Vampirtintenfische als genetischer Wälzer für andere Arten
Ein Team um Oleg Simakov vom Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie der Universität Wien hat das Erbgut des Vampirtintenfisches (Vampyroteuthis) ausgelesen - im Fachjargon: sequenziert. "Den dramatischen Namen verdankt er seinem dunklen Körper, großen roten oder blauen Augen und mantelartigen Schwimmhäuten zwischen seinen Armen", erklärt er in einer Aussendung. Im Gegensatz zu den namensgebenden Fledermäusen saugen Vampirtintenfische kein Blut, sondern verzehren gleichsam den Biomüll der Meere, nämlich organische Abfälle.
Vampirtintenfische leben in der Tiefsee und werden insgesamt kaum länger als etwa einen halben Meter. Ihr Erbgut gehört aber zu den längsten Bauanleitungen im ganzen Tierreich: "Mit rund elf Milliarden Basenpaaren ist das Genom des Vampirtintenfisches fast viermal so groß wie das menschliche Genom", so Simakov. Er zählt zu den Oktopussen, sein Erbgut ist aber urtümlich geblieben und trägt noch viele Charakteristika der anderen Tintenfischgruppen. Es ist gleichsam ein alter Wälzer, der noch gut erhalten ist, und mit dem man die Entstehung neuerer Werke nachvollziehen kann. Der Vergleich mit schon bekannten Tintenfisch-Genomsequenzen habe offenbart, dass bei "moderneren" Oktopussen die einzelnen Erbgutteile teils miteinander verschmolzen sind, umstrukturiert und anschließend gekürzt wurden, berichten die Forscher.
(S E R V I C E - Studie: https://dx.doi.org/10.1016/j.isci.2025.113832)
Zusammenfassung
- Wiener Zoologen und internationale Kollegen haben das rund elf Milliarden Basenpaare umfassende Genom des Vampirtintenfisches sequenziert, das fast viermal so groß ist wie das menschliche Genom.
- Die Studie zeigt, dass die Vielfalt bei Tintenfischen nicht durch neu entstandene Gene, sondern durch interne Umstrukturierungen des Erbguts entstand, insbesondere bei Oktopussen.
- Der Vampirtintenfisch dient als genetischer Vergleichswert, da sein urtümliches Erbgut viele Merkmale anderer Tintenfischgruppen enthält und so die Evolution moderner Arten nachvollziehbar macht.
