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Überfall auf Orden in Strebersdorf geklärt: Schulbrüder sind "erleichtert"

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Über zwei Jahre nach einem Überfall auf Ordensbrüder in Wien-Floridsdorf ist laut Polizei ein Verdächtiger gefasst worden. Der Mann soll aus "Hass auf die katholische Kirche gehandelt haben". Die Schulbrüder zeigen sich "erleichtert".

Die Wiener Polizei gab am Montagvormittag die Klärung eines spektakulären Raubüberfalls aus dem Jahr 2018 bekannt. Am 27. Dezember wurden damals sechs Schulbrüder des De La Salle-Ordens in Wien-Strebersdorf in ihren Räumlichkeiten überfallen, missbraucht und geknebelt. 

Der Verdächtige wurde im Mai 2021 - zweieinhalb Jahre nach der Tat - in Zagreb in Kroatien festgenommen. Seit März weiß die österreichische Polizei aufgrund eines Treffers in der DNA-Datenbank, um wen es sich handeln soll. Die kroatische Polizei nahm den Mann fest, seit Anfang Juni ist der Verdächtige in Österreich. Er befindet sich in der Justizanstalt Josefstadt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schweren Raub und Freiheitsentziehung vor, ihm drohen fünf bis 15 Jahre Haft.

Pöttler: "Das Motiv ist der Hass auf die katholische Kirche"

"Die Kongregation der Brüder der Christlichen Schulen und der Schulverein De La Salle sind erleichtert über die Nachricht des Landeskriminalamts Wien, dass der mutmaßliche Täter des schweren Raubüberfalls auf den Orden der Schulbrüder gefasst werden konnte", teilt der Orden in einer ersten Reaktion mit.  "Für die engagierte Arbeit dürfen wir unseren besonderen Dank an die Wiener Polizei aussprechen", heißt es in einer Aussendung. 

Hohe Belohnung und TV-Fahndungsaufruf

Jahrelang fehlte von dem mutmaßlichen Täter jede Spur - und auch jeglicher Hinweis auf ein Motiv für die Tat. Auch eine Belohnung von 30.000 Euro, die Veröffentlichung eines Phantombildes und ein Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" brachten zunächst keinen entscheidenden Hinweis. Der Täter brach am 27. Dezember 2018 kurz nach Mittag durch die katholische Kirche Maria Immaculata in Strebersdorf ins angrenzende Gebäude der von den Geistlichen betriebenen De La Salle-Schule ein. Nach und nach überwältigte er einen Ordensbruder nach dem anderen. Die "Geiselhaft", wie Michael Mimra, der Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien, sagt, dauerte über vier Stunden. 

Die Geistlichen wurden brutal durch Schläge und Tritte zu Boden gebracht. Weitere Misshandlungen seien in einem nahegelegenen Büroraum gesetzt worden. Alle Opfer wurden gefesselt und geknebelt. Fünf Schulbrüder sind schwer verletzt worden, einer der Kirchenmänner befand sich sogar in Lebensgefahr. Erst nach rund vier Stunden konnte einer der Überfallenen seine Fesseln abstreifen und Hilfe holen.

Es war ein Tag, der das an sich ruhige Grätzel rund um die Schule in Aufregung versetzte. Über 300 Polizisten, ein Polizeihubschrauber und die Sondereinheit WEGA waren im Einsatz. Die kirchliche Anlage wurde immer wieder durchsucht. Die Schulbrüder hüllten sich nach der Tat in Schweigen, ein Security bewachte die Anlage. "Die Brutalität und Intensität (des Verbrechens) war auch für mich überraschend", sagt Mimra am Montag.

Motiv: "Hass auf die katholische Kirche"

Nach seiner Auslieferung führten die Wiener Ermittler stundenlange Einvernahmen. Schließlich habe der 49-Jährige "den Vorfall genau geschildert und die Tat gestanden", sagte Chefinspektor Helmut Pöttler vom Landeskriminalamt. Als Motiv nannte der Mann "Hass auf die katholische Kirche", er selbst hat aber keinen Bezug zu den Schulbrüdern. Der Verdächtige soll selbst katholisch und gläubig sein und durch Medienberichte über die Kirche - vermutlich auch über Missbrauchsvorwürfe - einen Hass aufgebaut haben. 

Aus der Kirche soll er unter anderem Festplatten gestohlen haben. Er war laut Polizei "sehr gut" vorbereitet und soll Spuren auch mit Chemikalien beseitigt haben. Die Pistole hatte er einem der Brüder entwendet und diese nach der mutmaßlichen Tat in der Nähe der Anlage vergraben. Die Polizei stellte die Waffe mittlerweile sicher.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wiener Polizei gab am Montagvormittag die Klärung eines spektakulären Raubüberfalls aus dem Jahr 2018 bekannt.
  • Am 27. Dezember wurden damals sechs Schulbrüder des De La Salle-Ordens in Wien-Strebersdorf in ihren Räumlichkeiten überfallen, missbraucht und geknebelt. 
  • Der Verdächtige wurde im Mai 2021 in Zagreb in Kroatien festgenommen. Seit März weiß die österreichische Polizei aufgrund eines Treffers in der DNA-Datenbank, um wen es sich handeln soll.
  • Jahrelang fehlte vom Täter jede Spur. Auch eine Belohnung von 30.000 Euro, die Veröffentlichung eines Phantombildes und ein Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" brachten zunächst keinen entscheidenden Hinweis.
  • Die kroatische Polizei nahm den Mann fest, seit Anfang Juni ist der Verdächtige in Österreich. Er befindet sich in der Justizanstalt Josefstadt.
  • Als Motiv nannte der Mann "Hass auf die katholische Kirche", er selbst hat aber keinen Bezug zu den Schulbrüdern.

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