Wieder Straßen-Blockaden in Wien: Zunehmend Gewalt gegen Klima-Aktivisten

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Die zweite Protestwoche der "Letzte Generation" startete am Montag um 8 Uhr auf drei Wiener Verkehrsrouten. Aktivist:innen werden zunehmend beschimpft oder Gewalt ausgesetzt.

Am Praterstern und am Döblinger Gürtel wurden am Montag im Frühverkehr jeweils Straßen blockiert. Außerdem kletterten Mitglieder auf der Wiener Südosttangente (A23) im Bereich Praterbrücke auf einen Überkopfwegweiser und entrollten ein Banner. Dort floss der Verkehr laut Polizeisprecherin Barbara Gass weiter.

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Aktivisten kritisieren Polizei

Die nicht angemeldeten Versammlungen am Praterstern und am Döblinger Gürtel wurden von den Einsatzkräften bald aufgelöst, twitterte die Landespolizeidirektion. Es kam vorübergehend zu zusätzlichen Verkehrsbehinderungen im Frühverkehr. Die Protestaktion auf dem Überkopfwegweiser der Stadtautobahn dauerte zunächst an, hatte auch die Polizei bestätigt. Erst gegen 15.00 Uhr kletterten die Aktivistinnen und Aktivisten selbstständig wieder von dem Wegweiser, nachdem sie den Klebstoff, mit dem sie sich an der Konstruktion über der meistbefahrenen Straße Österreichs fixiert hatten, selbst von ihren Handflächen gelöst hatten, berichtete ein Sprecher der "Letzten Generation" auf Anfrage der APA.

Die Gruppe kritisierte, dass die Aktivisten nicht von dem Überkopfwegweiser geholt wurden. "Die Polizei war anwesend, hat sie aber bewusst zurückgelassen", schrieb die "Letzte Generation" auf Twitter. Die Beamten seien zunächst mithilfe einer Drehleiter der Feuerwehr angerückt und hätten einen der Umweltschützer beim Loslösen verletzt, schilderte der Sprecher. Schließlich hätten sich die anderen selbst befreien und alle vier über die Leiter des Überkopfwegweisers absteigen müssen. Festnahmen gab es laut dem Sprecher bei dieser Protestaktion nicht, bei den anderen beiden zuvor schon, berichtete er.

Die "Letzte Generation" kritisierte in einer Aussendung, dass es seit einer Woche "keine politische Reaktion auf die Forderung nach Tempo 100 und einem Stopp neuer Öl- und Gasbohrungen" gebe. Unterstützt wurde die Gruppe demnach am Montag von Architektinnen und Architekten, die einem Aufruf der IG Architektur gefolgt seien und sich solidarisch hinter die Umweltschützer stellten.

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Gewalt nimmt zu

Bei der Blockadeaktion am Gürtel war es laut der "Letzten Generation" zu einem Übergriff auf einen Aktivisten gekommen, der einen Fahrstreifen blockiert hatte. Der Umweltschützer sei von einem Verkehrsteilnehmer weggezerrt und in den Unterbauch geschlagen worden. Von dem Vorfall wurde auch ein Video auf Twitter gestellt

Schon bei vergangenen Protesten wurden AktivistInnen wüst beschimpft oder verletzt. Die österreichische Forscherin Claudia Paganini warnt davor, die Situation mit kriminalisierenden Vergleichen, wie sie etwa die FPÖ oder mehrere Medien benützen, noch weiter aufzuheizen. Eine Gesellschaft müsse diese Art von Protest eigentlich auszahlen. 

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ribbon Zusammenfassung
  • Die zweite Protestwoche der "Letzte Generation" startete am Montag um 8 Uhr auf drei Wiener Verkehrsrouten.
  • Am Praterstern und am Döblinger Gürtel wurden am Montag im Frühverkehr jeweils Straßen blockiert. Außerdem kletterten Mitglieder auf der Wiener Südosttangente (A23) im Bereich Praterbrücke auf einen Überkopfwegweiser und entrollten ein Banner.
  • Aktivist:innen werden zunehmend beschimpft oder Gewalt ausgesetzt.