Reaktionen
JJs Israel-Aussage: Braucht "eine Geschichtslektion"
JJ drückte seine Wünsche für den nächsten Eurovision Song Contest klar aus: Als Austragungsort bevorzuge er Wien und dort dann "ohne Israel", sagte der 24-Jährige im Interview mit der spanischen Zeitung "El País".
Er sei darüber enttäuscht, "dass Russland zwar ausgeschlossen wurde, aber Israel immer noch dabei ist", sagte er in einem Videointerview mit dem spanischen Medium "ABC". JJ bezog sich damit auf Israels Krieg im Gazastreifen. Beide seien "Aggressoren", meinte er.
Er kritisierte aber auch das Televoting - was auch mehrere der teilnehmenden TV-Sender bereits taten. Die israelische Teilnehmerin schnitt dort überraschend gut ab. Israel hatte dafür im Vorfeld international großen Werbeaufwand betrieben - das ist zwar nicht verboten, aber kein anderes Land macht dies.
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Auf APA-Nachfrage relativierte der aktuelle ESC-Gewinner seine Aussagen etwas: "Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern."
Braucht "eine Geschichtslektion"
Die ersten Reaktionen auf JJs Aussagen waren zu diesem Zeitpunkt aber schon eingetrudelt. So reagierte etwa Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) empört: "JJ ist ein großartiger Sänger – aber offenbar politisch gefährlich schlecht beraten."
Sie fügte hinzu: "Wer Israel ausschließen will und mit Russland in einen Topf wirft und dabei mit keinem Wort den beispiellosen Terrorangriff der Hamas erwähnt, mit 1.200 Toten und immer noch entführten Geiseln, braucht keine Bühne, sondern dringend eine Geschichtslektion."
Mikl-Leitner bekräftigte: "In Niederösterreich wird es jedenfalls keinen ESC ohne Israel geben! Antisemitismus hat in Europa keinen Platz – egal, wie er sich tarnt."
Video: JJ und J: Plausch und Pommes
Kein Platz für "Antisemitismus"
Auch der Staatssekretär für den Kampf gegen Antisemitismus, Alexander Pröll (ÖVP), teilte mit: "Terror uns Antisemitismus haben in unserer freien, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz, genauso wenig wie Sympathien dafür. Der Versuch einer Gleichsetzung von Russland mit Israel kommt einer Geschichtsfälschung gleich, die ich auf das Schärfste zurückweise."
Er sprach sich "gegen einen Ausschluss Israels vom Europäischen Songcontest aus."
Ex-JöH-Präsident kritisiert JJ
Kritik kam auch von Bini Guttmann, dem Ex-Präsidenten der Jüdischen Hochschülerinnenschaft (JöH). "JJ will Israel verbannen – das Land, für das eine Nova-Überlebende antrat", schrieb er auf X. Israels ESC-Teilnehmerin Yuval Raphael ist eine Überlebende des Hamas-Massakers am Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023.
Weiter behauptete Guttmann: "Gleichzeitig nennt er in Interviews Anna Netrebko als seine Inspiration: Putins Propagandistin, die im besetztem Donbas sang und ein 'Occupy Berlin'-Shirt trug. Offenbar dankte er ihr sogar auf der Bühne."
ORF: "Privatmeinung"
"JJs Aussagen geben seine Privatmeinung wieder und stehen in keinem Zusammenhang mit dem ORF", unterstrich man indes vonseiten des Medienhauses.
"Für den ORF stehen beim ESC die Musik und die künstlerischen Darbietungen im Vordergrund. Die EBU hat zudem eindeutige Richtlinien, die Politik von Unterhaltung trennen. Sie ist die einzige Instanz, die über die Teilnahme oder den Ausschluss von Ländern entscheidet."
Anlässlich der JJ-Aussagen unterstrich die EBU nun, dass man als Union ein Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Sender sei, nicht eine Union der Regierungen. Nicht zuletzt sehe man es daher auch als Aufgabe, dem israelischen Mitgliedssender KAN eine Zukunft als öffentlich-rechtliches Medienhaus zu ermöglichen und diesen gegen die Bedrohung einer Privatisierung oder Schließung durch die israelische Regierung zu schützen.
Kritik an Israels Teilnahme am ESC
JJ ist aber bei weitem nicht der einzige, der Israels Teilnahme kritisiert hatte. In den vergangenen Monaten wurde immer wieder Kritik laut. Hintergrund ist der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas, den Israel im palästinensischen Gazastreifen führt. Dieser begann nach dem Massaker durch palästinensische Terroristen in Israel im Oktober 2023. Im Gazastreifen sind seitdem mehr als 50.000 Menschen umgekommen.
Auch Nemo, im Vorjahr für die Schweiz beim Song Contest erfolgreich, hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen. Ähnlich hatten sich 70 frühere ESC-Teilnehmer in einem offenen Brief kürzlich geäußert.
Zusammenfassung
- ESC-Gewinner JJ sprach sich am Donnerstag für einen Ausschluss Israels vom Song Contest 2026 aus und nannte als Grund dafür Israels Krieg im Gazastreifen.
- Reaktionen folgten prompt, u.a. von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Laut ihr braucht JJ "eine Geschichtslektion".