APA/ERWIN SCHERIAU

Steiermark

10 Jahre nach Grazer Amokfahrt: Opfer warten auf Ansprüche

Heute, 08:16 · Lesedauer 3 min

Die Amokfahrt von Alen R. in Graz jährt sich am Freitag zum zehnten Mal. Nach wie vor haben nicht alle Opfer von damals ihre finanzielle Abgeltung bekommen.

Alen R. hat am 20. Juni 2015 um 12.15 Uhr bei seiner Wahnsinnsfahrt mit einem Geländewagen durch die Innenstadt drei Menschen getötet und rund 50 Passanten teils schwer verletzt

Mehrere Fußgänger überlebten knapp, weil sie sich nur durch Flucht in Häusernischen oder in Geschäfte in buchstäblich letzter Sekunde retten konnten. Die Identität eines der Todesopfer, einer Frau vor der Stadtpfarrkirche, blieb wochenlang ungeklärt.

Die Chronologie der Tat

  • Er begann seine Amokfahrt in der Zweiglgasse im Bezirk Gries, wo er ein junges Paar rammte. Der Mann starb, die Frau wurde schwer verletzt.
  • Vor einem Supermarkt hat er dann Personen mit einem Messer angegriffen und raste danach mit seinem Wagen in die Herrengasse.
  • Dort verletzte er mit dem Pkw rund 50 Passanten - zwei davon starben, darunter ein vierjähriger Bub.
  • Nach seiner Fahrt durch die Herrengasse lenkte der Täter seinen Geländewagen über den Hauptplatz - wo gerade eine große Veranstaltung stattgefunden hatte - in die Schmiedgasse, wo er gegen 12.21 Uhr vor einer Polizeiinspektion plötzlich stoppte.
  • Zwei Polizisten holten den Mann mit gezogenen Pistolen aus dem Wagen.

Täter beging Suizid in Haft 

Der Täter wurde noch in der Innenstadt gefasst und später zu lebenslanger Haft verurteilt. Er beging 2023 in seiner Zelle in der Justizanstalt Stein Suizid.

Hunderte Rettungs- und Polizeikräfte waren an jenem sonnigen Samstag stundenlang im Einsatz und versorgten nach der Amokfahrt die Verletzten. 

Opfer warten noch auf Schadensersatzansprüche 

10 Jahre danach beschäftigt die Amokfahrt nicht nur, weil vergangene Woche erneut eine Amoktat an einer Grazer Schule passiert ist, sondern auch, weil viele Oper noch auf ihre Schadensersatzansprüche warten, so Opfer-Anwalt Gunther Ledolter zur "Krone". Er vertrat rund 50 Opfer in diesem Fall. 

"Die Amokfahrt hat viele in ihrem Vertrauen in die Sicherheit so verletzt, dass sie einfach nicht mehr so leben können wie vorher. Auch jetzt, zehn Jahre danach, sind Schadensersatzansprüche von Klienten noch offen", sagte er. 

Teilweise könne man noch immer nicht sagen, wie hoch die Ansprüche sind. Manche hätten ihre Ausbildung nicht abschließen können oder können ihrer alten Arbeit nicht mehr nachgehen. 

Ein Ende der langen Verhandlungen sei noch nicht in Sicht, so Ledolter. "Einen Vorwurf kann man niemandem machen. Auch die Versicherungen tun, was sie können, sie machen nichts falsch." 

Amoklauf an Schule 10 Jahre nach Amokfahrt 

Zehn Tage vor dem zehnten Jahrestag erschütterte eine weitere Amoktat die steirische Landeshauptstadt. Ein ehemaliger Schüler des BORG Dreierschützengasse tötete mit Schüssen neun Schüler und Schülerinnen und eine Lehrerin, bevor er sich auf einem Schul-WC Suizid verübte. Zu einer Gedenkveranstaltung am Grazer Hauptplatz vergangenen Sonntag kamen zwischen 4.500 und 5.000 Trauernde.

Video: Nach Amoklauf - "Schultor muss verschlossen sein"

Zusammenfassung
  • Die Amokfahrt von Alen R. in Graz jährt sich am Freitag zum zehnten Mal.
  • Alen R. hatte am 20. Juni 2015 um 12.15 Uhr bei seiner Wahnsinnsfahrt mit einem Geländewagen durch die Innenstadt drei Menschen getötet und rund 50 Passanten teils schwer verletzt.
  • Nach wie vor haben nicht alle Opfer von damals ihre finanzielle Abgeltung bekommen.
  • "Die Amokfahrt hat viele in ihrem Vertrauen in die Sicherheit so verletzt, dass sie einfach nicht mehr so leben können wie vorher. Auch jetzt, zehn Jahre danach, sind Schadensersatzansprüche von Klienten noch offen", so ein Opfer-Anwalt.