APA/GEORG HOCHMUTH

Wien-Attentäter war "Vorbild" für 16-jährigen IS-Anhänger

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Jener 16-jährige Wiener, der eine Terror-Attacke am Wiener Hauptbahnhof im Namen des IS plante, soll den Wien-Attentäter vom November 2020 gekannt haben. Dieser sei sein "Vorbild" gewesen.

Ende September wurde ein 16-Jähriger in Wien verhaftet, der offenbar plante, am Wiener Hauptbahnhof eine Terrorattacke mit einem Messer durchzuführen. Sein Ziel war es, von der Polizei getötet und so zum Märtyrer zu werden. In letzter Minute machte er jedoch offenbar einen Rückzieher von seinen Anschlagsplänen.

Nun wurde bekannt, dass der 16-Jährige offenbar mit dem Wien-Attentäter in Kontakt war, der am 2. November 2020 vier Menschen am Schwedenplatz tötete, berichtet die APA.

Er habe den beim Anschlag 2020 von der Polizei erschossenen Attentäter persönlich kennengelernt, als er 13 Jahre alt war, gab der heute 16-Jährige bei seiner Einvernahme an. Dieser sei auch sein "Vorbild" gewesen.

Treffen in der Millenium City

Wie der 16-jährige Möchtegern-Terrorist darlegte, habe er den späteren Attentäter nach dessen Enthaftung (er hatte versucht, nach Syrien zum IS zu reisen) gemeinsam mit anderen Bekannten den damals 20-Jährigen zufällig in der Millennium-City in Wien-Brigittenau getroffen. Wobei der spätere Attentäter der Gruppe von seiner Festnahme und der anschließenden Haft erzählt habe.

Diese Begegnung dürfte auf den zu diesem Zeitpunkt 13-Jährigen nachhaltigen Eindruck gemacht haben. Der IS-Teenie fühlt sich seiner Schilderung zufolge seit seinem 14. Lebensjahr der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verbunden.

Er habe ebenfalls vorgehabt, sich eine Schusswaffe zu besorgen, habe aber zu wenig Geld für ein Gewehr gehabt, schilderte der Bursche unlängst dem Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT). 

Bekenner-Foto von Wien-Attentäter imitiert

Wie Recherchen der APA ergaben, hatte der 16-Jährige in diesem Kanal unmittelbar vor dem geplanten Anschlag auch ein Selfie gepostet, das er im Keller seines Wohnhauses aufgenommen hatte und mit dem er deutlichen Bezug auf den Wien-Attentäter nahm.

Angelehnt an den Attentäter, der vor dem von ihm verübten Terroranschlag ein ähnliches Foto von sich online gestellt hatte, posierte der 16-Jährige in einem T-Shirt in Tarnfarbe sowie mit ausgestrecktem, gen Himmel erhobenem Zeigefinger, dem Erkennungszeichen der Terrormiliz "Islamischer Staat".

Mit der anderen Hand präsentierte er das gezückte Kampfmesser, wobei an einem Finger ein Siegelring des Propheten Mohammed auffiel. Weiters bekleidet war der 16-Jährige mit einer Weste, das als Sprengstoffgürtel-Attrappe erscheinen sollte.

Mitwisser auf TikTok und Telegram: "Hast du durchgezogen?"

Der 16-Jährige hatte offenbar auch einen Mitwisser, mit dem er seit 11. August 2023 über TikTok in Verbindung stand. Der Islamist, der in Deutschland vermutet wird und der bisher noch nicht ausgeforscht werden konnte, bestärkte den Wiener Schüler in seinen terroristischen Absichten. Unter anderem teilte er ihm sinngemäß mit, wenn er seine Pläne durchziehe, bekomme er seine "Bittgebete".

Ursprünglich hatte der 16-Jährige vor, gleich nach einem Streit mit seinem Vater am 9. September zur Tat zu schreiten, musste das aber verschieben, weil er zu diesem Zeitpunkt - es war ein Wochenende - noch keine Waffe hatte. Das Kampfmesser konnte er sich erst am darauf folgenden Montag, dem 11. September besorgen, weil da die Geschäfte wieder offen hatten.

Der 16-Jährige soll daher seinen deutschen Chat-Partner gebeten haben, in einer Telegram-Gruppe, in der er den Anschlag angekündigt hatte, mitzuteilen, dass dieser "auf den nächsten Tag verschoben" sei. Am 11. September wollte der Deutsche dann vom 16-Jährigen wissen: "Hast du durchgezogen?"

Ausländischer Dienst warnte

Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) war im September von einem ausländischen Partnerdienst gewarnt worden und so auf die Spur des 16-Jährigen gekommen. Dieser hatte in einem Telegram-Kanal, in dem 19 junge IS-Anhänger versammelt waren, den Anschlag angekündigt.

Einen Tag, nachdem er einen Rückzieher von seinem geplanten Terroranschlag am Hauptbahnhof gemacht hatte, wurde er verhaftet.

ribbon Zusammenfassung
  • Ende September wurde ein 16-Jähriger in Wien verhaftet, der offenbar plante, am Wiener Hauptbahnhof eine Terrorattacke mit einem Messer durchzuführen.
  • Sein Ziel war es, von der Polizei getötet und so zum Märtyrer zu werden.
  • In letzter Minute machte er jedoch offenbar einen Rückzieher von seinen Anschlagsplänen.
  • Nun wurde bekannt, dass der 16-Jährige offenbar mit dem Wien-Attentäter, der am 2. November 2020 vier Menschen am Schwedenplatz tötete, in Kontakt war, berichtet die APA.
  • Er habe den beim Anschlag von der Polizei erschossenen Attentäter persönlich kennengelernt, als er 13 Jahre alt war, gab der heute 16-Jährige bei seiner Einvernahme an.

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