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Tiroler Unis zeigen virtuell 350 Jahre alte Vogelmumie

28. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Ein Virtual-Reality-Projekt der Medizinischen Universität Innsbruck und der Uni Innsbruck mit dem Ziel, Wissenschaft erlebbar zu machen, ist am Mittwoch vorgestellt worden. Mit einer VR-Brille kann der Fundort einer 350 Jahre alten Vogelmumie in den Ötztaler Alpen virtuell betreten und dann eine digitale Autopsie durchgeführt werden, erklärten Verantwortliche bei einer Pressekonferenz. Das Projekt sei mit etwa 60.000 Euro vom Land Tirol gefördert worden, hieß es.

Mithilfe einer VR-Brille kann nun die Mumie eines rund 350 Jahre alten Purpurreihers, konserviert im Gletschereis des Gurgler Ferners, sowie deren Analyse durch Mikro-Computertomographie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und histologischen Analysen hautnah miterlebt werden, hieß es vor Journalisten. Letztere hatten im Rahmen der Pressekonferenz auch die Möglichkeit, diese rund 15-minütige Expedition in den virtuellen Raum auszuprobieren.

"Wann kommt man schon mal in solchem Gewand auf den Gletscher und kann dann auch noch virtuell eine 350 Jahre alte Vogelmumie untersuchen", merkte die zuständige Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) an. Interessierte müssten nicht mehr "Zaungast sein", sondern könnten mithilfe derartiger Anwendungen spannende Einblicke in die Arbeit von Wissenschaftern gewinnen und so zum Beispiel für eine Ausbildung motiviert werden, erklärte sie. Interessierte könnten sich jedenfalls auf der Website der Med Uni für das VR-Erlebnis, das in Kooperation mit dem Technologiepartner Mediasquad durchgeführt wurde, anmelden.

Abseits der Vogelmumie waren die Verantwortlichen unisono danach bestrebt, die wachsende Relevanz von Virtual Reality bzw. Extended Reality für Forschung sowie Ausbildung darzustellen. Hagele lobte das Projekt beispielsweise als "interdisziplinäre Spitzenforschung aus Tirol" und hob hervor, wie wichtig "unmittelbar erlebbare moderne Wissenschaftskommunikation" - insbesondere für kommende Generationen - sei.

Der Projektleiter und Direktor am Institut für Analytische Chemie und Radiochemie der Uni Innsbruck, Christian Huck, strich die Notwendigkeit der "Zusammenführung von Disziplinen" heraus. "Wir haben hier Ergebnisse aus dem Bereich der analytischen Chemie, aus der Molekularbiologie, es sind forensische Daten, pathologische, radiologische Analysen und das Ganze wird dann zusammengeführt in einer immersiven Umsetzung in Virtual Reality", berichtete er. So etwas habe es bis dato im Bereich der analytischen Chemie "noch nicht gegeben". Man könne zudem Dinge für die Bildung zugänglicher machen, "um Forschung besser zu verstehen" und auch schon "im frühen Alter" in der Schule damit beginnen. Extended Reality biete jedenfalls ein enormes Potenzial für Wissenschaft und Lehre, erklärte er. In der Schweiz würden Ärzte indes bereits VR-Brillen direkt im OP-Saal verwenden. "Radiologische Daten werden hierbei direkt auf den Körper projiziert, sodass es Chirurgen einfacher haben, keine Gefäße oder andere Strukturen zu verletzen", führte Huck aus.

"Ressourcenschonend und interaktiv"

"Wir könnten mit der Anwendung in Zukunft Erkrankungen verständlicher machen, Operationsplanung simulieren und sogar Patienten individuell auf Eingriffe vorbereiten - ressourcenschonend und interaktiv", erklärte indes Johannes Pallua, Forscher an der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie der Med Uni. Auch er sehe derartige Anwendungen künftig als sinnvolle Ergänzung im Bildungsbereich oder der Lehre. Ausprobieren könne man die VR-Brillen indes auch im Zuge von Schulprojekten oder der "Langen Nacht der Forschung".

Zusammenfassung
  • Das vom Land Tirol mit rund 60.000 Euro geförderte Projekt nutzt modernste Analyseverfahren wie Mikro-CT, MRT und histologische Untersuchungen und kann über die Website der Med Uni gebucht werden.
  • Die Verantwortlichen betonen das große Potenzial von Virtual und Extended Reality für Wissenschaftskommunikation, Forschung und Ausbildung und sehen die Anwendung als ressourcenschonende, interaktive Ergänzung für Lehre und Medizin.