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Wiener Komplexitätsforscher bekommen mehr Platz

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Als der Complexity Science Hub (CSH) Wien im Jahr 2016 startete, zählte man drei Mitarbeiter - heute sind es mehr als 70. So wurde das Palais Strozzi in Wien-Josefstadt bald zu klein für das expandierende Komplexitätsforschungs-Institut. Nun bastelt man an der Übersiedlung ins Palais Springer-Rothschild in Wien-Landstraße, das um rund 3,5 Mio. Euro adaptiert wird. Man werde aus dem historischen Gebäude "etwas Cooles machen", so CSH-Chef Stefan Thurner beim Spatenstich.

Getragen wird das CSH vom "Verein zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme". Das Ziel ist, mit den Mitteln der Komplexitätsforschung aus großen Datenmengen (Big Data) sinnvolles Wissen zu gewinnen. Gegründet von den Technischen Universitäten Wien und Graz, der Medizinischen Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien und dem Austrian Institute of Technology (AIT) ist die Forschungseinrichtung in den vergangenen Jahren stark gewachsen, zu den vier Gründungsmitgliedern sind sechs weitere dazu gekommen.

Im neuen Standort im dritten Wiener Gemeindebezirk wird man ab dem geplanten Einzugstermin im Oktober deutlich mehr Platz haben, hieß es vor Journalisten am Montag: Waren es im Palais Strozzi noch 700 Quadratmeter Nutzfläche, die dem CSH, der sich die Liegenschaft mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) teilte, zur Verfügung standen, sind es am neuen Standort in der Metternichgasse mehr als 2.100 Quadratmeter. Dass der Komplexitätsforscher vor komplexen Arrangements nicht zurückschreckt, zeigt die Finanzierung des Vorhabens: So stemmt der Liegenschaftseigentümer, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die Kosten für die Instandsetzung des Gebäudes, die Stadt Wien übernimmt die Finanzierung der Einbauten für den barrierefreien Zugang und der CSH-Verein kommt selbst dafür auf, was es für den Forschungsbetrieb braucht, erklärte Thurner der APA.

Um in dem historischen Gebäude - das Palais Springer-Rothschild wurde in den Jahren 1891 bis 1893 errichtet - tatsächlich wissenschaftlich Arbeiten zu können, ist freilich noch einiges zu tun: Es gehe vor allem um die Verbindung des Historischen mit dem Zeitgeistigen. So sollte hier ein Ort entstehen, der auch Gästen - Thurner: "Mitunter die gescheitesten Leute der Welt" - etwas bieten soll.

Zuallererst möchte man aber dem historisch bedeutenden Baubestand des im französischen Stil geplanten Gebäudes Rechnung tragen: Das alleine sei schon "untypisch für Wien", so BIG-Projektleiter Clemens Novak und Richard Schöberl, Leiter des BIG-Unternehmensbereichs "Universitäten". In der bewegten, aber durchgehenden Nutzungsgeschichte der Liegenschaft schrieb die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) das letzte Kapitel. In vielen der Räume wurde in den vergangenen Jahren noch fleißig geprobt, und diese dafür mittels Gipswand-Einbauten vielfach unterteilt. "Jetzt öffnen wir die Räume", so Novak.

Highlights des Gebäudes sind u.a. die Repräsentationsräume mit einem lichtdurchfluteten "Wintergarten" inklusive Blick auf den Innenhof oder Glasmalereien aus dem 17. Jahrhundert in der einstigen Bibliothek. Insgesamt zeige sich beim genaueren Blick auf das Ensemble, dass hier einst "sehr kunstsinnige Bewohner" das Sagen hatten. Vieles in der Architektur sei derart ersonnen worden, dass es der Zurschaustellung der früher durchaus bedeutenden, bereits vor vielen Jahrzehnten aber veräußerten Kunstsammlung diente, sagte Novak. Nun lege man aber einen "klaren Fokus" auf die wissenschaftlichen Anforderungen.

Da Komplexitätsforscher in der Regel keine umfassende Geräteinfrastruktur brauchen, reist man quasi mit leichtem Gepäck: Laut Thurner plant man, den Komplettumzug im Herbst in nur wenigen Tagen zu erledigen. Das Projekt zeige auch, dass man es schaffe, solche Projekte in nur wenigen Monaten umzusetzen, sagte die Wiener Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). In der Metternichgasse entstehe nun ein weiterer prosperierender Wissenschaftsstandort innerhalb der Grenzen der Bundeshauptstadt.

(S E R V I C E - https://csh.ac.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Der Complexity Science Hub Wien zieht aufgrund seines Wachstums von ursprünglich drei auf über 70 Mitarbeiter ins größere Palais Springer-Rothschild um.
  • Für die Adaption des historischen Gebäudes, erbaut zwischen 1891 und 1893, investiert man rund 3,5 Mio. Euro, um mehr als 2.100 Quadratmeter für die Forschung nutzbar zu machen.
  • Die Finanzierung des Umzugs erfolgt durch die Bundesimmobiliengesellschaft, die Stadt Wien und den CSH-Verein; der Einzug ist für Oktober geplant.

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