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Prozess gegen korrupten Ex-Mitarbeiter der Wiener Polizei

Heute, 10:53 · Lesedauer 2 min

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Wiener Polizei ist am Freitag am Landesgericht zur Verantwortung gezogen worden. Der junge Mann war als Kanzleikraft beschäftigt und hatte von Jänner bis März 2023 entgeltlich Datenabfragen aus dem Polizeicomputer vorgenommen, wobei ihm die zahlenden Kunden ein türkisch stämmiger Mann vermittelte, den er in einem Friseurgeschäft kennen gelernt hatte. In weiterer Folge erweiterten die beiden ihr Geschäftsmodell.

Gemeinsam mit dem mitangeklagten 40-Jährigen kam der Polizei-Mitarbeiter bei einem Treffen in einem Favoritner Kaffeehaus auf die Idee, Leuten das "Blaue vom Himmel" zu versprechen. Der im Tatzeitpunkt 20-Jährige gab Landsleuten seines Bekannten vor, er könne ihnen Visa und Sprachzertifikate beschaffen, Verwaltungsstrafen tilgen und Führerscheine besorgen. "Wir haben geglaubt, dass wir mit Geschäften auf Luft viel Geld machen können", offenbarte der inzwischen ehemalige Vertragsbedienstete der Polizei einem Schöffensenat.

Er zeigte sich umfassend und reumütig geständig. "Ich bin komplett schuldig. Ich hab' nur das Geld gesehen. Ich hab' mich leider zu dem verlockenden Angebot hinreißen lassen." 10.000 bis 12.000 Euro hätten ihm seine illegalen Nebengeschäfte in den zwei, drei Monaten eingebracht, ehe er aufflog. Das Geld habe er benötigt, weil er sich in einer "schlechten Lebenslage" befunden hätte.

Konkret hatte der junge Mann Angst vor dem Verlassenwerden. Er war damals mit einer älteren Partnerin liiert, die zwei Kinder in der Beziehung mitgebracht hatte. Der Angeklagte unterstützte sie finanziell, wobei er mit seinem regulären Einkommen das auf Dauer nicht bestreiten konnte, wie er dem Gericht gestand. Offenbar befürchtete er, wieder Single zu sein, sollte er ihr nicht mehr finanziell unter die Arme greifen können: "Ich hatte Angst, dass ich sie verliere. Ich habe Angst gehabt, wenn ich das Geld nicht liefere, ist sie weg."

Zusammenfassung
  • Ein 20-jähriger Ex-Mitarbeiter der Wiener Polizei stand vor Gericht, weil er von Jänner bis März 2023 gegen Bezahlung Datenabfragen aus dem Polizeicomputer durchführte.
  • Gemeinsam mit einem 40-jährigen Komplizen versprach er Landsleuten Visa, Sprachzertifikate, Tilgung von Verwaltungsstrafen und Führerscheine, wodurch er in zwei bis drei Monaten rund 10.000 bis 12.000 Euro verdiente.
  • Sein Motiv war eine finanzielle Notlage und die Angst, seine Partnerin zu verlieren, wenn er sie und ihre Kinder nicht mehr unterstützen könnte.