APA/APA/dpa/Monika Skolimowska

Salmonellen in Kinder-Schokolade - Ferrero räumt Fehler ein

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Nach dem Bekanntwerden mehrerer Salmonellen-Fälle hat der Süßigkeitenhersteller Ferrero Fehler im Umgang mit den Rückrufen einiger Produkte zugegeben. Das italienische Unternehmen räumte am Freitag "interne Ineffizienzen" ein, "die dafür sorgten, dass es Verzögerungen bei den Rückrufen und beim Informationsaustausch gab". Deshalb seien die Untersuchungen zu dem Fall nicht so schnell und effizient wie nötig durchgeführt worden, hieß es der Mitteilung.

Die Nachrichtenagenturen Ansa und Adnkronos zitierten am Freitagabend daraus. Zuvor war bekannt geworden, dass der Süßwaren-Riese die Produktion in die Fabrik in Arlon in Belgien vorerst stoppen musste. Die Aufsichtsbehörde Afsca kündigte am Freitag an, die Produktionslizenz in Folge von Ermittlungen zu entziehen. Ferrero habe für diese nicht ausreichend Informationen geliefert, so die Mitteilung. Mitten im Ostergeschäft müssen demnach alle Produkte aus dem Werk zurückgerufen werden, unabhängig vom Produktionsdatum.

Auch in Österreich werden ausgewählte Chargen von Kinderprodukten vorsorglich zurückgerufen bzw. aus den Regalen in den Supermärkten entfernt. Der Mitteilung von Afsca zufolge sind hiervon alle Kinder Surprise, Kinder Mini Eggs, Kinder Surprise Maxi und Schoko-Bons betroffen, die in Arlon gefertigt wurden. Afsca bat auch alle Vertriebsfirmen, die entsprechenden Produkte aus dem Einzelhandel zu nehmen. Das Werk in Arlon dürfe erst wieder öffnen, wenn alle Regeln und Anforderungen der Lebensmittelsicherheit erfüllt seien. Laut Ferrero entfallen auf das Werk in Arlon rund sieben Prozent des Gesamtvolumens der jährlich weltweit hergestellten Kinderprodukte. Es würden lokale Lösungen etabliert, um die Verbraucher bei der Rückrufaktion zu unterstützen.

Die Ursache für die Verunreinigung von Kinder-Schokolade mit Salmonellen dürfte ein Filter am Auslass von zwei Rohstofftanks in einem belgischen Werk gewesen sein. Ferrero gab am Freitag in einer Aussendung bekannt, dass das Vorhandensein von Salmonellen am 15. Dezember 2021 in Arlon festgestellt wurde. Daraufhin wurden Untersuchungen eingeleitet, um den Herkunftsort zu finden. Am Freitag stoppten die Behörden die Produktion in Arlon.

In Zusammenarbeit mit mehreren Lebensmittelsicherheits- und Gesundheitsbehörden in Europa hat das laut Ferrero eine Übereinstimmung beim Genotypvergleich zwischen den gemeldeten Salmonellenfällen in Europa und dem Werk in Arlon gezeigt. Nachdem klar war, dass der Filter der Verursacher war, wurden die Materialien und Fertigprodukte blockiert und nicht freigegeben sowie der Filter sofort ausgetauscht. Zudem wurden "das bereits hohe Maß an Kontrollen bei den Halbfertig- und Fertigprodukten erheblich verstärkt".

"Die Angelegenheit wird derzeit in Zusammenarbeit mit den Behörden für Lebensmittelsicherheit untersucht", versicherte Ferrero. "Der Rückruf, der vorsorglich eingeleitet worden war und sich auf in Belgien hergestellte Produkte bezieht, wird mit den Handelspartnern in allen Zielländern für die betroffenen Chargen von Kinder-Überraschungseiern, Kinder Mini Eggs, Kinder Überraschung Maxi 100g und Kinder Schokobons umgesetzt." Alle anderen Kinder- und Ferrero-Produkte seien von diesem Rückruf nicht betroffen. "Wir bedauern diese Angelegenheit zutiefst und möchten den Behörden für die laufende Zusammenarbeit und die Empfehlungen danken."

Warum Ferrero nicht schon damals die bereits im Umlauf befindlichen Produkte zurückrief, ist unklar. Zahlreiche europäische Ländern haben die Kinder-Produkte zurückgerufen. Bisher seien laut EU-Behörden 105 bestätigte Salmonellenfälle sowie 29 Verdachtsfälle registriert worden. In Österreich gab es laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) noch keinen Fall. Auch Weihnachtsartikel fallen unter die betroffenen Produkte.

Zu Beginn der Woche waren zunächst in Großbritannien und Frankreich Fälle von Salmonellen-Erkrankungen bekannt geworden. In Großbritannien waren vor allem kleine Kinder an einer Salmonellen-Infektion erkrankt, wie die Nachrichtenagentur PA am Montag meldete. Kurz darauf rief Ferrero einige Chargen an Kinder-Überraschungseiern zurück.

Auch in Frankreich hatte Ferrero zu Wochenbeginn nach 21 Infektionsfällen Produkte zurückgerufen, wie die Gesundheitsbehörden in Paris mitteilten. Nach deren Angaben handelt es sich genetisch um dieselben Salmonellen, die für einen Ausbruch von Salmonellen-Erkrankungen in Großbritannien und Irland verantwortlich sind.

Nach Australien hat auch die USA die Produkte der Kinder-Süßwarenserie zurückgerufen. Weil "Happy Moments Chocolate Assortment" und "Mix Chocolate Treats Basket" durch Salmonellen verunreinigt sein könnten und daher ein mögliches Gesundheitsrisiko darstellten, nehme Ferrero die Waren freiwillig vom Markt, heißt es in einer Unternehmensmitteilung, die die US-Lebensmittelbehörde FDA am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichte. Erkrankungsfälle in den USA seien bisher nicht gemeldet worden.

"Eine Salmonellen-Erkrankung äußert sich innerhalb weniger Tage nach der Infektion mit Durchfall und Bauchschmerzen, manchmal mit Erbrechen und leichtem Fieber", teilt die deutsche Verbraucherzentrale mit. Bei gesunden Menschen klingen die Beschwerden demnach in der Regel nach einigen Tagen wieder ab. In bestimmten Fällen könne es jedoch zu schweren Krankheitsverläufen kommen, insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern, alten Menschen und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem.

(S E R V I C E - Eine genaue Liste der betroffenen Produkte auf der AGES-Homepage unter http://go.apa.at/cIPENqh0)

ribbon Zusammenfassung
  • Nach dem Bekanntwerden mehrerer Salmonellen-Fälle hat der Süßigkeitenhersteller Ferrero Fehler im Umgang mit den Rückrufen einiger Produkte zugegeben.
  • Das italienische Unternehmen räumte am Freitag "interne Ineffizienzen" ein, "die dafür sorgten, dass es Verzögerungen bei den Rückrufen und beim Informationsaustausch gab".
  • Warum Ferrero nicht schon damals die bereits im Umlauf befindlichen Produkte zurückrief, ist unklar.

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