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Sieben Monate Haft für Drohungen gegen Prozessbesucherinnen

20. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Ein 30-jähriger Wiener ist am Mittwoch am Landesgericht wegen versuchter Nötigung nicht rechtskräftig zu sieben Monaten unbedingter Haft verurteilt worden, weil er am 18. Juni 2025 als Angeklagter in einer Verhandlungspause junge Besucherinnen seines Prozesses eingeschüchtert hatte. Er werde sie "umbringen" bzw. "ficken", sollten sie zur Urteilsverkündung in den Saal gehen, meinte der Mann zu einer Gruppe von minderjährigen Mädchen.

Mit einer Handbewegung, die das Durchschneiden der Kehle andeutete, soll der Mann seine Worte bekräftigt haben. Vor Einzelrichterin Lisa Hammer präsentierte sich der 30-Jährige nun von seiner friedfertigen Seite. Das Ganze sei damals "blöd gelaufen", er habe nichts gegen Frauen, "weil ich selber in einem Frauenhaus aufgewachsen bin." Die Mädchen, die als Zuhörerinnen an seiner Verhandlung teilgenommen hatten, hätten ihn allerdings "als Kindesentführer diskriminiert". Da habe er "wahrscheinlich" die inkriminierten Äußerungen getätigt: "Vielleicht hab' ich's gesagt, kann sein." Er sei jedenfalls "schwer unter Druck" gewesen und habe sich "wie ein Mörder gefühlt, obwohl ich nichts gemacht habe".

In der Verhandlung im Frühsommer war es in erster Linie um den Vorwurf der Kindesentziehung gegangen. Der 30-Jährige hatte zu Jahresbeginn seine abgängige elf Jahre alte Nichte bei sich aufgenommen und in der Lade einer Bettbank versteckt, als die Polizei auf der Suche nach dem Kind bei ihm an der Tür klopfte. Am Ende dieser Verhandlung fasste der mehrfach vorbestrafte 30-Jährige 22 Monate Haft aus - die Strafe ist noch nicht rechtskräftig - und wanderte infolge der Drohungen gegen die Zuhörerinnen in U-Haft, so dass er nun von zwei Justizwachebeamten in den Gerichtssaal eskortiert wurde.

Schuld an seiner verbalen Entgleisung seien "die Benzos und der Alkohol" gewesen, versicherte der 30-Jährige der Richterin. Er habe damals schon in der Früh Benzodiazepine genommen und in der Verhandlungspause Bier und Wodka getrunken. "Wie viel?", wollte die Richterin wissen. - "Drei Krügel und zwei, drei Kurze. In 30 Minuten. Wenn ich auf Benzos und Alkohol bin, sag' ich viel Blödsinn."

Einen Teil der Zuhörerinnen hatte der Mann durchaus verängstigt. "Er war richtig wütend. Ich hatte schon Angst", schilderte eine 16-Jährige als Zeugin der Richterin. "Ich hatte Angst, dass er mir vielleicht zu nahe kommt", pflichtete ihr eine andere Zeugin bei. Man habe dem Mann aber "nicht zeigen wollen, dass wir Angst haben". Daher habe man sich entschlossen, der Urteilsverkündung beizuwohnen, um ihm zu signalisieren, "dass wir gemeinsam stark sind".

Zusammenfassung
  • Ein 30-jähriger Wiener wurde am Mittwoch am Landesgericht zu sieben Monaten unbedingter Haft verurteilt, weil er am 18. Juni 2025 während einer Verhandlungspause minderjährige Prozessbesucherinnen mit den Worten "umbringen" und "ficken" bedrohte.
  • Der Mann verstärkte seine Drohungen mit einer Geste, die das Durchschneiden der Kehle andeutete, und gab vor Gericht an, unter dem Einfluss von Benzodiazepinen, drei Krügel Bier und zwei bis drei Kurzen gestanden zu haben.
  • Die betroffenen Mädchen im Alter von unter 18 Jahren fühlten sich deutlich eingeschüchtert, entschieden sich aber dennoch, gemeinsam der Urteilsverkündung beizuwohnen, um Stärke zu zeigen.