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Seilbahnunglück - Laut Richter keine Beweise gegen Seilbahn-Direktor

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Eine Richterin hat die drei seit dem schweren Seilbahnunglück am Lago Maggiore inhaftierten Männer überraschend wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Einsatzleiter steht unter Hausarrest.

Nach dem Seilbahnunglück am Lago Maggiore mit 14 Todesopfern vergangene Woche ist es bei den Ermittlungen zu einer überraschenden Wende gekommen. Laut einer Untersuchungsrichterin in der norditalienischen Stadt Verbania bestehen keine Schuldbeweise gegen den Besitzer der Seilbahnanlage "Ferrovie del Mottarone" und gegen den Direktor, die am Mittwoch zusammen mit dem Einsatzleiter festgenommen worden waren.

Keine soliden Beweise

Laut der Untersuchungsrichterin würde es an soliden Beweisen gegen den Seilbahn-Besitzer und den Direktor fehlen, wie die Vernehmung der beiden Männer am Samstag bewiesen hätte. Die beiden kamen in der Nacht auf Sonntag wieder frei. Der Einsatzleiter wurde unter Hausarrest gestellt.

Das tödliche Seilbahnunglück am Lago Maggiore ist offenbar durch die absichtliche Abschaltung eines Sicherheitssystems verursacht worden. Die Bremsvorrichtung war Medienberichten zufolge bereits seit dem 26. April, dem Tag der Wiederaufnahme des Seilbahnbetriebs, wegen eines technischen Problems außer Betrieb. Bei dem Unglück starben Familien, junge Paare und zwei Kinder.

Direktor: Abschaltung der Notbremse "nie genehmigt"

"Ich bin froh, zu meiner Familie zurückzukehren, aber ich bin verzweifelt wegen der 14 Todesopfer", sagte der Betriebsdirektor beim Verlassen des Gefängnisses von Verbania. Er habe über die Aussetzung der Notbremse nichts gewusst. "Ich hätte diesen Beschluss nie genehmigt", versicherte er.

Der Seilbahn-Einsatzleiter gestand seine Verantwortung ein. Er habe nie gedacht, dass es zu einem Kabelriss kommen würde. "Ich bin kein Krimineller. Ich hätte keine Menschen in die Kabine einsteigen lassen, wenn ich gedacht hätte, dass das Seil reißen würde", sagte der Mann, der seit 38 Jahren für die Seilbahngesellschaft "Ferrovie del Mottarone" arbeitet.

Inspektion zur Ursachenfindung

In den kommenden Tagen wird die Inspektion durch einen Berater der Staatsanwaltschaft von Verbania am Unfallort beginnen. Die Arbeit des Beraters konzentriert sich auf das gerissene Zugseil, um die Ursachen des Bruchs zu prüfen. Der Anwalt des angeklagten Einsatzleiters ist bereit, seine eigenen technischen Berater zu ernennen.
 

Überlebender Bub fragt nach Familie

Inzwischen besserte sich der Zustand des einzigen Überlebenden. Der fünfjährige Bub aus Israel, dessen Familie starb, erwachte aus dem Koma. "Er fragt nach seinen Eltern, seine Tante und seine Großmutter bleiben immer in seiner Nähe", teilten die Ärzte mit. Das Kind wird noch einige Tage auf der Intensivstation bleiben. Die Stadt Pavia, in der die bei der Seilbahnkatastrophe verunglückten Eltern des Buben lebten, starteten eine Spendensammlung für den Buben.

Die italienische Region Piemont hat einen Trauertag für die Opfer ausgerufen. Regionalpräsident Alberto Cirio rief die Bevölkerung dazu auf, am Sonntag um 12.00 Uhr eine Schweigeminute einzulegen.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Richter hat die drei seit dem schweren Seilbahnunglück am Lago Maggiore mit 14 Toten in Norditalien inhaftierten Männer wieder auf freien Fuß gesetzt.
  • Laut einer Untersuchungsrichterin in der norditalienischen Stadt Verbania bestehen keine Schuldbeweise gegen den Besitzer der Seilbahnanlage und gegen den Direktor, die am Mittwoch zusammen mit dem Einsatzleiter festgenommen worden waren.
  • Die Entscheidung fiel am späten Samstagabend, sagte die Oberstaatsanwältin der Stadt Verbania, Olimpia Bossi, dem TV-Sender RAI.
  • Am vergangenen Sonntag war eine Seilbahn-Gondel, die die Stadt Stresa am Lago Maggiore mit dem nahe gelegenen Berg Mottarone verbindet, zu Boden gestürzt.
  • Inzwischen besserte sich der Zustand des einzigen Überlebenden. Der fünfjährige Bub aus Israel, dessen Familie starb, erwachte aus dem Koma.
  • Er fragt nach seinen Eltern, seine Tante und seine Großmutter bleiben immer in seiner Nähe", teilten die Ärzte mit. Das Kind wird noch einige Tage auf der Intensivstation bleiben.

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