Studie
Europa: Über 60.000 Hitzetote im Rekordsommer 2024
Noch höher war der Todeszoll der Hitze 2022 mit fast 68.000 Toten. Insgesamt starben demnach in den vergangenen drei Sommern 2022 bis 2024 mehr als 181.000 Menschen an den Folgen extremer Hitze.
Am stärksten betroffen war mit weitem Abstand - wie bereits 2022 und 2023 - erneut Italien: Dort wurden für den Zeitraum zwischen dem 1. Juni und dem 30. September 2024 über 19.000 Hitzetote geschätzt.
Auf Platz zwei folgt Spanien mit mehr als 6.700 Todesfällen und danach bereits Deutschland, das rund 6.300 Todesopfer zu beklagen hatte. Die Plätze vier und fünf belegen Griechenland (knapp 6.000) und Rumänien (mehr als 4.900). In Österreich gab es im Sommer 2024 der Studie zufolge rund 1.100 Hitzetote.
Österreich im oberen Mittelfeld
Anders sieht allerdings die Reihenfolge aus, wenn man die geschätzte Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Relation zur Einwohnerzahl setzt.
Hier belegt Griechenland laut der Studie mit 574 Hitzetoten pro eine Million Einwohner Platz eins vor Bulgarien mit 530 und Serbien mit 379. Österreich liegt bei diesem Wert mit 116 Hitzetoten pro Million Einwohner im oberen Mittelfeld und genau im europäischen Schnitt (117).
In 15 der 32 untersuchten Länder sei der Sommer 2024 der tödlichste der vergangenen Jahre gewesen. In einigen Ländern wie Deutschland, Spanien und Frankreich war der Sommer 2022 jedoch schlimmer. Auch insgesamt gesehen gab es in Europa nach Forscherangaben 2022 etwas mehr Hitzetote als 2024.
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Dabei spielt unter anderem auch die regionale Verteilung der Hitze eine Rolle, besonders gefährdet sind ältere Menschen. In Österreich lagen die Werte für 2022 mit rund 570 Hitzetoten und 2023 mit 640 deutlich unter jenem des Sommers 2024.
2024 war weltweit gesehen das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1850. Dabei lag die globale Durchschnittstemperatur laut Weltwetterorganisation (WMO) erstmals seit Messbeginn 1,55 Grad über dem vorindustriellen Niveau von 1850 bis 1900. Bis zum vorigen Jahr war die 1,5-Grad-Marke noch nie übertroffen worden.
Schutzmaßnahmen notwendig
"Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt - doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt", sagte Studienautor Tomáš Janoš von ISGlobal.
Besonders im Mittelmeerraum und in Südosteuropa zeige sich der Klimawandel bereits deutlich: "Diese Regionen sind Hotspots, in denen die gesundheitlichen Folgen besonders gravierend sind."
Die Forscherinnen und Forscher betonten die Notwendigkeit neuer Schutzmaßnahmen. Die Dimension der Zahlen mache deutlich, "dass wir dringend unsere Anpassungsstrategien verstärken müssen", erklärte Joan Ballester Claramunt, Leitautor der Studie.
Dazu gehöre eine neue Generation europaweiter Frühwarnsysteme, die Hitzeprognosen mit Gesundheitsdaten verbinden.
Systeme zur Rettung von Menschenleben
Getestet wurde dafür das Modell "Forecaster.health", das auf epidemiologischen Berechnungen basiert und regionale Warnungen bis zu einer Woche im Voraus liefern kann.
In Südeuropa zeigte das System sogar eine noch längere Vorhersagezeit. Gerade dort, wo die meisten Menschen an Hitze sterben, "eröffnet das eine bisher ungenutzte Chance, Leben in den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu retten", betont Ballester.
Die jüngste Analyse umfasst 654 Regionen in 32 Ländern. Um die Zahl der Hitzetoten zu schätzen, wurden Temperaturmessungen und Sterbedaten genutzt.
Frühere Berechnungen auf Basis von Wochenstatistiken hatten die Belastung den Angaben zufolge teils um fünf bis 20 Prozent unterschätzt. Deshalb griffen die Forscher diesmal auf täglich erfasste Daten aus einer europäischen Forschungsdatenbank zurück, mit denen sich die Modelle verfeinern ließen. Diese wurden nun auf die Sommer 2022 bis 2024 angewendet und lieferten die aktuellen Zahlen.
Video: Wenn Hitze die Gesundheit gefährdet!
Zusammenfassung
- Im Rekordsommer 2024 starben laut einer Studie des ISGlobal über 62.700 Menschen in Europa an den Folgen extremer Hitze, was fast ein Viertel mehr ist als im Sommer 2023.
- Am stärksten betroffen war Italien mit über 19.000 Hitzetoten, gefolgt von Spanien (über 6.700), Deutschland (rund 6.300) und Österreich mit rund 1.100 Todesfällen.