Ferdinand Wegscheider gibt ServusTV-Leitung ab
Wegscheider gehört zweifelsohne zu den polarisierendsten Personen des heimischen TV-Journalismus. Der langjährige ServusTV-Intendant feierte am 2. September seinen 65. Geburtstag und gründete schon früh in seiner Karriere mit Uni Pro sein erstes eigenes Medienunternehmen. Mitte der 90er ließ er Salzburg TV erstehen - zu einer Zeit, als das Privatfernsehen in Österreich von Rechts wegen noch gar nicht erlaubt war.
Infolge kam es zu einer ersten spektakulären Aktion, die Wegscheider auch über die Grenzen Salzburgs hinaus bekannt machte: Nachdem der Sender 2000 terrestrisch empfangbar und wenige Tage darauf von den Behörden abgedreht wurde, ging Wegscheider in einen zweiwöchigen Hungerstreik. 2001 trat dann das Privatfernsehgesetz in Kraft, und der Weg war frei.
2002 erhielt der Sender offiziell seine Lizenz und wurde fünf Jahre später von Dietrich Mateschitz' Red Bull Media House übernommen und zu ServusTV umgelabelt. Kurz darauf verabschiedete sich Wegscheider für mehrere Jahre von "seinem Baby", bevor er 2014 als Infochef zurückkehrte und zwei Jahre darauf zum Intendanten avancierte.
Sportrechte und ruraler Raum
Mit der massiven Investition in Sportrechte und einem Fokus auf den ruralen Raum machte Wegscheider ServusTV zum quotenstärksten Privatsender des Landes und schraubte den Marktanteil im Vorjahr auf über fünf Prozent. Nicht zuletzt die Übertragung der Fußballeuropameisterschaft 2024 wurde zu einem Markstein für die Fernsehanstalt.
Beim bloßen Werkeln hinter den Kulissen beließ es Wegscheider allerdings nicht, tritt er doch für den mit Satire dekorierten Wochenkommentar "Der Wegscheider" auch vor die Kamera - und beschäftigt damit die Gerichte. Vor allem in der Coronapandemie positionierte sich der Intendant als Maßnahmengegner und Impfskeptiker. Ursprünglich hatte die Medienbehörde KommAustria fünf Verstöße gegen das Objektivitätsgebot des Audiovisuellen Mediendienste-Gesetzes erkannt - allen voran in Zusammenhang mit der Behandlung der Coronapandemie im Kommentar. Das Bundesverwaltungsgericht hatte daraufhin diesen Bescheid aufgehoben, allerdings dabei die Objektivität des gesamten Senders und nicht der einzelnen Sendungen geprüft, wie der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) im Juni des Vorjahres feststellte. Daher sei der Fall erneut zu prüfen.
Zusammenfassung
- Ferdinand Wegscheider gibt mit Ende September die Leitung von ServusTV ab, bleibt dem Sender aber als Berater erhalten und führt seinen Wochenkommentar 'Der Wegscheider' fort.
- Wegscheider, der am 2. September 65 Jahre alt wurde, steigerte als Intendant mit Investitionen in Sportrechte und Fokus auf den ländlichen Raum den Marktanteil von ServusTV im Vorjahr auf über 5 Prozent.