WHO warnt vor Rückschritt im Kampf gegen Tabak
Laut den Fachleuten reduzieren Filter die Gefährlichkeit des Rauchens praktisch nicht, sondern verleiten dazu, Giftstoffe tiefer in die Lunge zu inhalieren. Die Vorschläge sind nicht als verbindliche Maßnahmen konzipiert.
Vertreter der 183 Vertragsstaaten der Konvention treffen sich diese Woche in der Schweizer UNO-Stadt, um über Entwicklungen im Konsum und in der Kontrolle von Tabak- und Nikotinprodukten zu beraten. Vor der Konferenz hatte ein angeblich geplantes EU-Verbot von Filterzigaretten Schlagzeilen gemacht - die Angaben wurden von der EU dementiert.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte im Vorfeld alle Teilnehmerländer vor Einflussversuchen der Industrie und rief sie auf, Lobbyisten der Industrie nicht in ihren Delegationen zu dulden. Tabakfirmen seien sehr einflussreich, mahnte Etienne Krug, Direktor der für Tabak zuständigen WHO-Abteilung. "Wir müssen uns der Einmischung der Industrie in Debatten bewusst sein." Die WHO würde ein Filterverbot zwar begrüßen, doch die Besteuerung von Tabak würde den Verbrauch noch viel stärker schrumpfen lassen, sagte Krug der Deutschen Presse-Agentur.
"Die Tabak- und Nikotinindustrie ist mit immer neuen Produkten unterwegs, etwa den Vapes, weil sie junge Leute ansprechen, die sie damit früh nikotinabhängig machen - so sichern sie ihren Markt", sagte die Ärztin Ulrike Helbig, die das Berliner Büro der Deutschen Krebshilfe leitet. Vapes sind elektronische Geräte, die eine Flüssigkeit erhitzen und Dampf erzeugen, der inhaliert wird. Die meisten Vapes enthalten Nikotin. Helbig würde auch ein Filterverbot begrüßen.
Im Rahmen des "Global Burden of Disease"-Monitorings wurde für Österreich für das Jahr 2021 geschätzt, dass rund 8.500 Todesfälle bzw. rund zehn Prozent aller Todesfälle auf das Rauchen von Tabak inklusive Passivrauchens zurückzuführen sind.
Zusammenfassung
- Die WHO warnt auf einer internationalen Konferenz in Genf vor Rückschritten im Kampf gegen Tabak durch neue Produkte, aggressives Marketing und Desinformation und ruft dazu auf, Lobbyisten der Tabakindustrie aus den Delegationen fernzuhalten.
- In Österreich waren laut Global Burden of Disease-Monitoring im Jahr 2021 rund 8.500 Todesfälle und damit etwa zehn Prozent aller Todesfälle auf Tabakkonsum inklusive Passivrauchen zurückzuführen.
