Unglück in Deutschland
Extremwetter: Wie sicher sind Österreichs Bahngleise?
Zwischen Gestrüpp und Schlamm liegen sie, die entgleisten Wracks des RE 55 der Deutschen Bahn (DB). Die Gleise sind wegen eines Erdrutsches verrutscht, die Waggons umgekippt. Drei Menschen starben, über 40 wurden verletzt.
In Österreich ist ein Unglück dieses Ausmaßes in jüngster Zeit nicht vorgekommen. Muren schepperten aber auch hierzulande bereits auf Gleise hinab. In Zukunft könnte sich das häufen, wie auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auf PULS 24 Anfrage erklären. Denn Starkregen und dessen Folgen häufen sich wegen des Klimawandels.
Man schütze die Infrastruktur im "höchstmöglichen Ausmaß", hieß es von einem Sprecher.
Böschungen werden aktuell untersucht
Vor allem im alpinen Bereich bestehe die Gefahr von Muren besonders. Man führe daher "kontinuierliche Gefahrenbewertung" durch. "Die ÖBB-Infrastruktur AG besitzt interne Naturgefahrenhinweiskarten, die laufend aktualisiert werden."
Aktuell werden Hang- und Böschungsflächen auf ihre Anfälligkeit für Rutschungen bei Starkregen untersucht. Bei Bedarf setze man gezielt Wasserableitungen oder Erosionsschutz ein. Mitarbeiter:innen seien außerdem für Gefahrensituationen geschult.
Die ÖBB arbeiten mit dem zentralen Wetterdienst sowie dem Lawinenwarndienst zusammen. Zudem gebe es schon jetzt Steinschlagschutznetze, Lawinenverbauungen oder etwa Rückhaltebauwerke für Wildbache.
Regelmäßigen Anlageninspektionen, Klimarisikoanalysen und ein streckenbezogenes Wetterwarnsystem gehören ebenfalls zum Sicherheitskonzept.
Muren oft schwer vorhersehbar
Einen 100-prozentigen Schutz gibt es aber nicht. Durch die steigenden Temperaturen kann die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen und dadurch kommt es zu intensiveren Niederschlägen. Muren und Rutschungen sind oft die Folge.
Wie intensiv und wo sie auftreten, ist aber schwer vorhersehbar.
Übergelaufener Schacht wohl für Mure verantwortlich
In Deutschland versucht man sich aktuell an der Ursachenforschung nach dem Zugunglück. Die Stelle, an der der Personenzug entgleiste, sei unauffällig, wenngleich unübersichtlich.
Der Lokführer und sein Auszubildender - beide starben - dürften die Erdmasse erst in letzter Sekunde gesehen haben, so der "Spiegel". Ein übergelaufener Schacht führte wohl schlussendlich zum Hangrutsch - ausgelöst vom Starkregen.
Deutscher Bahn fehlt es an Geld und Personal
Man müsse sich für Extremwetterereignisse besser wappnen, erklärte Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, bei einer Pressekonferenz nach dem Unglück. Man sei bisher immer davon überrascht worden.
Es brauche Gefahrenbewertungen, Sicherungen und Wartungen von Abwasserschächten. "Aber das kann die aktuelle Infrastruktursparte der Deutschen Bahn, die InfraGo, nicht leisten", sagte er. Es fehle an Budget und Personal.
Unterdessen geht die Bergung der Wrackteile des RE 55 weiter. Sie sei "sehr komplex", heißt es am Dienstag von der DB. Erst ein Wagen konnte geborgen werden.
Ein Mitgrund? Der Dauerregen, der auch das verheerende Unglück schlussendlich ausgelöst hat.
Video: Schweres Zugunglück in Deutschland
Zusammenfassung
- In Deutschland läuft die Bergung der Wracks nach dem tödlichen Zugunglück am Sonntag.
- Auslöser dürfte ein Hangrutsch in Folge extremen Regens gewesen sein.
- In Österreich scheint man auf PULS 24 Nachfrage für Extremereignisse zumindest größtenteils gewappnet.
- Man schütze die Infrastruktur im "höchstmöglichen Ausmaß", hieß es von einem Sprecher der ÖBB.