Sturm über Österreich: Stromausfälle, Schäden und Verkehrschaos

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Die Ausläufer des Sturmtiefs "Ylenia" fegen noch bis Freitag über Nord- und Ostösterreich. Allein in Oberösterreich stehen 2.500 Feuerwehrleute im Einsatz.

In Oberösterreich hat der Sturm zu einer Reihe von Stromausfällen geführt. Verteilt über das Bundesland waren zwischen 15.000 und 20.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom, teilte ein Sprecher von Netz OÖ mit. Von 8.00 bis 16.00 Uhr waren laut Landesfeuerwehrkommando 262 Wehren mit 4.500 Männern und Frauen zu 700 Einsätzen ausgerückt.

Stromausfall in OÖ: Rettung aus Aufzügen

Umgestürzte Bäume oder abgeknickte Äste auf Freileitungen hatten zu den Stromausfällen geführt. So mussten Feuerwehren auch immer wieder Personen aus steckengeblieben Aufzügen befreien. In Sierning (Bezirk Steyr-Land) wurde ein Kleinlaster von einer Sturmböe erfasst und auf das Dach geschleudert. Der verletzte Fahrer wurde aus dem eingeklemmten Fahrzeug geborgen. In Ohlsdorf (Bezirk Gmunden) landete ein Lkw im Straßengraben, gab das Landesfeuerwehrkommando einen Zwischenstand.

Klaus Aichmair, Kommandant der FF Vöcklabruck, spricht mit PULS 24 Reporter Daniel Gmainer über die Einsätze in und um Vöcklabruck.

Hauptsächlich seien die Einsatzkräfte aber den ganzen Donnerstag damit beschäftigt gewesen, von herbabgefallenen Ästen oder umgestürzten Bäumen blockierte Straßen wieder befahrbar zu machen. Im Mühlviertel wurde wegen der Witterung der Zugverkehr zwischen Rottenegg und Aigen-Schlägl eingestellt. Wegen Unwetterschäden fuhr zwischen Summerau und Freistadt zu Mittag kein Zug mehr. Auch zwischen Wels und Grünau waren keine Bahnfahrten möglich. Auf allen Strecken wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Der Liftbetrieb in Hinterstoder und auf der Wurzeralm war nur mehr eingeschränkt möglich.

A2 Richtung Graz gesperrt

Vorübergehend gesperrt war am Vormittag die Südautobahn (A2) im Bereich der Anschlussstelle Industriezentrum NÖ-Süd. Niederösterreichs Landeskommandant Franz Resperger zufolge war der Anhänger eines Lkw von einer heftigen Sturmböe erfasst und umgeworfen worden. Den eintreffenden Helfern bot sich ein spektakulär anmutendes Bild, schwebte doch die Hinterachse des Zugfahrzeuges quasi in der Luft. Der Lenker blieb unverletzt. Von Kfz und Anhänger blockiert wurden alle vier Spuren der Richtungsfahrbahn Graz. Die Aufräumarbeiten, bei denen auch ein Kranwagen des Landesfeuerwehrverbandes zum Einsatz kam, dauerten rund eineinhalb Stunden. Aufgrund der Sperre der A2 bildete sich kilometerlanger Stau.

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Vermisster Surfer gefunden

In Oberösterreich waren bis Mittag  2.500 Einsatzkräfte von 160 Feuerwehren mit rund 400 Einsätzen beschäftigt. PULS 24 Reporter Daniel Gmainer berichtet, dass durch teils heftigen Regen auch Überflutungen drohen, Sandsäcke zur Eindämmung des Wassers wurden vorbereitet.  Am Attersee war zwischenzeitlich ein Surfer als vermisst gemeldet worden, konnte aber unverletzt aufgefunden werden.  

2.000 Feuerwehrleuten bei 220 Einsätzen in NÖ

An rund 220 Einsätzen waren 2.200 Mitglieder von 190 Feuerwehren beteiligt, teilte Resperger vom mit. Vom starken Wind betroffen waren alle Landesteile. Das Hauptproblem stellten umstürzende Bäume dar, die in mehreren Regionen für durchaus brenzlige Situationen sorgten.

Nahe dem Bahnhof Gars am Kamp (Bezirk Horn) ist am Nachmittag ein Triebwagen der Reihe 5047 mit einem Baum kollidiert. Das erste Drehgestell ist dadurch entgleist, teilte ÖBB-Sprecher Christopher Seif auf Anfrage mit. Die etwa 30 Fahrgäste seien unverletzt geblieben. Der Zug war in Richtung Horn unterwegs.

Nach dem sturmbedingten Unfall wurde ein Schienenersatzverkehr im Streckenabschnitt Gars - Plank am Kampf eingerichtet. Der ÖBB-Sprecher ging davon aus, dass die Maßnahme bis zum Betriebsschluss am Donnerstag aufrecht bleibt. Der Triebwagen müsse mit maschineller Unterstützung wieder ins Gleis gestellt werden.

In Raabs a. d. Thaya (Bezirk Waidhofen a. d. Thaya) stürzte ein Baum auf das Dach des Restaurants eines Hotelbetriebes. Gäste waren wegen einer vorübergehenden Schließung aufgrund von Umbauarbeiten nicht an Ort und Stelle, berichtete das Bezirkskommando. Es gab keine Verletzten. Ebenfalls von Bäumen getroffen wurde ein Wohnhaus in Gastern im selben Bezirk sowie ein Garagendach in Raabs a. d. Thaya.

Fahren bei Sturm: Abstand halten, Schwerverkehr kann versetzt werden

ARBÖ-Fahrsicherheitsexperte Günther Frühwirth im PULS 24 Talk

Gefahr beim Autofahren

ARBÖ-Fahrsicherheitsexperte Günther Frühwirth empfiehlt, besonders beim Überholen aufzupassen, das Schwerverkehr durch Böen versetzt werden kann. Auch in bewaldetem Gebiet sei Vorsicht geboten, weil Äste herabfallen können. Was man auch nicht unterschätzen dürfe, sei die Heftigkeit des Windes, wenn man die Autotür öffnet. Durch die Kraft des Drucks könne die Tür sowohl am eigenen als auch an anderen PKW Schäden verursachen. Es sei geraten, langsam zu fahren und Abstand zu halten. 

Meteorologe: "Schwere Sturmböen" am Donnerstag und in der Nacht auf Samstag

 Meteorologe Paul Heger von wetter.com über den Sturm, der mit "voller Orkanstärke" in Deutschland wütet und auch Nord- und Ostösterreich betrifft. Der nächste Sturm ist schon im Anmarsch und wird in der Nacht auf Samstag eintreffen. 

Sturm fegt mit Orkanstärke bis 148,3 km/h

Der Sturm soll noch bis in die Nacht auf Freitag weiterblasen. Im Norden und Osten des Landes sowie in den Niederungen war bis in den Nachmittag hinein mit Böen von 80 bis 100 km/h zu rechnen, vereinzelt auch darüber, warnte die ZAMG. Auf vielen Bergen erreichte der Sturm Orkanstärke mit 120 km/h und mehr. Außerdem war der Donnerstag extrem mild, speziell in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland wurden stellenweise knapp 20 Grad erreicht.

In der Nacht auf Freitag sollte der Sturm überall abklingen, berichtete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Als Sturm-Spitzenwerte am Donnerstagvormittag wurden 148,3 km/h am Feuerkogel (Oberösterreich), 145,8 km/h am Buchberg und 142,6 km/h am Semmering/Sonnwendstein (beide Niederösterreich) gemessen. Auf der Jubiläumswarte in Wien schaffte es die Windspitze immerhin auf 127,1 km/h.

An manchen tiefer gelegenen Orten wie Wels/Schleißheim (Oberösterreich), Langenlebarn (Niederöstereich) und in der Wiener Innenstadt brachte es der Sturm auf knapp über 100 km/h. Sehr wechselhaftes, windiges und mildes Wetter wird auch über das Wochenende zu erwarten sein.
 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ausläufer des Sturmtiefs "Ylenia" fegen noch bis Freitag über Nord- und Ostösterreich.
  • Baume und LKWs kippten um, die A2 Richtung Graz sollte in Niederösterreich ganz gemieden werden. Ein vermisster Surfer wurde unverletzt gefunden.
  • Der Sturm soll noch bis in die Nacht auf Freitag weiterblasen. Im Norden und Osten des Landes sowie in den Niederungen war bis in den Nachmittag hinein mit Böen von 80 bis 100 km/h zu rechnen, vereinzelt auch darüber, warnte die ZAMG.

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