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Ermittlungen

Spendenaufruf nach Amoklauf könnte Betrug gewesen sein

Heute, 08:43 · Lesedauer 3 min

Rund um einen Spendenaufruf für Hinterbliebene des Amoklaufs von Graz ist nach Recherchen des Nachrichtenmagazins "Profil" Betrugsverdacht aufgekommen.

Es geht um mehr als 37.000 Euro, die auf der Plattform "GoFundMe" von einer angeblichen Hinterbliebenen gesammelt worden sind. Laut den Recherchen von "Profil" in Kooperation mit "Datum" soll es sich aber um eine Betrügerin handeln.

Die Landespolizeidirektion Steiermark bestätigte am Mittwoch Ermittlungen.

Recherche: Organisatorin soll Betrügerin sein

In dem Artikel, der am Mittwoch von "Profil" veröffentlicht worden ist, wird der Frage nachgegangen, wer hinter dem Spendenaufruf mit dem Namen "Amoklauf Graz - Hilfe für Hinterbliebene und Betroffene" steckt. Seit dem 11. Juni sind exakt 37.262 Euro von 623 Personen oder Organisationen gespendet worden - zuletzt erst Anfang September.

Wie die Recherchen des Nachrichtenmagazins ergeben haben, dürfte die Organisatorin des Spendenaufrufs in Wahrheit keine Hinterbliebene sein, sondern eine amtsbekannte Betrügerin. "Profil" hat sie am Tag vor der Veröffentlichung mit den Vorwürfen konfrontiert, sie soll aber alles abgestritten haben.

Nur 2.126 Euro soll an Hinterbliebene gegangen sein

Vom gesammelten Geld sollen laut den Recherchen gerade einmal 2.126 Euro an tatsächliche Hinterbliebene - teils dubios in Form von Bargeld in Umschlägen - übergeben worden sein. Wo der Rest des Geldes geblieben ist, ist offenbar unklar.

Angeblich soll das Geld an das Rote Kreuz und an Moscheen gespendet worden sein - obwohl auf "GoFundMe" behauptet wird, dass es sich um den einzigen Spendenaufruf handle, "der direkt und nachweislich zu den Hinterbliebenen zurückzuführen ist".

Die Polizei hat nun Ermittlungen eingeleitet, wolle und könne vorerst aber aus taktischen Gründen keine Details nennen, hieß es am Mittwoch auf APA-Nachfrage.

Spendenkonto der Stadt Graz weiter aktiv

Nach dem Amoklauf am 10. Juni hat die Stadt Graz ein Spendenkonto eingerichtet. Auf das Konto sind bis Juli rund 228.000 Euro eingegangen, wie die Pressestelle der Stadt im Sommer mitteilte. Das Geld wird auf das Spendenkonto des Elternvereins der Schule weitergeleitet.

Damit sollen vor allem Kosten, die durch das Opferschutzgesetz, den Opferschutzfonds und andere Unterstützungseinrichtungen nicht abgedeckt sind, verwendet werden. Das Spendenkonto bleibe auch weiterhin erhalten, weitere Spenden seien willkommen, hieß es seitens der Stadt Graz. Die Verwendung der Gelder sowie die Einhaltung der Richtlinien werden kostenlos durch ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen kontrolliert.

Bei dem Amoklauf eines 21-jährigen, ehemaligen Schülers des BORG Dreierschützengasse wurden neun Jugendliche und eine Lehrerin getötet. Der Schütze beging Suizid.

Amoklauf in Grazer Schule: Stimmen der betroffenen Familien

Zusammenfassung
  • Nach dem Amoklauf von Graz wurden über einen GoFundMe-Spendenaufruf 37.262 Euro von 623 Personen gesammelt, wobei nun Betrugsverdacht gegen die angebliche Organisatorin besteht.
  • Laut Recherchen von "Profil" und "Datum" wurden nur 2.126 Euro tatsächlich an Hinterbliebene ausbezahlt, während der Verbleib des restlichen Geldes unklar bleibt.
  • Die Polizei Steiermark hat Ermittlungen aufgenommen, während das von der Stadt Graz eingerichtete und geprüfte Spendenkonto weiterhin aktiv ist und bisher rund 228.000 Euro erhalten hat.