Sexuelle Gewalt
Kaum Verurteilungen: Vergewaltigungen bleiben oft folgenlos
Was für viele unvorstellbar ist, ist für zahlreiche Frauen bittere Realität: sexuelle Gewalt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein Randphänomen, wie eine repräsentative Studie des Österreichischen Instituts Familienforschung (ÖIF) aus dem Jahr 2011 zeigt.
Demnach hat beinahe jede dritte Frau in Österreich sexuelle Gewalt erlebt. Sieben Prozent der befragten Frauen gaben damals an, bereits eine Vergewaltigung erlebt zu haben. Weitere 8,9 Prozent berichteten von einer versuchten Vergewaltigung.
Zahl der Anzeigen steigt jährlich an
Die Zahl der Anzeigen wegen Vergewaltigung hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. 2023 wurde mit 1.118 Anzeigen ein neuer Höchststand erreicht, wie die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt.
Hinzu kamen 178 Anzeigen wegen versuchter Vergewaltigung.
Die Opfer sind zu 95 Prozent Frauen, fast ein Drittel davon minderjährig.
Tatort Wohnung, Täter bekannt
Aus der Kriminalstatistik geht zudem hervor, in welchem Verhältnis die männlichen Tatverdächtigen zu den weiblichen Opfern stehen:
- 46 Prozent fallen unter "Bekanntschaftsverhältnisse"
- In 29 Prozent der Fälle besteht ein familiäres Verhältnis
- 16 Prozent betreffen Zufallsbekanntschaften
- In acht Prozent besteht keinerlei vorheriger Kontakt zwischen Täter und Opfer
Über die Hälfte (59 Prozent) aller angezeigten Vergewaltigungen an Frauen wurde im Wohnbereich – also in einem nicht öffentlichen Raum – begangen.
Niedrige Verurteilungsquote, hohe Dunkelziffer
Trotz hoher Anzeigewerte kommt es nur selten zu Verurteilungen: 2022 wurden 1.139 Anzeigen registriert, aber lediglich 122 Verurteilungen ausgesprochen. Die Verurteilungsquote liegt somit nur bei rund zehn Prozent.
Die tatsächliche Zahl an Vergewaltigungen dürfte jedoch deutlich höher sein. Laut ÖIF-Prävalenzstudie zeigen nur 8,8 Prozent der betroffenen Frauen die Tat bei der Polizei an.
Hochgerechnet auf die offiziellen Anzeigedaten von 2023 würde das bedeuten: Rund 12.300 Frauen in Österreich werden jährlich Opfer einer Vergewaltigung.
Hilfe bei häuslicher Gewalt
Sind Sie Opfer von Gewalt oder kennen jemand, der es ist? Hier finden Sie Hilfe:
Frauen-Helpline: 0800/222 555
Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
Männerberatung Wien: 01/603 28 28
Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf 133
Video: Österreicherin erhebt Vorwürfe gegen P. Diddy
Zusammenfassung
- Vergewaltigungen zählen zu den schwersten Formen von Gewalt, werden aber oft gar nicht erst angezeigt.
- Doch wie viele Vergewaltigungen passieren jährlich in Österreich – und wie hoch ist die Dunkelziffer?