Virus-Brutstätte Tirol: Zeitlicher Ablauf des Skandals

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„Da sind keine Fehler passiert“, sagte der Stellvertretende Tiroler Landeshauptmann Geisler noch am 18. März in einem PULS 24-Interview. An diesem Tag deutete bereits alles auf ein Systemversagen hin und darauf, dass Tirol die Brutstätte für den Coronavirus in Österreichs. Ein zeitlicher Überblick.

25. Februar: Die ersten beiden Corona-Fälle werden bekannt. Es handelt sich um ein Paar aus Italien. Sie arbeitet im Innsbrucker Hotel Europa als Rezeptionistin. Das Hotel wird abgeriegelt – vor laufender Kamera spazierte ein Mann durch die Tür und Polizeiabsperrung. 

29. Februar: Eine Maschine der „Icelandair“ kehrt von München nach Island zurück. An Bord: Isländische Touristen, die sich wohl in Ischgl infizierten.  

5. März: Island erklärt Ischgl zum Risikogebiet. Die österreichischen Behörden werden informiert. Das Land Tirol teilte daraufhin mit: Die Ansteckung dürfte sich erst im Flugzeug auf der Rückreise von München nach Reykjavik ereignet haben. Im Flugzeug befand sich ein infizierter Fluggast. Dieser sei auf dem Rückweg von einem Italienurlaub, hieß es. "Unter dieser Annahme erscheint es aus medizinischer Sicht wenig wahrscheinlich, dass es in Tirol zu Ansteckungen gekommen ist", erklärte Tirols Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. 

Weitere Personen werden in Tirol positiv auf das Coronavirus getestet.  

6. März: Die Gesundheitsbehörden kontaktieren das Hotel, in dem die Isländer nächtigten. Sie weisen an Hotel-Personal mit Symptomen und Personen, die Apres-Ski-Lokale besucht hatten, zu testen. 

7. März: Die Erkrankung eines norwegischen Barkeepers der Bar „Kitzloch“ in Ischgl wird bekannt. 

8. März: Eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich, erklärte Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion bezüglich des Barkeepers. An Nachmittag gibt es in Tirol acht Coronavirus-Fälle, darunter fünf Norweger und eine 22-Jährige aus Kitzbühel. Das italienische Pärchen – die ersten beiden Fälle in Tirol – sind wieder genesen. 

Norwegen testet verdächtige Rückkehrer aus dem Paznauntal positiv auf das Coronavirus 

9. März: Es wird bekannt, der Barkeeper hat 15 Menschen in seinem engsten Umfeld angesteckt. Die Bar wird geschlossen. 

10. März: Landeshauptmann Günther Platter kündigt „durchgehende Kontrollen“ an der Grenze zu Italien an. Der Landeshauptmann spricht von einer dramatischen Situation in Italien. In Tirol brauche es hingegen "Ruhe und Besonnenheit". 

Alle Apres-Ski-Lokale in Ischgl werden geschlossen. 

11. März: Es wird verkündet, dass das Skigebiet Ischgl für zwei Wochen gesperrt wird. 

12. März: Landeshauptmann Platter teilt mit, die Skisaison werde vorzeitig beendet – aber erst am 15. März. Beherbergungsbetriebe sollen mit Ablauf 16. März behördlich gesperrt werden. Das Virus hat also Zeit, sich zu verbreiten. Es gibt 110 bestätigte Infizierte – zwei bereits genesene Personen. 

13. März: Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärt, dass das Paznauntal und St. Anton am Arlberg „ab sofort isoliert werden“. Innenminister Karl Nehammer betont, ausländische Gäste sollen das Gebiet verlassen und ohne Zwischenstopp in ihre Herkunftsländer reisen.  

Einige Stunden zuvor gibt Landeshauptmann Platter bekannt, dass alle Hotels in Tirol von der Schließung aufgrund des Coronavirus betroffen sind.  

Das Robert-Koch-Institut schätzt Tirol als „Risikogebiet“ ein. 

Laut „Standard“ schieben Busunternehmen daraufhin Sonderschichten um Touristen aus dem Gebiet zu bringen. Mehrere hundert Urlauber sollen nach Innsbruck gereist sein und sich dort Hotelzimmer genommen haben, während sie auf ihre Heimflüge warten. 

15. März: Die letzten Skilifte werden eingestellt. Landeshauptmann Platter verhängt eine Ausgangssperre und sieht bei Maßnahmen eine „gewisse Grenze erreicht“. Man sei „so weit gegangen“, wie die Verantwortlichen in Südtirol und Italien, so Platter gegenüber der APA. 

16. März: Alle Beherbergungsbetriebe, bis auf einige Ausnahmen für medizinisches Personal sowie im Geschäfts- bzw. Wirtschaftsbereich, schließen. 

17. März: Sölden im Ötztal sowie St. Christoph am Arlberg stehen bis inklusive 2. April unter Quarantäne. 

18. März: Landeshauptmann Platter stellt das gesamte Tiroler Gebiet, alle 279 Gemeinden, ab Mitternacht bis vorerst 5. April unter Quarantäne. Gegenüber PULS 24 sagt Platters Stellvertreter Josef Geisler: „Es sind keine Fehler passiert“.

19. März: Flughafen Innsbruck schließt. 

21. März: Das Land Tirol ruft alle Personen, die sich vom 8. bis 15. März in Bars und Après-Ski-Lokalen im Zillertal aufgehalten haben, dazu auf, auf Symptome zu achten. 

23. März: Das Land Tirol schaltet wegen eines Corona-Falles in Ischgl die Staatsanwaltschaft ein. Ein deutsches Medium informierte die Gemeinde Ischgl am Sonntag, 22. März, dass ein einem dortigen Betrieb bereits Ende Februar ein positiver Fall bekannt gewesen sein soll. Der Betrieb soll den Fall nicht an die Gesundheitsbehörde gemeldet haben.

Tirol meldet die ersten beiden Todesfälle aufgrund des Coronavirus.

Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden, im Interview

ribbon Zusammenfassung
  • "Da sind keine Fehler passiert", sagte der Stellvertretende Tiroler Landeshauptmann Geisler noch am 18. März in einem PULS 24-Interview.
  • An diesem Tag deutete bereits alles auf ein Systemversagen hin und darauf, dass Tirol die Brutstätte für den Coronavirus in Österreichs.
  • Weitere Personen werden in Tirol positiv auf das Coronavirus getestet.
  • 7. März: Die Erkrankung eines norwegischen Barkeepers der Bar "Kitzloch" in Ischgl wird bekannt.

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