Tiwag-Unterlagen zum Kraftwerk Kaunertal vollständig
Mehr als 50 Gutachter in 46 Fachgebieten hätten sich mit dem Vorhaben Pumpspeicher Versetz beschäftigt und die Unterlagen auf Vollständigkeit geprüft, so Speckle zu den Dimensionen. In sämtlichen Gebieten sei dies positiv entschieden worden. Damit beginne nun der nächste Schritt im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung. In fünf betroffenen Standortgemeinden gebe es die Möglichkeit zur Einsichtnahme in digitaler Form - ebenso liege ein gedrucktes Exemplar bei der Bezirkshauptmannschaft Landeck auf.
Auch habe man mehrere Termine in Kaunertal, Pfunds, Prutz, Tösens und Fendels (Bezirk Landeck) organisiert, um die Bevölkerung an Ort und Stelle zu informieren. Man wolle "offen und transparent" kommunizieren und für Fragen zur Verfügung stehen, betonte Speckle. Jeder habe in den kommenden Wochen bis zum 12. September die Möglichkeit, Stellungnahmen zu dem Vorhaben abzugeben, die dann von der Behörde berücksichtigt würden. Im nächsten Schritt würden die Prüfgutachter der UVP-Behörde die Umweltverträglichkeitsgutachten erstellen, die dann wiederum ebenfalls öffentlich aufgelegt werden, hieß es.
Man sei weiter "sehr optimistisch" schlussendlich eine Genehmigung zu bekommen, sagte Speckle auf Nachfrage. Indes dürfte bis zum Bescheid noch einige Zeit vergehen - zuletzt hatte man mit einem rechtskräftigen Bescheid für das 1,6 Mrd. Euro teure Projekt bis 2029 gerechnet. Eine Umsetzung solle bis 2034 erfolgen, hatte es zur Einreichung im heurigen März geheißen.
Man brauche das Pumpspeicherkraftwerk, um wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll Energie zu speichern, erläuterte der Tiwag-Bauvorstand. In Überschusszeiten müsse diese Möglichkeit vorhanden sein - auch weil Alternativformen wie Photovoltaik (PV) und Windkraft "volatil" seien. Das Projekt sei zudem auch in "übergeordnetem europäischen Interesse". Für Tiroler bedeute die Speichermöglichkeit von einer Terawattstunde an erneuerbarer Energie jährlich einen "wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit". Mittels einer Visualisierung vermittelte Speckle zudem, dass der Staudamm nur den hinteren Teil des Talschlusses betreffen würde und vorgelagerte bestehende Almflächen "unberührt" bleiben würden.
Projekt nunmehr zweigeteilt
Die Unterlagen zum Kraftwerksprojekt waren Ende März nicht zum ersten Mal auf den Schreibtischen der Behörde gelandet. Viermal war dem Energieversorger ein Verbesserungsauftrag erteilt worden, im Vorjahr wurde das Vorhaben zudem in zwei Projektvorhaben geteilt. Der zweite Projektteil sah unter anderem das Unterstufenkraftwerk Prutz 2 und das Kraftwerk Imst 2 sowie Wasserableitungen aus dem Ötztal vor - doch hatte sich insbesondere zu letzterem Vorhaben veritabler Widerstand in der Bevölkerung und letztlich der Landespolitik geregt. Wie es mit diesem zweiten Projektteil weitergehe, "wird sich zeigen", hatte es zuletzt geheißen.
Auch Umweltorganisationen machten immer wieder gegen das Projekt mobil. Der WWF etwa hatte zuletzt vor Naturgefahren wie Felsstürzen und instabilen Hängen rund um das Kraftwerk gewarnt. In einer Reaktion nannte man den Platzertal-Speicher am Montag erneut "gefährlich und naturzerstörerisch". Ein "Tiroler Naturjuwel" werde bei Umsetzung der Pläne "für immer zerstört", warnte die Umweltorganisation und verwies auf mögliche Alternativen wie die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz. Man werde sich im laufenden Verfahren gegen das Projekt einbringen.
Auch Global 2000 hatte sich der Kritik zuletzt angeschlossen und die Pläne als "verantwortungslos und schockierend" bezeichnet. Das Energieunternehmen sah dagegen die Sicherheit durch den geplanten Kraftwerksausbau nicht gefährdet.
Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht worden, die UVP erstmals 2012 gestellt worden. Die schwarz-rote Tiroler Landesregierung bekannte sich zum Kraftwerksausbau im Kaunertal. Die Tiwag betonte stets, am Kraftwerksprojekt führe kein Weg vorbei, um die in Tirol für 2050 anvisierte Energieautonomie zu erreichen.
Zusammenfassung
- Die Unterlagen zum Ausbau des Kraftwerks Kaunertal wurden von der Behörde als vollständig anerkannt, nachdem mehr als 50 Gutachter in 46 Fachgebieten sie geprüft hatten.
- Das 1,6 Milliarden Euro teure Projekt sieht vor, eine Terawattstunde erneuerbare Energie jährlich zu speichern, wobei die Unterlagen nun neun Wochen öffentlich aufliegen und Stellungnahmen bis 12. September möglich sind.
- Umweltorganisationen wie WWF und Global 2000 kritisieren das Vorhaben weiterhin als gefährlich und naturzerstörerisch, während die Umsetzung des Projekts frühestens 2034 erfolgen soll.