APA/BARBARA GINDL

Wien sieht Post-Leiharbeit hinter Corona-Cluster

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Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat am Sonntag eine erste Analyse des aktuellen Clusters an Coronavirus-Infektionen präsentiert. Laut dem Ressortchef deutet alles darauf hin, dass das Postzentrum im niederösterreichischen Hagenbrunn bzw. die Leiharbeitsfirmen Auslöser waren. Nur zehn Prozent der Wiener Betroffenen wiesen offenbar Symptome auf.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat am Sonntag eine erste Analyse des aktuellen Clusters an Coronavirus-Infektionen präsentiert. Laut dem Ressortchef deutet alles darauf hin, dass das Postzentrum im niederösterreichischen Hagenbrunn bzw. die Leiharbeitsfirmen Auslöser waren. Nur zehn Prozent der Wiener Betroffenen wiesen offenbar Symptome auf.

"Es zeigt alles nach Hagenbrunn", sagte Hacker im Gespräch mit der APA. Dies habe die genaue Betrachtung der jüngsten Zahlen - viele der in Hagenbrunn tätigen Arbeiter leben in Wien - ergeben. Leiharbeit sei offenbar diesbezüglich ein großes Problem. Mit Flüchtlingen habe dies nichts zu tun. Denn die meisten Fälle etwa in der Unterkunft in Erdberg ließen sich auf die Post-Verteilzentren zurückführen - und nicht umgekehrt.

Laut Stadt Wien sind offenbar aus Erdberg vor allem Personen betroffen, die als Leiharbeiter bei der Post tätig waren bzw. in weiterer Folge Personen, zu denen sie Kontakt hatten. Von mehr als 1.000 Tests in verschiedenen Asyl-Einrichtungen waren nur knapp 40 (davon vier Betreuungspersonen, Anm.) positiv. Dabei sei ein Konnex in Sachen Leiharbeit erkennbar gewesen, hieß es. Der Großteil der betroffenen Leiharbeiter seien zudem keine Flüchtlinge, wurde versichert.

Bereits davor hatte Wien angekündigt, nach dem gehäuften Auftreten von Coronavirus-Infektionen bei Leiharbeitern verstärkt deren Arbeitgeber ins Visier nehmen zu wollen. Dort soll verstärkt getestet werden, ebenso bei den Auftraggebern, die die Leiharbeiter einsetzen. Das Innenministerium bot dabei einmal mehr Unterstützung an, die vom Rathaus aber als nicht nötig erachtet wurde.

Der Cluster in Sachen Post sei erkannt worden, weil Wien genauer hinschaue, erklärte Hacker: "Wir bringen Licht in den Schatten." Dabei habe man entdeckt, dass nur zehn Prozent der Fälle symptomatisch waren. Beim Rest sei die Infektion offenbar sehr leicht verlaufen. Dies sei eine neue Erkenntnis, versicherte Hacker. Man stehe vor keinem neuerlichen "Ausbruch", sondern die gestiegenen Zahlen ergäben sich daraus, dass punktuell sehr intensiv untersucht werde.

"Vergleichbares würde man in ganz Österreich finden", zeigte sich der Ressortchef überzeugt. Nötig sei darum nun auch, mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in eine Diskussion zu treten. Es werde eine Debatte über die statistischen Zahlen geben müssen.

Nach einem ähnlichen Fall vor wenigen Tagen in einem Wiener Kindergarten ist nun eine Mitarbeiterin einer städtischen Kinderbetreuungseinrichtung in Graz positiv auf Covid-19 getestet worden. Alle Mitarbeiter sowie die betreuten Kinder sind in häuslicher Quarantäne und sollen getestet werden. Die Einrichtung bleibt bis Mitte der Woche geschlossen.

Die Zahl der nach einer Corona-Infektion in Österreich Verstorbenen blieb bis Sonntagvormittag mit 629 erstmals gleich hoch wie am Vortag. 197 Menschen wurden laut Innen- und Gesundheitsministerium wegen Covid-19 in Spitälern behandelt, elf weniger als am Tag zuvor. Auch die Zahl der Intensivpatienten ist weiter gesunken, um zwei Personen auf 48.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat am Sonntag eine erste Analyse des aktuellen Clusters an Coronavirus-Infektionen präsentiert.
  • Laut dem Ressortchef deutet alles darauf hin, dass das Postzentrum im niederösterreichischen Hagenbrunn bzw. die Leiharbeitsfirmen Auslöser waren.
  • Nur zehn Prozent der Wiener Betroffenen wiesen offenbar Symptome auf.
  • Es werde eine Debatte über die statistischen Zahlen geben müssen.

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