APA/APA (AFP)/ARIS MESSINIS

NGO: Griechenland treibt Migranten in Obdachlosigkeit

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Jahrelang wurde Griechenland für die überfüllten Flüchtlingseinrichtungen, vor allem auf den Inseln in der Ostägäis, kritisiert. Nun strebt die Regierung in Athen danach, mehr als Zehntausend Geflüchtete aus ihren Unterkünften auszuweisen - ohne ihnen aber "Schutz und angemessene medizinische Versorgung" zu bieten, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Dienstag kritisiert.

Jahrelang wurde Griechenland für die überfüllten Flüchtlingseinrichtungen, vor allem auf den Inseln in der Ostägäis, kritisiert. Nun strebt die Regierung in Athen danach, mehr als Zehntausend Geflüchtete aus ihren Unterkünften auszuweisen - ohne ihnen aber "Schutz und angemessene medizinische Versorgung" zu bieten, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Dienstag kritisiert.

Eine "wachsende Zahl von Geflüchteten mit schwerwiegenden gesundheitlichen oder psychischen Problemen" werde somit "gezielt in die Obdachlosigkeit gedrängt und zudem von finanzieller Unterstützung abgeschnitten", warnt die Nothilfeorganisation. Viele der geflüchteten Personen seien "äußerst schutzbedürftig". Zu ihnen zählen Opfer von sexueller Gewalt, Folter und Misshandlung, ältere Menschen sowie chronisch kranke Menschen. Ärzte ohne Grenzen appellierte deshalb an die griechische Regierung, die Räumungsmaßnahmen auszusetzen und bestehende Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten auszuweiten.

Bereits jetzt würden im Zentrum der Hauptstadt Athen Hunderte Migranten unter freiem Himmel campieren, teilte die Nichtregierungsorganisation (NGO) mit. "Mitten in der Coronavirus-Pandemie sollte die Regierung Menschen mit hohem Infektionsrisiko schützen, anstatt sie ohne Zugang zu medizinischer Grundversorgung auf die Straße zu setzen", erklärte Marine Berthet, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland. Die grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen könnten auf öffentlichen Plätzen nicht gedeckt werden.

Im Februar erhielt die griechische Regierung EU-Mittel für das Erweitern von Unterkünften für Geflüchtete auf dem Festland - allerdings seien bis jetzt noch keine ergänzenden Wohnmöglichkeiten zur Verfügung gestellt worden, bemängelte Ärzte ohne Grenzen. Das zuständige Ministerium wolle seine Ausgaben für die Unterbringung von Asylsuchenden sogar um bis zu 30 Prozent zu kürzen. Österreich hat in den vergangenen Monaten Wohn- und Sanitärcontainer nach Griechenland geliefert.

Zurzeit harren in den Lagern auf Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos etwa 32.500 Menschen aus - ausgelegt sind sie für 8.000. Noch im März lebten mehr als 42.000 Migranten in den Camps und dem Umland.

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  • Ärzte ohne Grenzen appellierte deshalb an die griechische Regierung, die Räumungsmaßnahmen auszusetzen und bestehende Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten auszuweiten.

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