Prozess gegen Frau nach Tötung von Baby bei Klinik Favoriten
Das Baby war am 21. November 2024 aus der neonatologischen Station der Klinik unauffindbar, was von einer Pflegerin bemerkt worden war. Eine groß angelegte Suchaktion, auch mit Hunden und einer Drohne, brachte zunächst keinen Erfolg. Der Leichnam des Kindes wurde wenig später außerhalb des Klinikgeländes in dem Container in der Kundratstraße gefunden, nachdem die Frau dazu Angaben gemacht hatte.
Die 30-Jährige war einige Jahre mit dem Kindesvater liiert, 2022 verlobten sich die beiden sogar. Doch ein Ereignis änderte die Beziehung: Das Paar wurde vor drei Jahren wegen des Verdachts der Schlepperei in Ungarn festgenommen und befand sich einige Monate in Haft. Die Familie der Frau hat seitdem die 30-Jährige zur Trennung gedrängt, weil die Verwandten dem Schwiegersohn in spe die Schuld an der Inhaftierung gaben. Das Verhältnis war nachhaltig zerrüttet, die Frau wurde regelrecht von den Eltern überwacht. Somit traf sich die Beschuldigte nur noch heimlich mit dem Mann.
Im Juli 2024 bemerkte sie ihre Schwangerschaft. Aus Angst, von den Eltern verstoßen zu werden, beschloss das Paar einen Schwangerschaftsabbruch, der aber aufgrund des fortgeschrittenen Zustandes nicht mehr möglich war. Die Frau verheimlichte dann, dass sie ein Kind erwartet, und ging auch zu keinem Arzt. Erst auf Drängen ihres Freundes suchte sie einen Mediziner auf, der ihr sagte, dass das Baby wohlauf sei und der Geburtstermin Mitte Dezember 2024 sein würde. Am 14. November 2024 setzten bei der Frau die Wehen ein und sie brachte ein gesundes Mädchen zur Welt.
Spitalsentlassung als Belastung für die Frau
Der Säugling wurde aufgrund der frühen Geburt zur Überwachung auf die Neonatologie gebracht, entwickelte sich aber gut. Während sich der Kindesvater über seine Tochter freute, reagierte die Familie der Frau alles andere als positiv. Am 21. November 2024 sollte die Frau entlassen werden, was sie belastete und unter Druck setzte. Für die 30-Jährige, die von Astrid Wagner anwaltlich vertreten wird, war die Situation völlig aussichtslos, da sie ihre Mutterschaft ablehnte.
Am Tag der Entlassung packte sie das Kind in ein Einkaufssackerl und verließ die Klinik. Laut Staatsanwaltschaft soll sie das Mädchen durch stumpfe Gewalteinwirkung getötet haben. Das eine Woche alte Mädchen hatte ein massives Schädelhirntrauma sowie mehrfache Knochenbrüche erlitten. Die Frau entsorgte den Leichnam in dem Müllcontainer und ging zurück ins Krankenhaus, wo das Fehlen des Kindes bereits bemerkt worden war. Angesprochen darauf, gab sie sich ahnungslos und berichtete auch dem Kindesvater, dass das Baby plötzlich verschwunden sei. Auf sein Nachfragen, ob sie mit dem Verschwinden zu tun hätte, bestritt sie es vehement.
Leichnam des Kindes einen Tag später entdeckt
Einen Tag später wurde der Leichnam des Kindes gefunden, die Frau festgenommen. Sie gab zu, das Baby getötet zu haben. Bei dieser Verantwortung wird sie laut Anwältin Wagner auch bleiben. Sie habe von Anfang an kein Kind gewollt. Mittlerweile soll sie unter einer ausgeprägten Depression leiden, war aber zum Zeitpunkt der Tat zurechnungsfähig. Im Falle einer Verurteilung im Sinne der Anklage drohen der bisher unbescholtenen Frau zehn bis zu 20 Jahre oder lebenslange Haft.
Zusammenfassung
- Am 8. Juli steht eine 30-jährige Frau in Wien vor Gericht, weil sie ihr neugeborenes Baby am 21. November 2024 aus der Klinik Favoriten entführt und getötet haben soll.
- Die Frau ist geständig und nennt familiären Druck und die Angst vor dem Ausschluss durch ihre Eltern als Motiv, nachdem ein Schwangerschaftsabbruch wegen des fortgeschrittenen Stadiums nicht mehr möglich war.
- Das eine Woche alte Mädchen wurde mit massiven Kopfverletzungen und Knochenbrüchen tot in einem Müllcontainer gefunden, der Frau drohen zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.