APA/TOBIAS STEINMAURER

Maßnahmen zu Hochwasser

719 Gemeinden mit "signifikantem Hochwasserrisiko"

Heute, 08:14 · Lesedauer 4 min

Das Hochwasser im September 2024 hat in weiten Teilen Österreichs schwere Schäden angerichtet. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig präsentierte am Freitag, wie Österreich sich auf das nächste Hochwasser vorbereitet und welche Rolle eine informierte Bevölkerung und die Eigenvorsorge dabei spielen.

Nach anhaltendem Starkregen im September 2024 traten Flüsse über die Ufer, Keller und Wohnräume wurden teils überflutet. Fünf Personen kamen dabei ums Leben. In einigen Gemeinden mussten Notfallevakuierungen durchgeführt werden.

Die Aufräumarbeiten dauerten teils Wochen, die Schäden gehen in die Millionen.

"Hochwasser-Ereignisse, wie das vom Herbst 2024 haben uns wieder einmal vor Augen geführt, welche Bedeutung, welche Kraft in so einem großflächigen Starkregenereignis liegt", sagt Totschnig in der Pressekonferenz am Freitag.

Solche "Extremen treten nicht nur häufiger", sondern schneller auf, wie auch der EU Copernicus Klimabericht bestätigt. Wer vorsorgt und handelt, kann laut Totschnig Risiken und Schäden vermeiden.

719 Gemeinden haben "signifikantes Hochwasserrisiko"

Laut einer aktuellen Risikobewertung besteht in Österreich in 719 von 2092 Gemeinden "ein signifikantes Hochwasserrisiko". Betroffen davon seien circa 800.000 Menschen, praktisch jede:r zehnte in Österreich.

Um die Bevölkerung besser zu schützen, wurde mit den Bundesländern ein neues 10-Punkte-Aktionsprogramm mit dem Titel "Hochwasser – ich schütze mich" beschlossen.

Dieser Plan basiere auf Erkenntnissen aus vergangenen Hochwasserereignissen. Laut Totschnig laufen derzeit "Sanierungsmaßnahmen an der Leitha in Niederösterreich". Es wird versucht, "durch Flächensicherung, Rückhalteräume und ökologische Aufweitungen" Platz für Wasser zu schaffen.

Frühwarnsysteme sollen helfen, Eigenverantwortung ist auch wichtig

Laut Totschnig investiere man Forschung und digitale Frühwarnsysteme und setze auf "Wissen und Information der Bevölkerung". "Es werden Hochwasserrisiko- und Hochwassergefahrenkarten laufend aktualisiert".

Die Naturgefahrenplattform "HORA" gibt "Auskunft über mögliche Gefahren des eigenen Grundstücks", wie Bundesminister Totschnig betont.

Man investiere 100 Millionen Euro in Hochwasserschutz Projekte. Sie seien "ein wichtiger Impuls für regionale Wirtschaft". Doch Hochwasserschutz alleine "kann nicht alles", es verbleibe immer ein "Restrisiko" - daher sei laut Totschnig auch Eigenverantwortung sehr wichtig.

Video: Lage in Niederösterreich nach dem Hochwasser

"Handlungsbedarf" bei Eigenvorsorge

"Bei Eigenvorsorge gibt es in Österreich noch Handlungsbedarf", betont Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, Christian Schimanofsky.

Etwa 50 Prozent der Österreicher:innen fühlen sich laut einer Erhebung nicht ausreichend informiert und damit auch möglicherweise schlecht vorbereitet – für die Situation eines Hochwassers.

Unwetter können immer häufiger auftreten

Extremwettereignisse, wie jene im September 2024 können laut Schimanofsky immer häufiger auftreten. "Auch der Zeitraum ist ein ausgedehnter geworden, zwischen Mai und November können wir mittlerweile solche Ereignisse beobachten", sagt Schimanofsky in der Pressekonferenz.

Die Auswirkungen von Hochwasserkatastrophen seien vielfältig. Abgesehen von den finanziellen Belastungen, gibt es laut Schimanofsky auch psychische Belastungen. "Wir sehen in unseren Untersuchungen, dass es viele Menschen gibt, die posttraumatische Belastungsstörungen zeigen nach Überflutungen", so Schimanofsky.

Neuer Aktionsplan mit hilfreichen Tipps

Der Aktionsplan "Hochwasser – ich schütze mich", soll mit hilfreichen Tipps bei der Vorsorge helfen.

  • Auf der Webseite "HORA" informieren, über mögliche Hochwassergefahren in der Umgebung. Falls das Haus von einer "Hochwasser-Gefährdung" betroffen ist, sollte man Maßnahmen für den Schutz ergreifen, beispielsweise wie Rückstauklappen.
  • Wertgegenstände nicht im Keller lagern und bei Hochwassergefahr nicht in den Keller gehen. Die Priorität sollte die eigene Sicherheit sein.
  • Ausreichung Versorgung für zu Hause empfiehlt Schimanofsky weiters. Für den Notfall sollte man Trinkwasser oder beispielsweise Konserven haben "wenn es mal mehrere Stunden oder vielleicht sogar ein, zwei Tage dauert, bis hier Hilfe kommt" oder man wieder einkaufen kann.
  • Gemeinden sollten sich Rettungskette und Evakuierungspläne mit Organisationen für den Notfall planen.
BMLUK Hemerka
Zusammenfassung
  • Nach dem schweren Hochwasser im September 2024 mit fünf Todesopfern gelten laut aktueller Bewertung 719 von 2092 Gemeinden in Österreich als Gebiete mit signifikantem Hochwasserrisiko.
  • Rund 800.000 Menschen, also etwa jede:r zehnte in Österreich, sind von diesem Risiko betroffen. Nun wurde ein neues 10-Punkte-Aktionsprogramm zum Hochwasserschutz beschlossen.
  • Der Bund investiert 100 Millionen Euro in Hochwasserschutzprojekte und setzt auf Frühwarnsysteme sowie mehr Eigenverantwortung, da trotz aller Maßnahmen ein Restrisiko bleibt.