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Weltweite Studie

Stadt-Begrünung könnte Zahl der Hitzetote deutlich senken

Heute, 04:29 · Lesedauer 3 min

Mehr Pflanzen in Städten könnten die Zahl der Hitzeopfer deutlich senken. Würde die Vegetation in städtischen Arealen weltweit um 30 Prozent steigen, so würde die Zahl der hitzebedingten Todesfälle um etwa ein Drittel abnehmen.

Besonders stark von dem Grün profitieren könnten Stadtbewohner in Süd- und Osteuropa sowie in Süd- und Ostasien, schreibt das internationale Forschungsteam um Yuming Guo von der Monash University im Fachjournal "The Lancet Planetary Health".

Mit der zunehmenden Erderwärmung steigt das Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme - insbesondere für Kinder und Senioren. Stadtbewohner gelten als besonders gefährdet, weil sich Städte tagsüber stärker aufheizen und nachts langsamer auskühlen.

Hitzebedingte Sterblichkeit hat viele Gründe

In der aktuellen Modellierungsstudie für den Zeitraum von 2001 bis 2019 simulierte das Team, wie sich eine stärkere Begrünung auf mehr als 11.000 städtische Areale weltweit auf die Mortalität ausgewirkt hätte.

Die hitzebedingte Sterblichkeit hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Klimazone, dem Grünflächenanteil und demografischen Faktoren wie etwa dem Alter der Menschen.

Das Team nutzte Informationen von 830 Orten in 53 Ländern - darunter waren 15 deutsche Städte. Für die Berechnung des Anteils der Vegetation in den Städten nutzte es satellitengestützte Daten.

Den Simulationen zufolge hätte eine Zunahme der Vegetation um 30 Prozent in dem Zeitraum bis zu 1,16 Millionen Leben gerettet - das entspräche knapp 37 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle in Städten während des Sommers.

Davon wären der Studie zufolge knapp 400.000 auf Europa entfallen und knapp 530.000 auf Asien, im Vergleich zu rund 70.000 in Nordamerika und 36.000 in Afrika.

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Begrünung von Dächern und Fassaden als Option

"Diese Resultate zeigen an, dass der Erhalt und die Ausdehnung von Grünflächen mögliche Strategien sein könnten, um die Temperatur zu senken und die gesundheitlichen Folgen von Hitze zu mildern", sagte Studienleiter Guo.

Insgesamt - also weltweit und nicht nur auf Sommer und Städte begrenzt - sterben demnach pro Jahr etwa 500.000 Menschen an Hitze; das entspreche etwa 0,9 Prozent aller Todesfälle, heißt es.

Dieser Anteil könnte bis Ende des Jahrhunderts - je nach Klimaszenario - deutlich ansteigen. Um dies zu verhindern, empfiehlt das Team vor allem, die Grünflächen in Städten auszudehnen, auch durch eine Begrünung von Dächern und Fassaden.

Bäume mit großem Nutzen

Insbesondere Bäume kühlen das Stadtklima im Sommer und haben zudem weiteren Nutzen: Sie spenden Menschen, Tieren und anderen Pflanzen Schatten, kühlen Asphalt und Beton, erhöhen durch Verdunstung die Luftfeuchtigkeit, nehmen Feinstaub auf, mildern Lärm und bieten Lebensraum für viele Tiere wie Vögel und Insekten.

Zusammenfassung
  • Eine Zunahme der Vegetation in Städten um 30 Prozent könnte weltweit bis zu 1,16 Millionen hitzebedingte Todesfälle verhindern, was etwa 37 Prozent aller solchen Todesfälle ausmacht.
  • Besonders profitieren könnten Stadtbewohner in Süd- und Osteuropa sowie in Süd- und Ostasien, wobei allein in Europa 400.000 und in Asien 530.000 Leben gerettet werden könnten.
  • Die Studie empfiehlt die Begrünung von Dächern und Fassaden als Strategie zur Minderung der gesundheitlichen Folgen von Hitze, da weltweit jährlich etwa 500.000 Menschen an Hitze sterben.