Exotische Krankheiten
Virologe: "Kleinräumige Epidemien" durch Tigermücke möglich
In Graz hat am Dienstag ein Pilotprojekt begonnen, das dafür sorgen soll, dass es in der Stadt künftig weniger Mücken gibt. Dazu werden rund 600.000 sterile Tigermücken in den kommenden sechs Wochen ausgesetzt.
Sie sollen die blutsaugenden Weibchen begatten, allerdings schlüpft aus diesen Eiern kein Nachwuchs.
"Erfolgsversprechend"
Laut dem Virologen Norbert Nowotny sei das "ganz eine tolle Technik, die inzwischen auch sehr ausgereift ist", erklärt er im PULS 24-Interview. Die internationale Atomenergiebehörde in Seibersdorf praktiziere das schon seit Jahrzehnten in ihren Laboren, ursprünglich bei den Tsetsefliegen.
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Diesmal sei es sogar noch ein "viel erfolgsversprechender Zugang", da es in Österreich noch nicht so viele Tigermücken gibt.
Empfehlung: Auch in Wien und Linz aussetzen
Auch andere Städte und Bundesländer sollten diese Methode anwenden, empfiehlt der Virologe. Zuerst in Wien, dann in Graz und jetzt auch in Linz: Die asiatische Tigermücke breite sich in Österreich vor allem in den großen Städten aus.
Die Ausbreitung lasse sich nicht mehr verhindern, aber verlangsamen. "Und das ist immerhin schon etwas", so Nowotny. Die sterilen Männchen könne man zwar nicht überall aussetzen, aber zumindest Wien und Linz "sollte man das so rasch wie möglich" machen.
Warum ist die Tigermücke gefährlich?
Die Tigermücke sei eine "exotische Mücke, die schon seit einiger Zeit im Mittelmeerraum vorkommt". Durch den Klimawandel sei sie aber auch in Österreich heimisch geworden.
Sie kann "exotische Krankheiten wie das Denguefieber, Chikungunya und Zika-Virus übertragen." Es sei zwar nicht so, dass die Tigermücke diese Krankheiten per se in sich trägt.
Sticht die Tigermücke aber jemanden, der sich mit einer dieser Viren frisch infiziert hat - etwa einen Reiserückkehrer - und dann jemanden, der nicht in den Tropen im Urlaub war, "dann kann sich dieser lokal bei uns anstecken".
"Kleinräumige Epidemien" möglich
"Und wenn die Dichte der Tigermücken noch mehr wird, dann kann es auch zu kleinräumigen Epidemien mit diesen Krankheiten kommen", betont der Virologe. Das habe es bereits in Italien und Südfrankreich gegeben.
Deswegen wäre es wichtig, die Ausbreitung etwa durch die Methode mit den sterilen Männchen, in Gang zu halten.
Zusammenfassung
- In Graz startet ein Pilotprojekt, bei dem innerhalb von sechs Wochen rund 600.000 sterile Tigermücken ausgesetzt werden, um die Mückenpopulation gezielt zu reduzieren.
- Virologe Norbert Nowotny bezeichnet die Methode als "tolle Technik" und empfiehlt, sie auch in Wien und Linz einzusetzen, da sich die asiatische Tigermücke zunehmend in österreichischen Städten ausbreitet.
- Die Tigermücke kann Krankheiten wie Denguefieber, Chikungunya und Zika übertragen, und bei steigender Mückendichte sind laut Experten auch kleinräumige Epidemien in Österreich möglich.