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Jugend zunehmend psychisch belastet und isoliert

Heute, 09:43 · Lesedauer 2 min

Auf jungen Österreichern lastet nach neuesten Erhebungen zunehmend psychischer Druck. Vor diesem Hintergrund präsentierten die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) und die Bundesjugendvertretung (BJV) am Donnerstag Ergebnisse eines Dialogprojekts, während dem zwölf- bis 25-Jährige ihre Bedürfnisse in Bezug auf psychische Gesundheit äußerten.

"Die Hälfte aller jungen Menschen steht unter einem riesigen Perfektionsdruck, erleben Belastungen in ihrem Lebensalltag, in der Schule, aber auch in der Familie", erklärte die Kinderliga-Vizepräsidentin Hedwig Wölfl. In der "Mental Health Days Studie" 2024 hätten 28 Prozent angegeben, bereits einmal Suizidgedanken gehabt zu haben. 68 Prozent hätten sich kurz vor der Befragung an einem Tag schwermütig, hoffnungslos oder niedergeschlagen gefühlt.

Im TOPSY-Youth-Projekt kamen über 50 Jugendliche bei drei Terminen im Mai und Juni 2025 mit Gesundheitsexperten und Politikern ins Gespräch. Zuvor führten die Organisatoren laut eigener Angabe Fokusgruppen durch und werteten aktuelle Studien zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen aus.

Die Covid-Pandemie habe die Entwicklung verstärkt, aber schon davor sei ein Viertel der Jugendlichen von psychischen Störungen betroffen gewesen. Neben Perfektionsdrang und Leistungsdruck belaste auch die Vielzahl an Krisen. In der Ö3-Jugendstudie 2025 zeigten sich 82 Prozent wegen Kriegen besorgt, 75 Prozent wegen Terrorismus und 58 Prozent wegen dem Klima.

Für Gesundheitswissenschaftlerin Rosemarie Felder-Puig ist die mentale Gesundheit von Lehrlingen besonders besorgniserregend. Die alle vier Jahre durchgeführte Lehrlingsgesundheitsstudie habe zuletzt gezeigt, 72 Prozent der weiblichen und 79 Prozent der männlichen Lehrlinge würden ihre psychische Gesundheit sehr gut oder ausgezeichnet sehen. "Das ist extrem wenig für dieses Lebensalter."

Organisationen fordern Hilfsmaßnahmen

Kinderliga und BJV wollen mehr kassengedeckte psychosoziale Anlaufstellen, eine Aufstockung von Schulpsychologen, mehr Unterstützung beim Erstkontakt und regelmäßige Vorsorgegespräche. Denn die Dialoge hätten gezeigt, dass sich Jugendliche mit ihren Problemen oft alleingelassen fühlen oder zu lange auf Hilfe warten müssen.

Belastung durch Internet

Wölfl zufolge bemerken Jugendliche selbst, dass sie Freizeit oft isoliert vor Bildschirmen verbringen. In Bezug auf das Internet hätten bei den Dialogveranstaltungen "alle Jugendlichen ähnliche Erfahrungen gemacht", sagt Paula Schwentner aus der Projektleitung von TOPSY Youth, etwa mit Vergleichsdruck, Suchtpotenzial und Desinformation. Deswegen wollen Kinderliga und BJV die Förderung von Medienkompetenz in Schulen. Darauf hätten auch die Jugendlichen gepocht - Internetverbote lehnten diese jedoch ab.

Zusammenfassung
  • Laut aktuellen Erhebungen stehen junge Österreicher unter wachsendem psychischem Druck, wobei die Hälfte aller Jugendlichen unter Perfektionsdruck und Belastungen in Alltag, Schule und Familie leidet.
  • In der Mental Health Days Studie 2024 gaben 28 Prozent der Befragten an, bereits Suizidgedanken gehabt zu haben, und 68 Prozent fühlten sich kurz vor der Befragung an einem Tag schwermütig, hoffnungslos oder niedergeschlagen.
  • Kinderliga und Bundesjugendvertretung fordern angesichts dieser Zahlen mehr psychosoziale Anlaufstellen, eine Aufstockung von Schulpsychologen, regelmäßige Vorsorgegespräche sowie die Förderung von Medienkompetenz in Schulen.