wiener Festwochen.