Römischen Eroberern waren Pferde der Germanen zu klein
Mohandesan untersuchte mit einem internationalen Team Proben von über 40 Pferden aus der späten Eisen- und Römerzeit im nördlichen Alpenvorland morphologisch (von der Form her), studierte archäologische Funde und ging historischen Hinweisen nach. Außerdem führte die Forscherin vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien Erbgutanalysen bei den "Equiden" (Pferden und Maultieren) durch.
"Die römische Eroberung des nördlichen Alpenvorlands im Jahr 15 vor Christi Geburt markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Region", schrieb sie in einer Aussendung: Die römischen Pferde waren nämlich im Durchschnitt deutlich größer als ihre eisenzeitlichen Vorgänger.
"Historische Quellen berichten, dass die Römer die kleinen Pferde der lokalen germanischen Stämme als ungeeignet für den Einsatz in der Kavallerie betrachteten und daher größere Tiere importierten", so Mohandesan: "Wir konnten aber keine genetische Grundlage für die größere Statur der römischen Pferde identifizieren." Stattdessen lag das wohl an einer verbesserten Ernährung, Haltung oder gezielten Zuchtpraktiken.
Pferde aus gesamtem Römischen Reich importiert
Die genetischen Untersuchungen zeigten aber sehr wohl eine gesteigerte Vielfalt unter den Equiden, die dadurch zustande kam, dass die Römer Pferde aus ihrem gesamten Reich einführten, berichtet die Forscherin: "Historische Texte und genetische Beweise bestätigen auch eine klare Unterscheidung in der Verwendung: Männliche Pferde wurden in erster Linie für militärische Zwecke eingesetzt, während weibliche Pferde zivile Aufgaben wie den Transport übernahmen."
Auch Maultiere, also die Nachkommen von Pferden und Eseln, waren für die römische Logistik unverzichtbar, da sie Güter und militärische Vorräte transportierten, erklärte sie. Laut Studiendaten wurden diese aber nicht lokal gezüchtet, sondern stammten "wahrscheinlich aus spezialisierten Zuchtzentren in Provinzen wie Gallia Belgica (heutzutage etwa Nordfrankreich und Belgien, Anm.) oder Italien."
(S E R V I C E - Studie online: https://go.apa.at/j3WwhImg)
Zusammenfassung
- Die Römer brachten nach ihrer Eroberung des nördlichen Alpenvorlands im Jahr 15 v. Chr. deutlich größere Pferde als die lokalen Eisenzeit-Germanen in die Region und importierten sie aus Teilen ihres Reiches wie Hispanien, Britannien und Thrakien.
- Die Untersuchung von über 40 Pferdeproben zeigte, dass der Größenunterschied nicht genetisch, sondern auf bessere Ernährung, Haltung und gezielte Zuchtpraktiken der Römer zurückzuführen war.
- Neben einer erhöhten genetischen Vielfalt bei den Pferden wurden auch Maultiere für die römische Logistik genutzt, die meist aus spezialisierten Zuchtzentren wie Gallia Belgica oder Italien stammten.