UKH Graz
Chefarzt nach Amoklauf: "Man funktioniert einfach"
Nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule, bei dem elf Menschen ums Leben kamen, befinden sich mehrere Patient:innen weiterhin in intensivmedizinischer Behandlung.
Wie Christian Kammerlander, Primar am Unfallkrankenhaus (UKH) Graz, im Ö1-Morgenjournal bestätigt, ist der Zustand der Patient:innen stabil.
Dennoch werden sie weiterhin intensiv betreut – auch aufgrund der psychischen Begleiterscheinungen des traumatischen Ereignisses, wie Kammerlander betont.
Auch in den beiden anderen betroffenen Grazer Spitälern besteht laut aktuellem Stand keine akute Lebensgefahr mehr für die behandelten Patient:innen.
Psychische Belastung für das Spitalspersonal
Nicht nur die Verletzten selbst, auch das medizinische Personal steht nach dem Vorfall unter großer psychischer Belastung. "Menschliches Leid ist uns nicht fremd", aber mit einer solchen Situation werde das Spitalspersonal nicht häufig konfrontiert.
Für das Spitalspersonal sei daher umfassende psychologische Hilfe organisiert worden – nicht nur kurzfristig, sondern auch im Rahmen einer strukturierten Nachbearbeitung.
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Die erste Phase nach dem Amoklauf sei besonders belastend gewesen: "Man muss sich vorstellen: In den ersten ein, zwei Stunden des Einsatzes war überhaupt nicht klar, ob auch eigene Bekannte oder Familienmitglieder betroffen sein könnten."
Trotzdem hätten die Mitarbeitenden sofort funktionieren müssen, um die Verletzten zu versorgen. "Da hat man überhaupt keine Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten", so der Primar. Erst in den Tagen danach wirke das Geschehene nach.
Reibungslose Abläufe trotz Katastrophenlage
Die erste Alarmierung ging an einen Oberarzt des UKH, der unverzüglich Katastrophenalarm auslöste. Innerhalb kürzester Zeit wurden rund 30 Mitarbeiter:innen mobilisiert – viele davon aus dem Urlaub. "Die Einsatzbereitschaft war wirklich grandios", so Kammerlander.
Der Schockraum wurde zur Einsatzzentrale umfunktioniert, spezielle Teams gebildet, Operationssäle vorbereitet und eine eigene Zone zur Betreuung von Angehörigen eingerichtet.
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Die Erstmeldung sprach von einer Schießerei an einer Schule mit sieben Todesopfern und unklarer Zahl an Schwerverletzten. Man habe sich im Spital auf bis zu 100 Schwerverletzte vorbereitet. Dennoch habe Kammerlander nie das Gefühl gehabt, personell überfordert zu sein.
Solche Einsätze trainiere das Personal regelmäßig. "Die Situation war außergewöhnlich", das System sei jedoch außergewöhnlich belastbar und der Ablauf klar geregelt.
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Zusammenfassung
- Nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule schildert UKH-Primar Christian Kammerlander, wie sein Team unter Extrembedingungen Leben rettete.
- "Die Einsatzbereitschaft war wirklich grandios", so Kammerlander.
- Die psychische Belastung wirke aber auch auf das Krankenhauspersonal nach.