APA/Wolfgang Huber-Lang

Belvedere 21 zeigt britischen Konzeptkünstler Jonathan Monk

Heute, 11:00 · Lesedauer 3 min

Monk mag Manner? In der Ausstellung "Jonathan Monk. Limited Company" im Untergeschoß des Belvedere 21 befindet sich in einer Ausstellungsvitrine als einziges Objekt eine Viererpackung Manner-Schnitten. Doch der Brite ist zwar Wien-Fan, aber kein besonderes Zuckergoscherl. Es gehe ihm um die würfelförmige Glasvitrine an sich und nicht um ihren Inhalt, erzählte er der APA auf Nachfrage. Was sich darin befinde, sei ihm nicht wichtig und werde auch regelmäßig ausgetauscht.

Dabei hatte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig eingangs der Presseführung am Donnerstag "konkrete Bezüge auf Wien" versprochen, die der 1969 in Leicester geborene Künstler, der an der Glasgow School of Art studierte und seit langem in Berlin lebt, in seine erste museale Ausstellung in Österreich einbringe. Schon vor über zwei Jahrzehnten war er Artist in Residence im Atelier Augarten und hierzulande seither auch an mancher Ausstellung beteiligt. Seine eigene Ausstellungsgeschichte steht auch im Mittelpunkt des größten Objekts der Schau: Die Installation "Exhibit Model Nine" besteht aus 22 bedruckten, je zwei Meter hohen Stoffbahnen, die sich zu einem 35 Meter langen Vorhang verbinden und mit Ansichten vergangener Ausstellungen in Berlin, Montreal, Tel Aviv, Kopenhagen und Wien eine Art persönliche Retrospektive bilden.

Was Monk anderswo auf großflächigen Fototapeten unterbringt, findet sich also im Belvedere 21 auf einem Vorhang, der durch seine Faltenwürfe noch schwerer zu interpretieren ist: Monk arbeite stets mit "mehreren Schichtungen und Rückkoppelungen", sagte Rollig. Vielleicht geht es ja auch aber mehr um den Gesamteindruck als um das detaillierte Dechiffrieren persönlicher Erinnerungen und kunsthistorischer Anspielungen. Monks Sache sei "die humorvolle und spielerische Aneignung von Minimal Art und Konzeptkunst", sagte Kurator Axel Köhne, "witzig, aber auch ernst, nicht zynisch, aber manchmal melancholisch". So gesehen könnte Monk, den Rollig als "einer der wichtigsten Künstler seiner Generation" vorstellte, als Ergänzung oder Gegenposition zu Hans Haacke gesehen werden, der 88-jährigen Legende der politischen Konzeptkunst, dessen Retrospektive noch bis 9. Juni im großen Hauptraum des Belvedere 21 zu sehen ist.

Der Witz erschließt sich allerdings oft erst durch den Beipacktext. Eine auf dem Boden liegende, etwas mehr als ein Quadratmeter große und zwei Zentimeter dicke Aluminiumplatte heißt etwa "Untitled (Me Naked in the Kitchen)". Es handle sich nicht nur um eine ironische Referenz auf Donald Judd, sondern auch um "ein humorvolles, abstraktes Selbstporträt des Künstlers", erläuterte Köhne. Die Platte wiege nämlich 72 Kilogramm, exakt so viel, wie Monk, als dieser sich neulich in seiner Küche ausgezogen und abgewogen habe.

Flaggen auf der Stubenbrücke

Die bis 21. September laufende Schau wird von einem Katalog in zwei Versionen (die später erscheinende zweite enthält auch Ausstellungsansichten) begleitet und in Zusammenarbeit mit museum in progress durch Außenarbeiten ergänzt: Monk hat unter dem Titel "West Wind" bunte Flaggen geschaffen, die" in der für Franz West charakteristischen Farbpalette gehalten sind". Eine weht im Skulpturengarten des Belvedere 21, vier weitere beim MAK auf der Stubenbrücke, wo zwei Jahrzehnte lang Wests "Lemurenköpfe" angebracht waren.

(S E R V I C E - "Jonathan Monk. Limited Company", Ausstellung im Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien von 23. Mai bis 21. September, Dienstag bis Sonntag: 11-18 Uhr, Donnerstag: 11-21 Uhr. Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, 76 Seiten; 49 Abbildungen, 24,90 Euro, www.belvedere.at)

Zusammenfassung
  • Das Belvedere 21 zeigt von 23. Mai bis 21. September 2024 die erste museale Einzelausstellung des britischen Konzeptkünstlers Jonathan Monk in Österreich.
  • Im Mittelpunkt der Schau stehen eine Viererpackung Manner-Schnitten in einer Glasvitrine als wechselndes Objekt sowie die 35 Meter lange Installation "Exhibit Model Nine" aus 22 bedruckten Stoffbahnen, die Monks Ausstellungsgeschichte dokumentiert.
  • Begleitet wird die Ausstellung durch einen 76-seitigen Katalog mit 49 Abbildungen und Außenarbeiten wie fünf bunten Flaggen in der Farbpalette von Franz West, die im Skulpturengarten und auf der Stubenbrücke zu sehen sind.