Polizeigewalt in Simmering: Polizist schlägt Mann mit Kopf auf Boden

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Ein PULS 24-Kameramann nahm im Zuge der Dreharbeiten beim Mordfall in Wien-Simmering am Sonntag wilde Szenen zwischen mehreren Polizisten und einem Passanten auf.

Brutale Szenen, die mutmaßliche Polizeigewalt darstellen, spielen sich Sonntagnachmittag am Rande eines Mordes in Wien-Simmering ab. Im Zuge der Berichterstattung zur tödlichen Schießerei in einem Copy-Shop, filmt ein PULS 24-Kameramann, wie ein 19-jähriger Passant auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Tatortes bei einem Bankomat Geld abheben möchte.

Eine sichtbare Absperrung gibt es nicht. Ein Polizist steht am Gehweg, direkt vor dem Automaten. Der österreichische Staatsbürger erklärt Beamten, die ihm den Weg versperren, dass er zum Bankomaten wolle. Es kommt zur Diskussion, die bald etwas rauer im Ton wird. Leichter Körperkontakt entsteht während der Diskussion auf beiden Seiten. Ein zweiter Polizist kommt dazu.

Polizist schlägt Mann mit Kopf auf Boden


Einem der Beamten reißt offenbar der Geduldsfaden, er legt seinen Ellbogen um den Passanten, ringt ihn zu Boden und nimmt seine Hand in einen Schmerzgriff. Mehrere andere Polizisten laufen zur Verstärkung herbei. Der Passant wird auf den Bauch geworfen, er argumentiert dabei lautstark, warum er fixiert werde, er habe nichts falsch gemacht, wolle nur zum Bankomaten.

Mit Kopf gegen Gehsteig

In den Aufnahmen von PULS 24 ist danach auch zu sehen, wie ein Polizist den Kopf des Mannes mehrfach gegen den harten Betonboden des Gehsteigs donnert. Der am Boden Fixierte beginnt daraufhin zu bluten, sein Kopf liegt in einer roten Lache, bis er zur Seite gedreht wird. Am Ende wird der Mann mit der Rettung abtransportiert.

Auf PULS 24-Anfrage erklärt die Berufsrettung Wien, dass sie keine Auskünfte zu den Verletzungen und der Schwere mitteile.

Widerstand gegen die Staatsgewalt

Auf PULS 24-Anfrage erklärte die Polizei, dass der Mann einen abgesperrten Bereich betreten wollte. Nach einer Information der Polizei diesbezüglich, "setzte er eine Anstandsverletzung". Anschließend wurde der 19-Jährige wegen "des Verdachts des Widerstandes gegen die Staatsgewalt sowie der schweren Körperverletzung" festgenommen. Der Mann habe sich gegen die Festnahme gewaltsam gewehrt, "wodurch ein Polizist verletzt wurde".

Auch die Verletzung des Passanten räumt die Polizei ein. Er sei durch Beamte versorgt und die Rettung verständigt worden. Nach der Vernehmung wurde der österreichische Staatsbürger auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien auf freiem Fuß angezeigt.

Zwangsgewalt "muss immer verhältnismäßig sein"

Teresa Exenberger, Juristin bei Amnesty International Österreich, erklärt auf PULS 24-Anfrage, dass man sich zu dem konkreten Fall nicht äußeren kann. Grundsätzlich müsse die Anwendung von polizeilicher Zwangsgewalt "immer verhältnismäßig sein". Zwangsgewalt sei nur dann anzuwenden, "wenn diese gesetzlich vorgesehen ist".

Als Beispiel nennt sie Angriffsabwehr oder unter bestimmten Voraussetzungen auch für eine Festnahme. Dabei müssten die Beamten darauf achten, "nur so wenig Zwangsgewalt wie unbedingt notwendig" anzuwenden. "Dies bedeutet – salopp gesprochen – dass alles, was darüber hinaus geht oder beispielsweise Schläge zur Bestrafung niemals verhältnismäßig sein können."

Frau durfte Bankomat nutzen

Eine junge Frau durfte zuvor übrigens am Bankomaten Geld abheben. Sie benötigte Bargeld, um eine Restaurantbestellung zu begleichen. 

Hinweis: Der Artikel wurde um 17 Uhr mit den Statements der Berufsrettung Wien und Amnesty International ergänzt.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein PULS 24-Kameramann nahm im Zuge der Dreharbeiten beim Mordfall in Wien-Simmering am Sonntag wilde Szenen zwischen mehreren Polizisten und einem Passanten auf.
  • Ein Passant wollte zu einem Bankomaten, wurde aber von einem Beamten daran gehindert.
  • Es kam zu einer Diskussion, die bald aggressiv wurde. Schließlich wurde der Passant von mehreren Polizisten überwältigt.
  • Dabei schlug ihn ein Beamter sichtbar mit dem Kopf gegen den Betonboden des Gehsteigs.

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