"Das verwunschene Glück" als "Ballettoper" bei der Styriarte
Als Kaiser Leopold I. im Jahr 1673 Erzherzogin Claudia Felizitas von Tirol in Graz heiratete, wurde die Braut im damals neuen Schloss Eggenberg untergebracht. Da sich heuer die Steiermark Schau mit dem Schloss und der Geschichte seiner Bewohner beschäftigt, zeigt die Styriarte mit der Hochzeitsoper "Gl'Incantesimi disciolti" ("Das verwunschene Glück") eine Facette aus dem musikalischen Bereich. Unter diesem Aspekt ist die Wahl berechtigt, ein paar Einfügungen anderer Komponisten gaben dem Werk etwas mehr Glanz.
Die Handlung besteht darin, dass Allegorien wie das Glück, die Lüge, die Zuneigung und was da sonst noch so für Freude und Verdruss sorgt, eine kleine Intrige spinnen, bei der Fortuna natürlich siegreich hervorgeht. Das höfische Publikum unterhielt sich damals sicher bestens aufgrund der Anspielungen, war doch unschwer in Fortuna die junge Braut zu erkennen. Auch auf die Widersacher, die die Verbindung mit ihr hintertreiben wollten, wurde indirekt verwiesen. Sicher ein Gaudium für den ganzen Hof, kein Zweifel.
Deutsche Fassung und zusätzliche Musik verwendet
Rund 450 Jahre später wurde nun eine deutsche Fassung (Thomas Höft) gesungen, was nicht immer ganz harmonisch klang. Die Figuren wurden von Puppen dargestellt, die meist von den Tänzerinnen bedient wurden, sofern sich diese nicht gerade dem Ausdruckstanz hingaben. Die bunten Puppen trugen zur Unterhaltung bei, nur hätte es das eigentlich nicht gebraucht. Art House 17 unter Michael Hell, der am Cembalo und an der Blockflöte brillierte, schufen ein wunderbar vielfältiges, harmonisches Klangbild.
Die musikalischen Einschübe unter anderem von Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Heinrich Schmelzer sorgten für eine gewisse Farbigkeit der Musik, die auch von den Sängerinnen und Sängern weitergetragen wurde. Als Glück (Fortuna) überzeugte Johanna Rosa Falkinger mit klarer, vibratoarmer Stimme, während Sophie Daneman als Lüge weiche, schmeichlerische Töne beisteuerte und Anna Manske als Neid, der sich in die Vernunft wandelt, dunkle Strahlkraft zeigte. Die Tenöre Julian Habermann und Markus Schäfer zeigten als Zuneigung und Selbstsucht Profil, während sich Dietrich Henschel mit baritonalen Tönen als Guter Rat in das hervorragende Ensemble einfügte.
(Von Karin Zehetleitner/APA)
(S E R V I C E - "Das verwunschene Glück" von Antonio Draghi bei der Styriarte in Graz. Weitere Aufführungen: 22. und 23. Juni 2025. https://styriarte.com)
Zusammenfassung
- Die Barockoper "Gl'Incantesimi disciolti" von Antonio Draghi wurde 1673 zur Hochzeit von Kaiser Leopold I. und Claudia Felizitas von Tirol in Graz uraufgeführt und nun bei der Styriarte 2025 als "Ballettoper" präsentiert.
- Das Ensemble Art House 17 unter Michael Hell sorgte für ein vielfältiges Klangbild, wobei musikalische Einfügungen von Biber und Schmelzer die Aufführung bereicherten und die Sängerinnen und Sänger mit differenzierten Stimmen überzeugten.
- Weitere Aufführungen finden am 22. und 23. Juni 2025 statt, wobei die Inszenierung durch Puppen und Tänzerinnen ergänzt wurde, diese jedoch als verzichtbar bewertet wurden.