1, 2 oder 3ORF/ZDF

Kindheitserinnerung

Von Piet Flosse bis Plopp: Als ich bei "1, 2 oder 3" war

28. Mai 2025 · Lesedauer 6 min

Nach beinahe fünfzig Jahren steigt der ORF bei "1, 2 oder 3" aus. Als Kind hüpfte ich selbst in einer Jubiläumsfolge auf die (nicht immer richtigen) Antwortfelder. Fast zwanzig Jahre danach habe ich mir "meine" Folge noch einmal angeschaut.

Es war eine Nachricht, bei der ein Raunen durch die Redaktion ging: Ende des Jahres laufen die letzten Folgen von "1, 2 oder 3" im ORF. Generationen von Österreicher:innen sind mit der Rateshow auf dem heimischen Fernsehgerät aufgewachsen, wir ebenso. Vor bald zwanzig Jahren stand ich selbst für die Show vor der Kamera.

Im Juni 2007 lief die 600. Folge "1, 2 oder 3" samt Rückblick auf die damals drei vergangenen Jahrzehnte mit der Sendung. Moderator war der heute 48-Jährige Daniel Fischer, wir trafen ihn vor der Tür zum Studio zum ersten Mal. Er sprach uns Mut zu. Drei Kinder aus dem steirischen Hatzendorf, keine 2.000 Einwohner groß.

Für unsere Volksschulklasse war es damals eine große Sache, samt Besuch der Lokalzeitung und einer Reise zur Aufzeichnung ins bayrische München. Ein paar Monate später schaute ich mit meiner Familie auf der heimischen Couch "meine" Folge.

"Raten oder wissen, sieh's nicht so verbissen"

Das war's. In den mittlerweile fast zwei Jahrzehnten danach habe ich praktisch nie mehr an die Sendung gedacht. Ein- oder zweimal taugte es als witzige Anekdote, wenn das Gespräch auf TV-Erinnerungen aus der Kindheit fiel.

Als am Dienstag das Aus von "1, 2 oder 3" im ORF bekannt wurde, kam dann aber doch ein bisschen Nostalgie auf. Zum ersten Mal seit der Ausstrahlung 2007 habe ich mir "meine" Folge noch einmal angeschaut.

Schon die Titelmelodie bringt mich zurück vor den Röhrenfernseher. "1, 2 oder 3. Raten oder wissen, sieh's nicht so verbissen, gleich ist die letzte Chance vorbei. 1, 2 oder 3." Das bleibt für heute im Ohr.

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Wir sind das gelbe Team und stehen in der Mitte. "Aus Hatzendorf in Österreich: Herzlich willkommen an Carola, Markus und Tanja", stellt Daniel Fischer uns vor. 

Rechts neben uns steht das deutsche Team in Blau, links stehen drei Kandidat:innen einer deutschen Schule aus dem Libanon in ihren roten T-Shirts. Das Schweizer Fernsehen hatte sich schon ein Jahr zuvor, 2006, aus der Show zurückgezogen.

Zu gewinnen gibt es einen Piet-Flosse-Lego-Pokal "plus 300 Euro in bar obendrauf", verkündet Fischer. Die blaue Robbe Piet Flosse hatte ich schon komplett vergessen. Dabei liegt eine Plüsch-Version noch in einem Schrank in meinem Elternhaus. Ein Piet in überlebensgroßem steht im Studio zwischen uns Kandidat:innen. 

"Plopp" mit Michael Schanze

Dann kommt der Schwenk zu Kamerakind Christoph, auch er ist aus meiner Klasse. Die Bilder, die er aufnimmt, werden mit einem bunten Rahmen und seinem Namen eingeblendet. Dass eines der Kinder hinter der Kamera mithelfen darf, erklärt Fischer, habe sein Vorgänger Michael Schanze erfunden. 

Der heute 78-Jährige war der allererste Moderator der Show, auf einer roten Couch nimmt er als Gast-Star der Folge Nummer 600 Platz. "Dir haben wir es zu verdanken, dass die Sendung wirklich jeder kennt", streut ihm sein Nachfolger Blumen. Dann zeigt Schanze das charakteristische "Plopp", das vor allem älteren Fans der Show ein Begriff sein dürfte. 

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Zur Erinnerung (ich wusste es selbst nicht mehr): Wer den Pokal mit nach Hause nehmen will, muss nach einigem Hüpfen von Feld zu Feld auf der richtigen Antwort stehen bleiben. 

Zu meiner Zeit (jetzt fühle ich mich alt) hieß es im letzten Moment: "Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht." Ein kleiner Feuerregen zeigte, ob man sich das richtige Feld ausgesucht hat.

In den Anfangsjahren war das Schlusssignal etwas simpler: ein Plopp-Geräusch durch den Finger im Mund. Erklären schwierig, if you know you know. "Aufgepasst auf mein Plopp. Denn Plopp heißt Stopp", lautete der passende Spruch dazu.

Doppelt Bälle mit Piet-Joker

Passend zur Jubiläumsfolge stammt die erste Frage aus einer alten Sendung aus dem Jahr 1983, die Michael Schanze von Anfang bis Ende in Schlittschuhen moderierte. "Was macht Wasser denn, wenn es gefriert", will das Moderatoren-Duo von uns wissen.

Da scheinen wir uns sicher zu sein, wir setzen gleich zu Beginn den "Piet" - einen Joker, für den man sich bei der richtigen Antwort zwei statt nur einem glitzernden Ball aus der Schüssel holen darf. Wer am Ende die meisten davon sammelt, gewinnt die Show. Dass Wasser sich beim Gefrieren ausdehnt, haben alle Teams gewusst.

An eine andere Frage kann ich mich überraschend gut erinnern. Vielleicht weil eine flauschige Maine-Coon-Katze zu Besuch im Studio war. "Wie viele Krallen hat eine Katze?" Das wusste keiner von uns. Wir hatten uns aufgeteilt, am Ende stand ein Klassenkollege von mir auf der richtigen Antwort: Hinten vier Krallen, vorne fünf, macht insgesamt 18.

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Und noch ein Schmankerl, das zeigt, wie lange "1, 2 oder 3" in den heimischen Wohnzimmern zu sehen war: "Wie kann man Fotos heutzutage schnell verschicken?", fragt Fischer. Mit einem Kurier, der die Fotos auf CD gebrannt weiterbringt, über einen Fernsehkanal, oder "über die Telefonleitung, also über das Internet". 

Bei der Auflösung hat er ein Fax-Gerät dabei, über das die ehemalige Moderatorin Birgit "Biggi" Lechtermann zwanzig Jahre vorher mit den Kindern eine Nachricht verschickte. Am Puls der Zeit.

Gewonnen hat am Ende übrigens das Team aus Deutschland. Es gibt großen Jubel, kleine Hände strecken den Piet-Pokal in die Höhe. Geschenke gab es für alle. Ich glaube es war ein "1, 2 oder 3"-Brettspiel, Piet in Plüsch und eine Autogrammkarte von Daniel Fischer.

Die Frage ob wir gewonnen hatten oder nicht, konnte ich fast zwanzig Jahre später gar nicht mehr beantworten. Bevor ich mir die Sendung wieder angesehen habe, hatte ich vor allem die Reise mit meiner Klasse und die Aufregung vor der Show im Kopf. Jetzt ist es vor allem die Titelmelodie. "Raten oder wissen, sieh's nicht so verbissen, gleich ist die letzte Chance vorbei..." Die letzte Chance für  "1, 2 oder 3" in Österreich gibt es im Herbst (zu sehen auf ORF Kids, ORF 1 und auf JOYN). Das Ende einer Ära.

Zusammenfassung
  • Der ORF beendet nach fast 50 Jahren die Ausstrahlung der Kindersendung '1, 2 oder 3' mit den letzten Folgen Ende 2025.
  • Ich war einst selbst als Kandidatin mit dabei und habe mir "meine" Folge fast 20 Jahre später zum ersten Mal wieder angeschaut.
  • Im Juni 2007 lief die 600. Folge der Show, moderiert von Daniel Fischer, mit einem Rückblick auf drei Jahrzehnte Sendungsgeschichte.
  • Michael Schanze, der 78-jährige erste Moderator, war als Gast dabei und präsentierte das legendäre 'Plopp'-Geräusch.
  • Als Hauptpreis gab es einen Piet-Flosse-Lego-Pokal und 300 Euro, das deutsche Team gewann die Jubiläumsfolge.
  • Mit dem ORF-Ausstieg im Herbst endet eine Ära, die Generationen von österreichischen Kindern geprägt hat.