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Vater und drei Söhne wegen Mordversuchs in Wien vor Gericht

Mit Notwehr haben sich am Freitag ein 54 Jahre alter Unternehmer und seine drei Söhne im Alter von 22, 25 und 29 Jahren am Landesgericht verantwortet, wo ihnen versuchter Mord zur Last gelegt wurde. Prozessgegenständlich war eine wilde Schießerei, die sich am 7. Oktober 2023 in Wien-Floridsdorf ereignet hatte. Die Angeklagten hatten im Zug einer so genannten Aussprache vier Männer einer gegnerischen Familie mit zwei Schusswaffen und einem Messer niedergestreckt.

"Die Opfer hatten sehr viel Glück. Hätten die abgegebenen Schüsse ein paar Millimeter wo anders getroffen, wären sie am Tatort verblutet", sagte der Staatsanwalt zu Beginn der Verhandlung. Drei gegnerische Männer wurden lebensgefährlich verletzt, ein vierter schwer. "Die Opfer sind in einer Blutlache auf einem Haufen zusammengelegen", bemerkte Zaid Raif, der Rechtsvertreter eines 28-Jährigen, dem der 22-jährige Sohn in den Rücken geschossen hatte. Das Projektil verfehlte um einen Zentimeter die Hauptschlagader. Danach schoss der Vater des 22-Jährigen dem 28-Jährigen noch in den Oberschenkel und in den linken Oberarm, als dieser - Haken schlagend - flüchten wollte.

Ausgangspunkt des Ganzen war eine tätliche Auseinandersetzung zwischen dem 22-Jährigen und dem 28-Jährigen am Rande einer Kampfsportveranstaltung in der Wiener Stadthalle. Dort war es zwischen den beiden zu einer Schlägerei gekommen - offenbar deshalb, weil der 22-Jährige in ein Mädchen verliebt war, was deren Familie nicht goutierte. Die beteiligten Familien haben nordmazedonische bzw. serbische Wurzeln. Nach der Schlägerei, bei der der 22-Jährige - er betreibt seit mehreren Jahren selbst Kampfsport und trainiert eigenen Angaben zufolge drei Mal wöchentlich - kräftig ausgeteilt hatte, wurde seitens der gegnerischen Familie eine so genannte Aussprache verlangt. Bei diesem Treffen in der Floridusgasse kam es dann zu den inkriminierten Wild-West-Szenen.

Die Verteidiger Rudolf Mayer und Manfred Arbacher-Stöger betonten, die Aggression wäre nicht von den Angeklagten, sondern der anderen Seite ausgegangen. Die Gegner - drei Brüder im Alter von 24, 26 und 28 Jahren sowie ein 24-jähriger Verwandter - wären mit Fäusten auf einen der Angeklagten losgegangen. Darauf hin soll der 25-jährige Angeklagte einem Kontrahenten ins Gesäß und in den Oberschenkel gestochen haben, ehe der 22-Jährige mehrere Schüsse mit einer Pistole abgab, die er sich seiner Darstellung zufolge zur eigenen Sicherheit angeschafft hatte. Nachdem er auf den 28-Jährigen gefeuert hatte, schoss er auf den 26-Jährigen, den er ebenfalls im Rückenbereich sowie am Becken traf, und auf einen der beiden 24-Jährigen, der einen Beckendurchschuss erlitt.

"Sie haben noch nie in ihrem Leben etwa Schlechtes gemacht", verwies Verteidiger Mayer auf die bisherige Unbescholtenheit der Angeklagten. Es habe sich um ein "schnelles, dynamisches Geschehen" gehandelt, die Angeklagten hätten sich gegen einen gegen sie gerichteten Angriff zur Wehr gesetzt. Ein von der Anklage behaupteter gemeinsam gefasster Tatplan sei "an den Haaren herbeigezogen", sagte Mayers Kollege Arbacher-Stöger. "Wenn i wen umbringen will, red i net. Da geh i hin und stich zu oder schieß, bis die tot san", gab Arbacher-Stöger zu bedenken. Einem der zur Anklage gebrachten Söhne werfe die Staatsanwaltschaft überhaupt nur einen psychischen Tatbeitrag vor: "Der hat gar nix g'macht."

Der 22-jährige Hauptangeklagte schilderte in seiner Beschuldigteneinvernahme, er sei "mit dem Papa hingefahren, dass wir das klären". Der gegnerische 28-Jährige sei dann in der Floridusgasse seinen Vater "angegangen. Er ist aggressiv auf ihn zugegangen." Er habe "Angst um sein Leben" bekommen: "Wir wollten es nicht eskalieren lassen. Ich habe die Pistole erst gezogen, als die mich angegriffen haben." Geschossen habe er, nachdem er mit einem Faustschlag zu Boden befördert worden sei.

Der Vater der drei angeklagten Söhne bekräftigte, die anderen Männer seien ungemein aggressiv gewesen, so dass er einen Colt Marke Magnum, den er zur Sicherheit unter der Fußmatte in seinem Auto aufbewahrt hatte, gezogen habe. Auf die Frage, warum er geschossen habe, erwiderte er: "Lass ich mich umbringen? Soll ich mich mit 54 Jahren von Buben schlagen lassen?"

Die Verhandlung ist auf drei Tage anberaumt. Sie wird am kommenden Dienstag fortgesetzt. Die Urteile sollen am 24. Juni verkündet werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein 54-jähriger Unternehmer und seine drei Söhne im Alter von 22, 25 und 29 Jahren stehen wegen versuchten Mordes vor Gericht. Die Schießerei ereignete sich am 7. Oktober 2023 in Wien-Floridsdorf.
  • Drei Männer wurden lebensgefährlich verletzt und ein vierter schwer, als die Angeklagten während einer Aussprache auf die gegnerische Familie schossen. Die Angeklagten behaupten, in Notwehr gehandelt zu haben.
  • Der Prozess ist auf drei Tage angesetzt und die Urteile sollen am 24. Juni verkündet werden. Die Verteidiger betonen die bisherige Unbescholtenheit der Angeklagten.