Neonatologische Intensivstation BabyAdobe Stock

Keuchhusten-Fälle vervierfacht: Babys auf Intensivstation

Erst im März starb ein Neugeborenes in Graz an Keuchhusten, nun liegen zwei Säuglinge in Linz auf der Intensivstation. In nur wenigen Jahren haben sich die Keuchhustenfälle in mehr als vervierfacht. Gefährdet sind besonders Babys.

Nach einem tragischen Todesfall in der Steiermark ist Keuchhusten (Pertussis) nun in Oberösterreich auf dem Vormarsch: Erstmals werden zwei Babys im Linzer Kepler Universitätsklinikum (KUK) deswegen auf der Kinderintensivstation betreut.

Künstliche Beatmung, Blutaustausch

Ein zwei Monate altes Kind hing an der Beatmungsmaschine und brauchte einen Blutaustausch, schilderte Infektiologin und Kinderärztin Ariane Biebl. Ein zweites Baby, ebenfalls erst zwei Monate alt und mit einer Vorerkrankung, brauchte eine neurochirurgische Operation. Ein weiteres Kind wird auf der Normalstation behandelt und braucht Atemunterstützung.

Zahl der Fälle "alarmierend"

Dass schwere Verläufe so gehäuft auftreten und Kinder auf der Intensivstation landen, hätte es bisher in diesem Ausmaß nicht gegeben. "Wir haben im Winter sicher acht bis zehn Kinder parallel betreut", berichtet die Oberärztin vom KUK. "Das ist alarmierend", sagt Biebl.

Keuchhusten gefährdet vor allem Säuglinge bis zu einem Alter von sechs Monaten, noch bevor sie selbst mit einer Impfung geschützt sind. Bei den Kleinen kommt es zu Atempausen und -aussetzern. Deswegen werden sie im Krankenhaus kontinuierlich beobachtet, auch ältere Kinder noch.

Keuchhusten-Welle in Österreich

2023 wurden fast fünfmal so viele Fälle von Keuchhusten gemeldet als im Vorjahr,  2024 sind die Zahlen noch höher. Das ist besorgniserregend, denn die hochansteckende Infektionskrankheit greift die Atemwege und kann besonders für Säuglinge und Kleinkinder schwere Krankheitsverläufe mit sich bringen. Wie gefährlich ist die Krankheit und wie schützen wir uns am besten davor? Die Antworten darauf hat Dr. Alireza Nouri.

Geimpfte Mütter für Nestschutz

Biebl rät schwangeren Müttern zu einer Auffrischungsimpfung, um ihrem Baby einen Nestschutz für die ersten acht Lebenswochen mitzugeben. Alle, die mit Neugeborenen zu tun haben, sollten ihren Impfstatus überprüfen. Die meisten Ansteckungen passieren in der Familie.

Erwachsene husten länger, aber erkranken meist nicht schwer, gefährlich wird es nur bei einer chronischen Grunderkrankung, Immunschwäche oder bei älteren Personen.

Fälle vervierfacht

"Österreich ist in Europa Spitzenreiter bei den Infektionszahlen, weil wir die geringste Durchimpfungsrate haben", sagt Biebl. Waren es 2019 noch 400 Fälle, gab es im Vorjahr 1.600 Keuchhusten-Erkrankungen in Oberösterreich und heuer liege man noch einmal deutlich darüber, so die Medizinerin.

Spätestens in der ersten Klasse Volksschule sollte die Impfung aufgefrischt werden, weil der Schutz nicht so lange hält. Zurzeit passiert das in der zweiten oder dritten Schulstufe. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und Wiener Ärztekammer, forderte kostenlose Impfungen auch für Erwachsene. "Wir müssen unsere Kleinsten bestmöglich schützen. Säuglinge dürfen nicht an Keuchhusten sterben. Die alle zehn Jahre notwendige Auffrischung der Vierfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung und Keuchhusten muss daher kostenlos angeboten werden"

ribbon Zusammenfassung
  • Erst im März starb ein Neugeborenes in Graz an Keuchhusten, nun liegen zwei Säuglinge in Linz auf der Intensivstation.
  • Oberärztin Ariane Biebl berichtet von gehäuften schweren Verläufen und Behandlungen auf der Intensivstation.
  • Keuchhusten gefährdet vor allem Säuglinge bis zu einem Alter von sechs Monaten.
  • Österreich ist in Europa Spitzenreiter bei den Infektionszahlen, da es die geringste Durchimpfungsrate hat.
  • 2019 gab es 400 Fälle in Oberösterreich, 2023 bereits über 1.600.