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COP 29: Einigung auf neue Ziele zur Klimafinanzierung

Bis zu 300 Milliarden Dollar: Die UNO-Klimakonferenz in Aserbaidschan hat in der Nacht zum Sonntag einen neuen Rahmen für die internationale Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen beschlossen.

Der jährliche Beitrag soll in erster Linie für Industriestaaten bis 2035 auf mindestens 300 Milliarden Dollar erhöht werden. Dies bleibt weit hinter den Forderungen von Entwicklungsländern zurück, ist aber eine Verdreifachung der aktuellen Verpflichtung von jährlich 100 Milliarden Dollar.

Verhandlungen auf der Kippe 

Um die Entscheidung war zuvor auf der COP29 in Baku erbittert gerungen worden, auch das Abschluss-Plenum wurde mehrfach unterbrochen. Vertreterinnen und Vertreter besonders verletzlicher Länder wie der kleinen Inselstaaten verließen zwischendurch aus Protest die Verhandlungen.

Industriestaaten drangen auf eine Einbeziehung auch wirtschaftlich starker Schwellenländer wie China, was nur sehr begrenzt gelang. Entwicklungsländer, zu denen auch China formal zählt, wurden "ermutigt", auch "auf freiwilliger Basis" Beiträge zu leisten.

Keine klare Sprache

Die Notwendigkeit der Senkung der Treibhausgasemissionen sowie das 1,5-Grad-Ziel werden wiederholt benannt, eine Bekräftigung oder gar Fortschreibung der Entscheidungen der UNO-Klimakonferenz 2023 in Dubai fehlt jedoch. Dabei geht es um die Abkehr von fossilen Brennstoffen sowie die Verdreifachung erneuerbarer Energien bis 2030.

Lediglich in einem Beschlussentwurf von Baku, dem "Vereinigte-Arabische-Emirate Dialog über die globale Bestandsaufnahme" fand sich versteckt ein Verweis auf den betreffenden Beschluss von Dubai sowie auf die Ergebnisse der Bestandsaufnahme, des "Global Stocktake". Nach Einsprüchen mehrerer Delegationen, die eine klarere Sprache wünschten, wurde die Entscheidung über diesen Text jedoch auf das kommende Jahr vertagt.

Neue Regeln beschlossen

Beschlossen wurden neue Regeln für den Handel mit Emissionszertifikaten nach Artikel 6 des Pariser Klimaschutzabkommens. Kritiker befürchten durch die Kohlenstoffmärkte ein "Greenwashing" durch Staaten mit hohem CO2-Ausstoß und warnen vor Manipulationsmöglichkeiten. Befürworter argumentieren, dass das Verfahren Klimaschutzinvestitionen in Entwicklungsländern fördere.

Das Lima Work Program zu Gendergerechtigkeit im Klimaschutz wird um zehn Jahre verlängert. Hintergrund ist, dass Frauen Studien zufolge wesentlich stärker von Folgen der Erderwärmung betroffen sind als Männer. Zudem spielten sie auf lokaler Ebene eine wichtige Rolle für nachhaltige Lebensweisen.

"Dieser Beschluss ist das Pflichtprogramm, die Kür fehlt aber", sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer ersten Reaktion. Es sei gelungen, in schwierigen Zeiten den Kurs zu halten und beim Finanzierungsziel einen notwendigen Beschluss zu fassen. "Ja, wir fallen nicht hinter den Abschied von fossilen Energien zurück, der Kampf gegen die Klimakrise braucht jedoch Fortschritt und dieser fehlt uns hier", resümierte Gewessler.

Leonore Gewessler (Grüne)APA/EVA MANHART

Leonore Gewessler (Grüne)

Die Entwicklungsländer hatten während der Konferenz Beiträge von 1,3 Billionen Dollar jährlich bis 2035 gefordert, mindestens aber bis 2030 eine Erhöhung der Beiträge der Industriestaaten auf 500 Milliarden Dollar. Die Summe von 1,3 Billionen Dollar wird nun auch in dem Beschluss zwar als Zielgröße genannt, jedoch ohne nähere Angaben zur Herkunft der Mittel. Allerdings wurde ein Prozess beschlossen, die "Baku to Belem roadmap", um Möglichkeiten dafür auszuloten. Das Wort "mindestens" vor der 300-Milliarden-Dollar-Vorgabe wurde noch in letzter Minute in den Beschlusstext eingefügt. Die nächste COP findet im kommenden Jahr im brasilianischen Belem statt.

Klimaschützer enttäuscht

Enttäuscht über das neue Klimafinanzierungsziel zeigte sich auch Martin Krenn, Klima-Experte der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO). Die angebotenen 300 Milliarden Dollar pro Jahr würden nicht ansatzweise ausreichen, "um auch nur die notwendigsten lebensrettenden Anpassungsmaßnahmen in den ärmsten Ländern des Globalen Südens sicherzustellen", kritisierte Krenn das Ergebnis.

"Es fehlen entscheidende Elemente wie die Verdreifachung der erneuerbaren Energien, die Verdoppelung der Energieeffizienz und die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Hier haben sich die fossilen Lobbys durchgesetzt, was eine katastrophale Nachricht ist", ergänzte WWF-Klimasprecher Reinhard Uhrig.

Die Menschenrechtsorganisation Südwind nannte die COP29 "aus entwicklungspolitischer Sicht" eine Farce. Das Ergebnis nehme die reichen Länder des Globalen Nordens weitgehend aus ihrer Verantwortung. "Menschenrechte, Gendergerechtigkeit und die Förderung der am stärksten betroffenen Communities waren nicht mehr als eine Randnotiz", kritisierte Angelika Derfler, Sprecherin für Klimagerechtigkeit bei Südwind.

Video: Verschwörungstheorien zum Klima

ribbon Zusammenfassung
  • Die UNO-Klimakonferenz in Aserbaidschan beschloss, die Klimafinanzierung auf 300 Milliarden Dollar jährlich bis 2035 zu erhöhen, was eine Verdreifachung der bisherigen 100 Milliarden Dollar darstellt.
  • Entwicklungsländer forderten jedoch 1,3 Billionen Dollar jährlich, was weit über dem beschlossenen Betrag liegt.
  • Neue Regeln für den Emissionshandel nach Artikel 6 des Pariser Abkommens wurden eingeführt, wobei Kritiker vor Greenwashing warnen.
  • Das Lima Work Program zu Gendergerechtigkeit im Klimaschutz wird um zehn Jahre verlängert, da Frauen besonders von Klimafolgen betroffen sind.